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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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letzten Worte in den Ohren, erst nahe, dann wie aus der Ferne… immer und immer wieder:  »Wenn du sie gar nicht kennst… wenn du sie gar nicht kennst . , . wenn du sie gar nicht kennst…«
    Ich wollte gerade sagen: »Nein, ich kenne sie  nicht«,  als der Schein der großen, eisernen Lampe erlosch, und ich wachte auf und fand mich in diesem Zimmer wieder. In einer Hinsicht hatte Bob jedenfalls recht: Ich war hineingekommen. Das Problem war nur: Würde ich jemals wieder  herauskommen?  Warum, in aller Welt, hatte ich ihm nicht die ganze Geschichte erzählt? Hineingezogen würde er ohnehin, wenn diese Banditen irgendwie erfuhren, daß er mich hier heraufgeführt hatte. Dann mußten sie ja  vermuten,  daß ich ihm alles gesagt hatte, ob das nun zutraf oder nicht. Und was Father Valas letzten Wunsch betraf, so wußte ich nun, daß ich ihn nicht hätte ausführen sollen. Ich hätte sofort zur Polizei gehen müssen. Und jetzt, dachte ich, sorgten die drei Monteras dafür, daß Rosa sein Kartenlegeverbot einhielt.
    Auf den ersten Blick war es eine Geste der Pietät. Stand aber vielleicht auch die Befürchtung dahinter, daß Rosas Vergehen gegen das erste Gebot – daß sie nämlich falsche Götter anbetete – tatsächlich himmlische Strafen auf die Hacienda herabrufen würde? Oder war der Grund ein ganz anderer? Fürchteten sie vielleicht, daß Rosa die Gabe hatte, in die Zukunft zu blicken und eines Tages flüstern würde:  »Das Ende der Hacienda Montera ist nahe. Es steht in den Karten. Und die Karten lügen nicht.«
    Alle diese Überlegungen vermengten sich mit meinem Traum, in dem Bob Ellison angedeutet hatte, daß es um die Monteras selbst ein unheilvolles Geheimnis gebe. Aber Träume sind Schäume, und ein unheildrohendes Geheimnis umgab nur die »Gilas«, auch wenn Bob es bis jetzt noch nicht wußte. Sobald ich wieder in der Stadt war, würde ich ihm sofort alles erzählen. Dann fiel mir ein, daß Bob erst in sechs Tagen zurückkehren würde.
    Sechs Tage? Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.
    Während ich mich ankleidete, überlegte ich, wie die Nachricht von Father Valas Ermordung wohl in der Stadt aufgenommen würde. Wie unangenehm, daß es hier keine Zeitungen gab! Vielleicht war die Bande schon längst verhaftet worden?
    Ich starrte in den Spiegel und sah eine immer noch attraktive, aber doch von Angst gezeichnete Sally Terrill. Nein, es war nicht nur das Fehlen der Zeitungen, was mir meine Abgeschlossenheit hier so bedrückend vorkommen ließ. Niemand schaltete hier ein Radio an… oder einen Fernsehapparat. Natürlich, Don Carlos und seine Brüder wollen ja um jeden Preis ihre alte Großmutter schonen. Aber gab es denn hier überhaupt Radio oder Fernsehen? In meiner Erregung hatte ich gar nicht darauf geachtet.
    Und trotzdem: War dieser »Schutz« nicht weit übertrieben? Immerhin gab es auch uns andere Bewohner der Hacienda noch. Hatten wir nicht das Recht, Nachrichten zu hören? Wenn jemals Kontakt mit der Außenwelt nötig war, dann hier! Dann fiel mir ein, daß Teresa gesagt hatte, Don Carlos und seine Brüder hielten sich auf dem laufenden.
    Mein Ärger verrauchte ein wenig; schließlich versuchten sie ja nur, Angst und Schrecken von uns allen fernzuhalten und die Zeit, bis dieser Alptraum vorüber sein würde, erträglicher zu machen. Aber sobald ich an diesem Abend Gelegenheit haben würde, allein mit einem der drei Männer zu sprechen, würde ich ihm einige Fragen stellen und auf Antwort bestehen. Wenn ihnen klar war, daß meine Angst viel größer war, solange ich von nichts erfuhr, würden sie auch mich informieren. Ein Gefühl der Wärme durchlief mich, als ich an mein Gespräch mit Carlos dachte. Konnte ich jetzt nicht völlig frei und aufrichtig mit ihm sprechen? Für ihn war ich doch nicht mehr die Fremde, die ich noch tags zuvor gewesen war.
    Als ich mein Zimmer verließ, mußte ich mich allerdings fragen, ob ich nicht trotz alledem noch eine Fremde war. Ich ging gerade den Korridor hinunter, als Stella aus einer der Türen zwischen meinem Zimmer und der großen sola  trat. Sie schloß die Tür und tat, als hörte sie meine Schritte auf dem gefliesten Boden nicht. »Hallo, Stella«, rief ich.
    Sie sah mich an, reagierte aber in keiner Weise. Vielmehr verschwand sie wieder hinter der Tür, bis ich vorbei war. Ich verdrängte Stellas merkwürdiges Benehmen, so gut ich konnte, wenngleich mir klar war, daß viele Leute ein hartes Leben hatten, ohne so zu werden wie sie. Oder wie ihr

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