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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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zuerst müssen wir Dolores besuchen. Wenn wir das nicht tun, und sie hört die Gitarre…«
    Dolores!  Mein Gott, dachte ich, nicht schon wieder!
    Carlos lächelte Dona Isabella zu und murmelte: »Aber natürlich. Niemand soll sich auf der Hacienda Montera einsam fühlen!«
    Nein? Etwas in mir bäumte sich auf. Aber  ich  bin doch so einsam… So voller Angst… Ich weiß nicht mehr aus noch ein. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. »Aber was ist denn nur mit Ihnen?« stieß ich hervor. »Verstehen Sie denn nicht – wir sind in  Gefahr?  Wir  alle!  Wenn Sie in einem solchen Augenblick das Porträt einer Toten besuchen wollen, dann tun  Sie  das. Ich nicht. Ein Sterbender hat Sie gewarnt, aber er hätte sich seine letzten Worte sparen können. Ich habe Ihnen seine Warnung überbracht; mehr kann ich nicht tun. Wenn Sie also entschlossen sind, eine leichte Beute dieser Bande zu werden, dann wissen Sie, was  Sie   wollen.  Ich  jedenfalls verlasse dieses Haus morgen früh… Bei Tagesanbruch!«
    Alle starrten mich an. Mir war, als hörte ich Carlos sagen: »Reden Sie keinen Unsinn, Sally. Sie wissen, daß Sie hier nicht wegkönnen.« Und da waren noch andere Stimmen. Aber ich hörte nicht mehr auf sie. Ich war bereits unterwegs, um Zuflucht in meinem Zimmer zu suchen.
     
    9
    Es war lange nach Mitternacht, als ich die Geräusche hörte, vor denen ich mich gefürchtet hatte, seit ich an der Tankstelle zum ersten Male die »Gilas« gesehen hatte.  Das Knattern schwerer Motorräder.  Als ich davon erwachte, glaubte ich zunächst an einen Alptraum. Aber dann sprang ich aus dem Bett und stellte fest, daß der kalte Schweiß, der mir ausgebrochen war, kein Traum war.
    Die Bande war unten – und kam auf die Hacienda Montera zu!
    Mein Herz pochte wie wild. Jeden Moment mußte die Wache – wer auch immer es war – hereinkommen und uns warnen. Und jeden Augenblick mußte jemand an meine Zimmertür klopfen und rufen: »Señorita, stehen Sie auf, ziehen Sie sich an. Die ›Gilas‹ kommen!«
    Ich wagte nicht, Licht zu machen, und suchte im Dunkeln nach meinen Kleidern. Aber ich hörte keine Schritte; keine Türen öffneten sich in der Hacienda. Als ich mich angezogen hatte, stand ich schaudernd da und flüsterte in die Dunkelheit:  Warum sind sie nicht schon alle auf? Warum tut niemand etwas? O Gott, wo sind sie denn alle?«
    Plötzlich verstummte der Motorradlärm. In der Grabesstille, die eintrat, hatte ich das Gefühl, daß alle Monteras die Hacienda verlassen hatten, und daß ich allein zurückgeblieben war, um auf diese schicksalhafte Begegnung mit den »Gilas« zu warten. Als der Lärm wieder anfing, sagte ich mir: »Die Monteras haben dich nicht alleingelassen; sie müssen in ihren Zimmern sein; sie leben doch hier.« Wahrscheinlich hatte der Abend, ungeachtet dessen, daß ich davongestürmt war, den geplanten Verlauf genommen, und sie waren spät zu Bett gegangen und schliefen jetzt tief. Es war durchaus möglich, daß die Wache bemerkt hatte, was vorging, aber nicht wagte, die Bewohner der Hacienda aufzuschrecken. Ich mußte die Monteras selbst warnen.
    Ich verließ mein Zimmer und tastete mich durch den dunklen Korridor. Meine Angst wurde noch dadurch gesteigert, daß ich nicht wußte, wo die anderen schliefen – bis auf Dona Isabella, die aber die letzte war, die ich wecken wollte. Sie war alt und schwach und konnte mir keine Hilfe sein. Vielmehr brauchte sie selbst Hilfe.
    Teresa hatte gesagt, daß die Quartiere des Personals im hinteren Teil des Gebäudes seien. Da ich mich aber nicht auskannte, konnte es ewig dauern, bis ich sie fand. Und wenn, dann würde ich vielleicht nur Rosa, Teresa und Stella antreffen, da Joe möglicherweise auf Wache war. Vielleicht würde ich auch auf Pedro stoßen; aber wie Abuela brauchte auch er eher Beistand, als daß er anderen eine Hilfe war.
    Nein, ich mußte die Enkel finden. Sie allein konnten diese Hacienda verteidigen, wenn sie zu verteidigen war. Nicht einmal die Motorräder konnte ich mehr hören, während ich mich aufgeregt weitertastete. Es war, als sei ich lebendig in dicken Ziegelmauern begraben!
    Schließlich blieb ich stehen und überlegte. Irgendein System mußte ich mir zurechtlegen, sonst würde ich die Männer niemals finden. Ich beschloß, bis zur großen  sala  zu gehen. Dort würde ich umkehren und auf dem Rückweg an jede Tür klopfen. Klopfen und die Türklinken drücken und alles tun, um jemand, der sich in diesem Zimmer befand,

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