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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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durch den Speisesaal. Ihre Tante bat mich, zu gehen. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen, und ich mache mir Sorgen um sie. Es geht ihr doch gut? Und wessen Schritte könnten das denn gewesen sein?«
    »Das weiß ich nicht, Señorita«, antwortete Teresa. »Jedenfalls verschwand diese Person wieder, als Sie die Küche verlassen hatten.«
    Ich starrte sie an. »Aber wer, in aller Welt, kann das gewesen sein?«
    Teresa zuckte die Achseln.  »Quien sabe?«  erwiderte sie ruhig. Das sei die Art der Spanier und der Mexikaner, eine Frage höflich unbeantwortet zu lassen, hatte mein Vater immer gesagt. »Glauben Sie, daß es Dolores war?« drängte ich.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Teresa mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ihre Tante glaubt das sicher nicht.«
    »Nein. Aber natürlich hat sie Dolores auch niemals umgehen sehen wie Pedro oder Stella oder Joe. Das ist also etwas anderes.«
    »Gewiß«, pflichtete ich ihr bei. »Andererseits haben auch wir sie nicht gesehen. Wir dürfen nicht einfach annehmen, daß es Dolores war.«
    »Ja, da haben Sie wohl recht«, antwortete Teresa zögernd.
    Pedro, Stella und Joe behaupten, sie hätten Dolores Montera umgehen sehen, grübelte ich. Aber warum sie, und nicht Rosa und Teresa? Die Frage wollte mir nicht aus dem Sinn.
    »Teresa?« Ich beschloß, weiter mein Glück zu versuchen.
    »Si,  Señorita?«
    »Heute nacht bin ich Don Carlos begegnet. Ich schämte mich so, nicht bei Ihrer Tante geblieben zu sein, daß ich Don Carlos alles erzählte. Er versprach mir, Rosa nicht zu bestrafen. Hat er sein Versprechen gehalten?«
    Teresa lächelte. »Ja, bestimmt. Er hat uns nicht aus dem Haus geworfen. Wir hätten wissen müssen, daß Don Carlos nie so etwas tun würde. Tante Rosa mußte alle ihre Karten bringen, und dann warf er sie in den Ofen – das war alles. Und er sagte, daß es eine Lüge sei, zu behaupten, es gebe keine Bande – daß sie damit Father Vala in den Rücken fällt, der uns vor dieser Bande warnen wollte.«
    »Sicher ist mir Ihre Tante jetzt böse«, sagte ich langsam. »Und Sie wahrscheinlich auch. Ich kann nur eines sagen: Die letzte Nacht war ein derart schrecklicher Alptraum, daß ich kaum wußte, was ich tat oder sagte.«
    Teresa zögerte. »Si. Sie hätten das nicht sagen sollen.« In ihre braunen Augen trat ein Ausdruck des Mitleids. »Aber ich weiß, was Sie für Angst gehabt haben müssen. Es ist wie bei Dolores’ Geist – selbst wenn man nichts sieht, man fürchtet sich doch.«
    »Nein, das ist nicht dasselbe, Teresa«, sagte ich scharf. »Natürlich habe ich nicht  gesehen,  daß diese Bande Father Vala ermordete, und auch heute nacht habe ich sie nicht  gesehen.  Aber ich bin ganz sicher, daß Father Vala mir sagen wollte, daß sie die Mörder waren. Und glauben Sie mir – die Motorräder heute nacht, die habe ich wirklich gehört.«
    Teresa runzelte die Stirn. »Trotzdem –  gesehen  haben Sie nichts. Nur das, was wir alle sahen: Ihren blauen Mantel.« Und mit einem Seufzer fuhr sie fort: »Am liebsten möchte ich Tante Rosa einfach glauben, daß es keine Bande gibt… wegen der  chiles.«
    »Chiles?  Was haben denn  chiles  mit all dem zu tun?«
    »Mehr, als Sie denken«, lächelte Teresa. »Tante Rosa möchte, daß Don Carlos sie zur  chiles-Ernte  hinaus auf die Felder läßt, jetzt. Mitte September, ist es die Zeit dazu. Sie kommen in den Schuppen hinter dem Bedienstetenhaus. Wenn sie sich orange färben, binden wir sie an lange Schnüre – ›ristras‹ – und hängen sie in die Sonne, bis sie dunkelrot sind. Rosa hat Don Carlos gesagt, daß sie keine Angst hat, auf die Felder zu gehen.«
    »Ich nehme an«, rief ich, »Don Carlos hat nein gesagt!«
    Teresa nickte.  »Si,  er verbot ihr, jemals die Hacienda zu verlassen. Oh, er war wütend! Ob sie an die Bande glaubt oder nicht, sagte er, es gibt sie, und sie sind Killer!«
    »Da hat er recht! Außerdem sind  chiles  nicht wichtig!«
    Teresa lächelte. »Für Sie vielleicht nicht, Señorita. Aber für eine Mexikanerin bedeuten  chiles  sehr viel.« Ein Ausdruck der Besorgnis trat in ihre dunklen Augen. »Wegen der Karten hat uns Don Carlos nicht vor die Tür gesetzt. Wenn sie seine Anordnungen aber noch einmal nicht befolgt…«
    »Das wird sie nicht tun, Teresa«, sagte ich rasch. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    Als Teresa gegangen war, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Rosa hatte keine Bedenken, sich aus der Hacienda hinauszuwagen. Sie glaubte wirklich,

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