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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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komme?»
    «Er muss nicht alles wissen, oder?» Lederle gab Ge-räusche von sich, die sowohl Lachen als auch Husten sein konnten.
    «Sag’s ihm, Reiner.»
    «Später. Jetzt hör zu.»
    Fröbick hatte gegen zwanzig Uhr zum ersten Mal zu Hause angerufen. Sie hatten ihn eine Weile mit seiner Frau reden lassen. Er war der Panik nahe gewesen, hatte geweint. Aber er wollte sich nicht stellen.
    Als Bermann das Telefon nahm, legte er sofort auf.
    Weil er sein Handy nicht ausschaltete, orteten sie ihn über das Funksignal. Er fuhr kreuz und quer durch Freiburg. Aber noch gelang es nicht, ihn exakt zu lo-kalisieren – Bermann hatte untersagt, einen Hubschrauber und Streifenwagen einzusetzen.

    Um zwanzig Uhr zwanzig rief Fröbick wieder zu Hause an. Er ließ sich Bermann geben und fragte, ob ein Handel möglich sei. Bermann sagte, natürlich, darüber könne man reden. Fröbick versprach, ihnen die Kinder unversehrt auszuhändigen, wenn er einhunderttausend Euro und freie Fahrt erhalte. Bermann willigte ein. Fröbick sagte, er überlege sich, wie und wo die Übergabe stattfinden solle, und melde sich dann wieder.
    «Ist der wirklich so naiv?»
    «Er ist verzweifelt», sagte Lederle. «Er weiß nicht, wo er hin soll, was er tun soll. Seine Frau sagt, er steht es nicht durch.»
    Eine halbe Stunde später hatte er erneut angerufen.
    Er sagte, er habe den Plan geändert, er wolle jetzt fünfhunderttausend Euro und behalte die Kinder, bis er sicher sei, dass ihm niemand folge. Bermann sagte, ich bekomm jetzt nur die einhunderttausend, wenn Sie mehr wollen, dauert es. Fröbick sagte, dann eben einhunderttausend, ich melde mich bei Ihnen. Er ließ sich Bermanns Handynummer geben. Bermann sagte, Sie und die Kinder brauchen was zu essen, ich bring Ihnen was mit. Fröbick sagte, danke, aber kommen Sie um Himmels willen allein, und legte auf.
    In den nächsten zwanzig Minuten hatte er Bermann wiederholt im Auto angerufen und durch Freiburg gelotst, vermutlich um zu überprüfen, ob er allein war. Mehrmals hatte er Bermann an sich vorbei-fahren lassen oder war sekundenlang hinter ihm gewesen. Die Kollegen in den zivilen Dienstwagen hätten leicht zugreifen können. Aber Bermann wollte das Leben der Kinder nicht gefährden. Solange sie nicht wussten, wo sie waren, durfte Fröbick nicht verhaftet werden.
    Dann, kurz bevor Louise von Lederle informiert worden war, hatte Fröbick Bermann aufgefordert, auf den Parkplatz unmittelbar südlich des Opfinger Sees zu fahren. Er habe, sagte er, den Plan noch einmal geändert. Bermann solle eine unbewaffnete, junge Polizistin mitbringen und mit ihr und dem Geld auf den zugefrorenen See hinausgehen. Dort erhalte er weitere Instruktionen.
    «Er will die Kinder austauschen», sagte Louise.
    «Gut. Die unbewaffnete, junge Polizistin bin nicht zufällig ich?»
    «Du bist nicht jung.»
    «Rolf hätte sicher nichts dagegen, die Chance, dass er mich für immer loswird, wär groß.»
    Sie lachten verhalten. Auch Zancan stimmte leise ein.
    «Ich muss auflegen», sagte Lederle.
    «Kenn ich sie, Reiner?»
    «Sie sitzt neben dir.»
    Sie hatten die Wohngebiete hinter sich gelassen und fuhren die Opfinger Straße entlang durch den südlichen Teil des Mooswalds. Die Straße war frei von Schnee. Dunkle Baumskelette mit weißen Ein-sprengseln flogen vorüber. Was im Licht der Scheinwerfer vor ihnen vom Wald zu erkennen war, wirkte froststarr. «Sie müssen das nicht tun», sagte Louise.
    Zancan lächelte. Sie war höchstens fünfundzwanzig. Keine Bermann-Frau, nicht attraktiv genug, zu ernst, zu selbstbewusst. Eher eine Anatol-Frau, wenn es so etwas gab. Eine Frau, deren Schönheit unterirdisch war.
    «Haben Sie Angst?»
    «Natürlich.»
    «Sie müssen es nicht tun.»
    «Ich hab’s gehört», sagte Zancan freundlich.
    Louise grinste. Zancan würde nicht lange Polizei-obermeisterin bleiben. Sie würde ihren Weg nach oben machen oder sehr bald den Beruf wechseln.
    Sie näherten sich der Autobahn, die den Stadtwald fast vertikal durchschnitt. Ein paar Kilometer südlich von hier lag Munzingen. Warum war Calambert nach Munzingen gefahren? Warum hatte Fröbick den Opfinger See ausgewählt?
    Calambert hatte sich auf der Flucht befunden.
    Munzingen war Zufall gewesen. So wie es Zufall gewesen war, dass sie sich in die falsche Richtung gewandt hatte. Fröbick dagegen hatte Gründe gehabt, sich für den Opfinger See zu entscheiden. Welche? Er brauchte einen Ort, an dem er sich verstecken und von dem aus er gut fliehen

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