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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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schließ-
    lich. Er klang gereizt. Er schien die Lust zu verlieren, untätig abwarten zu müssen, ob etwas geschah oder ob nichts geschah.
    «Er wird nicht wollen», murmelte sie.

    Nikschs Blick richtete sich im Rückspiegel auf sie.
    Er pfiff eine tonlose Melodie durch die Zähne und sah rasch wieder weg. Hollerer fragte die Windschutzscheibe: «Was machen wir bloß mit ihm?» Dann bat er Louise, ausführlicher als am Telefon zu berichten, was geschehen war.
    Während sie erzählte, fuhr Niksch auf die verschneite Landstraße zurück, die zweihundert Meter weiter dicht an den Wald heranführte. Louise ließ den Mönch nicht aus den Augen. Hollerer knurrte: «Langsam, Niksch.»
    Dort, wo die Straße den Waldsaum beinahe berühr-te, warteten sie. Niksch wandte sich zu Louise um und sagte: «Wenn er in dem Tempo weiterläuft, ist er bald aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald raus. Wer hätte ihn dann an der Backe?»
    «Keine Ahnung.»
    «Kommt drauf an, wo er hinläuft», sagte Hollerer.
    «Läuft er nach Emmendingen oder nach Schwarzwald-Baar?»
    «Schwarzwald-Baar, wie’s aussieht.»
    «PD Villingen-Schwenningen», sagte Hollerer.
    «Lotsen wir ihn doch nach Emmendingen, Chef, in der PD Emmendingen sitzt Karlbert Maurer, dem würde das recht geschehen, wenn er sich mit ihm rumschlagen müsste, finden Sie nicht?»
    «Großer Gott, Karlbert Maurer.» Hollerer lachte.
    Louise spürte, wie die Wut zurückkam. Wut auf Hollerer, auf Niksch, die nicht zu begreifen schienen, wie ernst die Lage war. Die nicht verstanden, wie au-

    ßergewöhnlich der Mann in der dunklen Kutte war.
    Wut auf Bermann, auf sich selbst. Auf den Mönch, der einfach weiterging, ohne sich helfen zu lassen. Auf Mick und René Calambert und Annettas Vater.
    Sie stieg aus.
    Hollerer ließ das Fenster herunter. Ernst fragte er:
    «Drei oder vier Leute, ja? Und Sie sind sicher? Ich meine, dass da jemand war?»
    Nervös starrte sie auf den weißen Horizont. «Was hat Bermann über mich gesagt?» Erst jetzt bemerkte sie, dass sie mit der Hand von außen das leere Fläschchen in der rechten Anoraktasche befühlte. Ein mü-
    des, beinahe verschämtes Klirren erklang.
    «Dass Sie durchgeknallt sind.»
    Sie lachte auf. Niksch kicherte fern im Wageninneren, dann musste er niesen. «Glaubt mir oder glaubt mir nicht», sagte sie.
    «Aber ich glaub Ihnen ja», entgegnete Hollerer freundlich und stieg ebenfalls aus.
    Louise hielt den Blick unverändert auf den Horizont gerichtet. Etwas kam ihr ungewöhnlich vor, doch sie begriff nicht, was. Auf der linken Seite ihres Blickfeldes lag der Wald, den der Mönch und sie durchquert hatten. Daran schloss sich ein weites Schneefeld an, rechts erhob sich ein baumbestandener Hügel.
    Eine karge, erstarrte, beliebige Winterlandschaft.
    Hinter ihr stieg Niksch aus und schnäuzte sich laut.
    Da sah sie es. Etwa fünfzig Meter von ihr entfernt zog sich eine feine, dunkle Linie schräg durch das Schneefeld. Sie stapfte darauf zu. Aus der Linie wurde ein unruhiger Schattenstrich. Aus dem Schattenstrich wurden Schuhabdrücke.
    Mindestens drei Menschen. Die Spuren führten in gerader Linie von links aus dem Wald nach rechts auf den Hügel zu. Der Schnee an den Rändern der Ab-drücke war brüchig. Sie wandte sich um. «Hollerer.»
    Dann richtete sie den Blick auf den Hügel. Dort war nichts Auffälliges zu sehen.
    Hollerer betrachtete die Spuren minutenlang. Ge-bückt stand er da, die Unterarme auf die Schenkel gestützt, die Stirn gerunzelt. Glauben und wissen ist halt ein Unterschied, dachte Louise, während sie ihn musterte. Plötzlich kam ihr Amelie in den Sinn. Amelie, die in einem stillen Esszimmer Teller mit Maultaschen auf einen Bauerntisch stellte, nachdem der Vater das Küchenmesser fortgelegt und Frau und Tochter freigegeben hatte. Amelie redete ununterbrochen, Hollerer gab kein Wort von sich. Als sie in die Küche ging, lächelte er erschöpft auf seine Hände hinab.
    Jetzt richtete Hollerer sich auf. «Könnten auch Spaziergänger gewesen sein oder Jäger», sagte er. Aber in seiner Stimme lagen Zweifel. Er blickte in Richtung Hügel. Heute trug er einen zerknitterten Skianorak über der Polizeijacke, blaue Fäustlinge und eine zu kleine Mütze mit Bommel. Er stand in der Taille ab-geknickt da, als könnte er sich nicht sofort wieder gerade aufrichten. Er schien nicht zu bemerken, dass zwanzig Meter hinter ihm der Mönch am Waldrand entlang an ihnen vorbeiging.
    Auch der Mönch musste die Fußspuren sehen. Er

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