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Botschaft aus der Unterwelt

Botschaft aus der Unterwelt

Titel: Botschaft aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Erlhoff
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doch Lester Price, oder?« Vorsichtig setzte sich Justus auf. Ihm war etwas schwindelig. Der Mann hob das Lexikon, das er noch immer in den Händen hielt.
    »Die Cambridge-Enzyklopädie der britischen und amerikanischen Literaturgeschichte, Band acht.« Der Erste Detektiv fasste sich erneut an den Kopf. »Schwerer Lesestoff. Das hat mich echt umgehauen.«
    »Was willst du von mir?« Der Mann war sichtlich nervös. Justus musterte ihn. Price war noch jung, vielleicht Mitte zwanzig. Er hatte wirre dunkle Haare und trug ein verwaschenes T-Shirt. Das Auffälligste an ihm war eine lange weiße Narbe, die sich über seinen Unterarm bis zum Ellenbogen zog.
    »Ich sollte Sie suchen.« Justus hatte sich dazu entschlossen, die Wahrheit zu sagen. »Meine Freunde und ich betreiben ein kleines Detektivbüro. Erst kürzlich haben wir einen Fall gelöst und damit jemanden erzürnt – ausgerechnet den Kopf eines Verbrechersyndikats. Er hat uns unter Druck gesetzt und uns einen Auftrag gegeben.«
    »Lass mich raten: Ihr solltet mich finden.«
    »Genau. Die Männer des Verbrecherbosses haben in New York den Zettel abgefangen, den Sie Ihrem Freund geschrieben haben. Denen war klar, dass die Spur nach Los Angeles führte, aber weiter kamen sie nicht. Deshalb wurden wir engagiert. Wir sind spezialisiert auf Rätsel und Mysterien aller Art.«
    »Großartig!« Der junge Mann raufte sich die Haare. Er klang nicht so, als fände er die Nachricht großartig. Eher das Gegenteil. »Hast du überhaupt eine Ahnung, was jetzt passiert? Jetzt, wo du mich gefunden hast? Wahrscheinlich nicht! Aber ich kann es dir sagen. Diese Typen sichern sich nämlich hundertfach ab. Die haben dich und deine Freunde die ganze Zeit mit Wanzen, Kameras und Peilsendern überwacht. Und in fünf Minuten sind sie hier und machen uns beide fertig.« Er sah sich hektisch um. Dann riss er eine Schublade auf. »Ich wusste, dass sie mich finden würden. Ich wusste es! Aber ich bin darauf vorbereitet!« Price zog eine Pistole aus der Schublade. Mit zitternden Händen entsicherte er sie umständlich.
    »Seien Sie bloß vorsichtig!«, gebot Justus. »Nicht dass Sie sich damit noch in die eigenen Füße schießen.«
    »Das nehme ich in Kauf!« Mit der freien Hand schnappte sich Price eine bereits fertig gepackte Reisetasche, die neben dem Sofa stand. »Ich haue ab. Mach, was du willst.«
    »Warten Sie! Ich wurde nicht verfolgt. Und es gibt auch keinen Sender. Ich habe alle meine Sachen abgesucht – und zwar gründlich«, versuchte Justus den Mann zu beruhigen.
    »Ach ja? Bist du dir da sicher?«
    »Ja.«
    »Ich aber nicht! Weißt du was? In New York haben sie einem Mann einen Sender in den Arm implantiert. Das ging ganz schnell. Zack, schon wussten sie, wo er sich aufhält«, sagte Price. Seine Stimme überschlug sich beim Reden. »Du kannst gar nicht ausschließen, dass sie dich verfolgen, abhören und überprüfen. Jede einzelne Sekunde!«
    »Ich bin kein Anfänger«, sagte Justus ruhig. »Meine Kollegen und ich, wir haben wirklich alles überprüft. Im Büro haben wir tatsächlich Wanzen gefunden und möglicherweise sind auch welche im Wohnhaus, aber das war uns von Anfang an bekannt. Wir haben nie offen über unsere Ermittlungen gesprochen. Und ich könnte mich doch wohl erinnern, wenn man mich überfallen hätte und mir einen Sender in den Arm geschossen hätte! Niemand hat mich angerührt! Und keiner weiß, dass ich jetzt gerade hier bin. Dafür habe ich wirklich gesorgt.«
    Lester Price entspannte sich etwas, doch die Waffe legte er nicht ab. »Gut, aber ich werde trotzdem beim Marshals Service anrufen, okay?«
    »Beim United States Marshals Service?«, hakte Justus überrascht nach. »Dann sind Sie also gar nicht auf eigene Faust aus New York geflohen, sondern mithilfe eines staatlichen Zeugenschutzprogramms?«
    »Du hast es erfasst«, antwortete Price. Er fuchtelte beim Reden mit der Waffe. Justus fürchtete, dass er jeden Moment versehentlich abdrücken könnte. »Ich habe in den Semesterferien einige Ermittlungen angestellt. Es war eine harmlose Sache. Ich sollte lediglich einen Ehemann verfolgen, um zu überprüfen, ob er seiner Frau auch treu war. Er war treu, dafür hatte er anderweitig Dreck am Stecken. Er arbeitete für George Damian Luca-Postelli, einen New Yorker Unterweltboss. Statt mich an die Polizei zu wenden, schnüffelte ich weiter. Irgendwie hatte ich gehofft, da ein ganz großes Ding aufzudecken. Tatsächlich hatte ich schon bald stichhaltige Beweise

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