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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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reagierte nicht. Sie wartete, doch er blickte nicht zu ihr herüber.
    «Da kommt jemand», rief Niksch hinter ihnen. Er hatte die Hand mit dem Taschentuch gehoben und deutete in die Richtung, aus der er und Hollerer gekommen waren. Im fernen Weiß war ein dunkler Punkt zu sehen, der sich langsam näherte. Hollerer und Louise liefen zum Streifenwagen zurück. Ge-bannt blickten sie dem Auto entgegen. Hollerer tastete nach der SIG.
    «Dunkelroter Daimler, C-Klasse, T-Modell», sagte Niksch.
    «Lederle», sagte Louise erleichtert.
    Reiner Lederle war ein fröhlicher Mann gewesen, bis die Ärzte vor eineinhalb Jahren bei seiner Frau Darmkrebs diagnostiziert hatten. Seit diesem Moment veränderte er sich mit ihr. Er wurde immer grauer, immer schmaler, immer langsamer. Manchmal verschwand er für eine Woche. Wenn er zurückkehrte, sah er aus, als hätte er die Chemotherapie über sich ergehen lassen müssen, nicht seine Frau. Louise hätte geschworen, dass er in dieser Zeit sogar Haare verlor.
    Und sie fand, dass er mittlerweile selbst nach Krankheit roch.
    Lederle war vor zwei Jahren in Munzingen dabei gewesen. Wie die anderen war er in die richtige Richtung gelaufen.
    «Sprechen Sie mit ihm nicht über Krankheiten, Frauen und Gott», sagte sie zu Hollerer. «Sprechen Sie mit ihm über den SC, übers Kegeln und über Politik.
    Er ist bis auf die Knochen grün, und das schönste Ereignis seines Lebens war, dass Salomon zum OB
    gewählt wurde.»
    «O je», stöhnte Hollerer.
    «Und passen Sie gut auf den Mönch auf.»
    «Und was tu ich?», fragte Niksch.
    «Du bringst mich in die Stadt, so schnell es geht.»
    Niksch lachte begeistert. «So schnell es geht, oder so schnell ich kann?»
    Lederle gab allen die Hand, selbst Louise.
    «Entschuldige», sagte sie, «ich hab dir das Wochenende versaut.»
    Er zuckte die Achseln, ohne ihre Hand loszulassen.
    «Egal.»
    Auch Lederle hatte früher «Luis» gesagt. Seit er wusste, dass seine Frau krank war, sagte er «Louise».
    Irritiert starrte sie auf ihre Hand, die er noch immer nicht losließ. Für einen Moment schien die Welt still zu stehen. Niemand sprach, niemand bewegte sich.
    Lederle sah sie aus dunklen Augen an, als wollte er sich in der nächsten Sekunde in ihre Arme werfen. In zwei Wochen würde er seine Frau wieder zur Chemotherapie begleiten.
    «Also, Louise», sagte er endlich und gab ihre Hand frei, «was kann ich für dich tun?»
    Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, Hollerer und Lederle allein zurückzulassen. Ein übergewichti-ger alter Dorfpolizist und ein deprimierter Kripo-mann waren kein Erfolg versprechendes Team.
    «Beeil dich», bat sie.
    Niksch grinste. «Ich hab mir Folgendes gedacht», sagte er, während das Heck des Wagens zur Seite glitt und die Straße vor ihnen zu tanzen begann. Louise schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sahen Hollerer und Lederle ihnen immer noch nach. Sie standen zwei Meter voneinander entfernt und wirkten ratlos, klein. Verloren in diesem hellen Weiß, das Geheimnisse hervorbrachte und Antworten verbarg.
    Jetzt wandten sie sich Lederles Daimler zu und stiegen ein. Ruckend fuhr der Daimler an. Zwei Verirrte auf Sonntagsfahrt durch den Winter.
    Sie konnte nur beten, dass die Unbekannten aus dem Wald nicht zurückkehrten, bevor mehr Beamte den Mönch, Hollerer und Lederle schützten.
    Sie sah Niksch an. «Was hast du dir gedacht?»
    «Also, es gibt drei Möglichkeiten: Der Mönch wird umgebracht, er wird gekidnappt, oder er wird verprügelt. Wir hatten in Baden-Württemberg vorletztes Jahr bei Mord / Totschlag eine Aufklärungsquote von 94 Prozent, bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit von knapp 92 Prozent und bei schwerer Körper-verletzung von … ich glaub bloß 87 Prozent. Das heißt …‼ Niksch brach abrupt ab.
    «Das heißt», vollendete sie, «dass es am besten wä-
    re, wenn er umgebracht wird, weil wir dann statis-tisch gesehen mit höherer Wahrscheinlichkeit rausk-riegen würden, wer’s war.» Sie zwang sich zu lächeln.

    «Niksch, ist das ein Versuch, mich zu trösten?.»
    Niksch errötete. «Na ja, Sie waren die ganze Nacht bei ihm und …‼
    Sie zog ein Bein an und drehte sich halb zu ihm.
    «Und?»
    «Und … und haben soziale Bindungen zu ihm entwickelt.»
    «Halt deine Fantasie im Zaum, Niksch.»
    «Ja. Entschuldigung. Ich wollte nur sagen, dass Sie sehr mutig sind. Ich meine, was Sie gemacht haben, das war sehr … ähm …‼
    ※… mutig.»
    «Ja.»
    «Danke.» Sie klopfte ihm auf die

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