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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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Autobahn, verlief ein Pfad. Baumbestand und freie Flächen wechselten einander ab. Falls er dort war, bliebe ihm nur die Flucht über die Autobahn.
    Die Westseite war weniger leicht zugänglich. Man musste an den Kiesabbaumaschinen vorbei – falls sie im Winter dort standen. Parallel zum Ufer führte, ein wenig zurückversetzt, hinter Bäumen ein Weg durch den Wald.
    Sie erinnerte sich nicht, ob er für ein Auto breit genug war.
    Weiter nördlich begann die Biotopschutzzone. Von dort war das Südende, wo sich Bermann und Zancan befanden, schwer einzusehen. Vor allem nachts. Au-
    ßerdem gab es kaum Wege. Und bis zur nächsten Straße war es – abgesehen von der Autobahn – viel weiter. Doch Fröbick brauchte Straßen.
    Er musste sich in der Nähe des Südufers befinden.
    Sie tippte auf die westliche Seite, vielleicht jenseits des Kiesabbaugeländes.

    Sollte sie ihn suchen? Oder abwarten?
    Sie wollte eben loslaufen, als sie sah, dass eine der beiden Gestalten auf dem See stehen geblieben war.
    Zancan. Bermann hatte ihr seine Tasche gegeben und ging allein Richtung Norden weiter. Das bestätigte ihre Vermutung. Fröbick würde Bermann kaum an sich herankommen lassen, sondern dafür sorgen, dass er sich von ihm entfernte. Er war irgendwo hier, in ihrer Nähe.
    In diesem Moment hörte sie Schritte. Jemand nä-
    herte sich Bermanns Auto mit raschen Schritten von der anderen Seite. In die Schrittgeräusche mischte sich unterdrücktes Keuchen.
    Sie zog die Pistole aus dem Halfter. Zwei Kugeln.
    Sie verfluchte sich. Sie hätte abwarten müssen. Hinter einem Baum versteckt beobachten müssen, wohin Zancan ging, um ihr dann zu folgen. Zancan hätte sie zu Fröbick geführt. Jetzt kam Fröbick zu ihr.
    Sie schloss die Augen zu einem Spalt und konzentrierte sich auf die Schritte. Abrupt endeten sie. Frö-
    bick- wenn er es war – hatte das Auto erreicht.
    Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah.
    Hatte er sie bemerkt? Oder vergewisserte er sich nur, dass Bermann und Zancan taten, was er angeordnet hatte?
    Langsam wandte sie den Kopf in Richtung See.
    Bermann sah sie nicht. Zancan hatte sich nicht bewegt.
    Von der anderen Seite des Autos waren leise Schlaggeräusche zu hören. Fröbick ächzte. Was um Himmels willen tat er?
    Dann konnte sie die Geräusche einordnen. Er stach den Hinterreifen auf. Im selben Augenblick hörte sie das Zischen ausströmender Luft. Dann wieder Schritte, dann Rutschgeräusche. Fröbick kroch zum Vorder-reifen. Sie hätte am liebsten laut aufgelacht. Ein Geiselnehmer, der auf allen Vieren um einen Polizeiwagen kroch, auf der anderen Seite eine Gamma-Alkoholikerin mit lediglich zwei Kugeln in der Dienstwaffe.
    Wieder die Schlaggeräusche, das Ächzen. Wieder das Zischen.
    Sie dachte an Lederles Beschreibung von Fröbick.
    Ein verzweifelter, am Rande der Panik stehender Mann. Ein Mann, der hektisch Pläne entwickelte und wieder verwarf und sich von Bermann widerstandslos von einer halben Million Euro auf einhunderttausend drücken ließ.
    Sie spürte, dass sie sich zu entspannen begann.
    Wieder waren Schritte zu hören. Dann sah sie ihn.
    Ein kleiner, dicklicher Mann in einer gelben Outdoor-Jacke. In der rechten Hand hielt er ein Taschenmesser.
    Er lief kaum zwei Meter an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Sie roch seinen Schweiß, sah eine bleiche Wange. Vor Zancans Streifenwagen fiel er auf die Knie. Er setzte das Messer an.
    Aber dann stach er nicht zu, sondern ließ es sinken.
    Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, warum er sich nicht bewegte.
    Er weinte.

    Sie hob die Waffe und sagte: «He.»
    Der Mann fuhr herum. Sein Mund stand offen, die Nase lief, die Wangen waren tränenüberströmt. Sie erkannte ihn sofort. Der Fahrer des Sharan.
    «Sind Sie Fröbick?»
    Er nickte.
    Sie stand auf. «Messer weg.»
    Fröbick klappte das Messer zusammen und warf es ihr entgegen. Er zitterte unkontrolliert. «Endlich», sagte er.
    «Ja», sagte sie und sank wieder in den Schnee.
    Fröbick hatte niemanden um Hilfe gebeten. Er war allein. Er hatte auch die Kinder nicht getrennt – sie befanden sich in seinem Auto in der Einfahrt zum Kiesabbaugelände.
    Louise hatte Zancan über Bermanns Handy angerufen. Bermann und Zancan waren losgelaufen, um die Kinder zu holen. Fröbick lag auf dem Bauch am Ufer im Schnee. Sie fand, er sollte es nicht zu bequem haben. Außerdem hatte sie keine Handschellen bei sich.
    Sie hatte ihn durchsucht, aber keine weiteren Waffen gefunden. Nur das Taschenmesser. In seinem

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