Botschaft des Schreckens
zurückgelegt. Können wir das Thema jetzt nicht beenden?«
»Nein«, sagte ich kühl, »ich fürchte, das können wir nicht. Wenn Sie in Ihrer manana-welt weitertreiben wollen – ich nicht! Aber auch für Sie verbietet sich das. Ja, ich weiß, ich bin keine große Hilfe gewesen. Ich konnte Ihnen Father Valas letzte Worte nicht sagen, wie sehr ich mir auch den Kopf darüber zerbrach. Dennoch finde ich es sehr seltsam, daß die brutale Ermordung eines Priesters von der Polizei so auf die leichte Schulter genommen wird. Weder Sie noch ich sind vernommen worden. Hat man schon jemals von einer reichen, prominenten Familie gehört, die es nicht einmal wagt, in die Stadt hinunterzu…«
»Señorita Terrill!« Carlos’ Stimme war ganz und gar nicht die eines Verliebten. Eine eisige Warnung sprach aus ihr, als wäre ich wirklich zu weit gegangen. »Wie Sie wissen, stehe ich mit der Polizei in ständiger Verbindung. Was wollen Sie denn noch mehr?«
Ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und fuhr fort: »Irgend etwas stimmt doch da nicht. So oft ich bis jetzt die Polizei rief: Sie kam sofort und half mir, so gut sie konnte. Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube, daß Sie die Polizei gar nicht wollen! Sie haben einfach die fixe Idee, ihre Hacienda selbst zu verteidigen. Tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber irgend jemand muß Sie ja aufwecken!«
Carlos antwortete nicht; er wirkte überaus müde und traurig. Antonio rief mit zornrotem Gesicht: »Sie würden das wohl alles viel besser machen Señorita?«
»Da Sie mich schon fragen, Don Antonio«, gab ich zurück, »schlechter jedenfalls nicht! Erstens einmal würde ich Radios und Fernseher aus diesem Zimmer holen – über die bin ich nämlich heute nacht auch gestolpert. Dann können wir hören und sehen, was los ist!«
Abuela schien um Gedankenkonzentration bemüht. »Ich fürchte, meine Enkel haben recht, Señorita. Die Informationen, die Sie wollen, können unsere Angst noch steigern. Und was unseren Kummer anbetrifft, so hat es keinen Sinn, immer und immer wieder davon zu sprechen. Wir sind anders als Sie, und sind auf unsere Weise immer gut gefahren.« Plötzlich nahm ihre Stimme einen schmeichelnden Ton an. »Versuchen Sie doch, Geduld mit uns › manana-Leuten « zu haben. Sie sind ja nur ganz kurze Zeit hier – da können Sie uns nicht ändern.«
»Ich versuche auch nicht, Sie zu ändern«, sagte ich ruhig. »Ach, verstehen Sie denn nicht? Ich will nur uns retten – auch Ihre Hacienda, die Sie so lieben!«
Abuela nickte. »Si, ich verstehe.« Ihre dunklen Augen gingen zu Carlos, dann zu Antonio und Miguel, ehe sie fortfuhr: »Auch meine Enkel verstehen. Vergessen wir also alle harten Worte, die heute früh gesagt worden sind. Ah, da kommt ja Pedro. Das Frühstück ist fertig.«
Ich achtete kaum auf Pedro. Offenbar hatte Abuela versucht, mich vor ihren Enkeln zu schützen, dachte ich. Sie hatte ihnen doch zu verstehen gegeben, daß sie mir nicht böse sein sollten? Fast so, als wenn sie gefährlich wären…
Aber als wir uns an den Frühstückstisch setzten, fragte ich mich, ob alles so leicht zu vergessen sein würde. Auch als sich die Männer von neuem äußerst liebenswürdig gaben, bemerkte ich eine Veränderung. Sie war kaum spürbar, doch war sie da. Das war also der spanische Stolz! Und ich, eine gringa, hatte es gewagt, sie zu verletzen!
Zur Strafe ignorierten sie mich jetzt. Auf eine charmante Art, aber dennoch. Sie sprachen über Bekannte. Ich fühlte mich nicht mehr als Gast… nur noch wie jemand, dem man, wenn er unglücklicherweise vorbeikommt, das Mahl nicht verweigert!
Ich schielte zur Küche hinüber. Von Rosa war nichts zu sehen. Und Teresa… Plötzlich fiel mir ein, daß sie mich nicht angesehen hatte, als sie auftrug, geschweige denn angelächelt.
Wenn ich daran dachte, was sich in der Hacienda alles geändert hatte, während die Bedrohung von außen unverändert bestehen blieb, schnürte es mir die Kehle zu. Als hätte Dona Isabella den gleichen Gedanken gehabt, wandte sie sich zu Carlos und sagte: »Gestern versprach ich Señorita Terrill, daß wir bald einmal an die frische Luft gehen würden. Ist es draußen gefährlich? Meine kastilischen Rosen – sie sind so schön…«
»Nein«, erwiderte Carlos zögernd. »Geh nur und zeig deine Rosen, querida. Aber sieh zu, daß du dich in der Nähe von Joe hältst.« Er reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. »Stella soll dir deinen schwarzen Schal
Weitere Kostenlose Bücher