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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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kleinen Faust geballt. Sie küsste ihn links und rechts und wandte sich ab. Sie dachte, dass er nicht mehr hier sein würde, wenn sie zurückkam.
    Irgendwann, wenn sie einmal Lust dazu hatte, würde sie zu ihm nach Kehl fahren und versuchen, ihm klar zu machen, dass die Vergangenheit immer in der Gegenwart begann.
    Dass Vergangenheit Gegenwart war.

    17
    BERMANN WARTETE mit laufendem Motor in der zweiten Reihe. «Bist du nüchtern?», fragte er, als sie einstieg. Sie grinste. Wunderbar, dachte sie, der alte Bermann – nicht der, der reden wollte, sondern der andere, der einfache und harmlose Bermann. Der Yin-und-Yang-Bermann. Ohne den linken Arm zu bewegen, schnallte sie sich an. «Wo ist Reiner?»
    «Auf der Dienststelle.»
    «Warum kommt er nicht mit?»
    Bermann zuckte mechanisch die Achseln. Sie spür-te, dass es einen Grund gab und dass er ihn kannte.
    Lederle war zwar Hauptsachbearbeiter der Soko Liebau, und Hauptsachbearbeiter gingen selten raus.
    Doch Lederle ging für sein Leben gern raus. «Also», sagte sie, «wohin fahren wir?»
    Bermann ließ sich Zeit. Erst als sie Richtung Günterstal abbogen, erzählte er.
    Steiner hatte am Vormittag in Gegenwart seines Anwalts zu sprechen begonnen. Chervel hatte Bermann angerufen und ihm das Wichtigste vorab mitge-teilt: Asile d’enfants besaß einen ehemaligen Bauern-hof südlich von Freiburg, einige Kilometer hinter Horben. Wer sich jetzt dort befand, wusste Steiner nicht.
    In der Schauinslandstraße schlossen sie zu einem Konvoi aus einem Dutzend zum Teil zivilen Einsatz-wagen auf. Bermann überholte sie und setzte sich an die Spitze. Louises Blick lag auf Günterstal, das rasch näher kam. Mahler, Natchaya, Annegret Schelling, Fröbick, Lebonne, vielleicht Berger, dachte sie. Das waren sechs. Vielleicht gab es auf dem Hof Angestellte. Und womöglich war auch der Franzose dort, dem sie den kleinen bösen Freund verdankte.
    «Ich will eine Waffe, Rolf.»
    «Na klar», sagte Bermann.
    «Ohne Waffe geh ich nirgendwo hin.»
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. «Du gehst sowieso nirgendwo hin. Du tust gar nichts, verstanden? Du schaust bloß, ob du jemanden erkennst. Das Thai-Mädchen, den Franzosen, wen auch immer. Niemand von uns hat sie gesehen, nur du. Wenn alles vorbei ist, bringt dich jemand heim, und dann sehen wir uns erst wieder, wenn du sauber bist.»
    «Leck mich, Rolf.»
    «Nicht in diesem Leben.»
    Sie lächelte. Wie gut, dass es Menschen wie Bermann gab. Ohne sie würde man womöglich nicht merken, welchen Wert Menschen wie der Roshi oder Barbara Franke besaßen.
    Sie passierten das Stadttor von Günterstal. Davor und dahinter standen Straßenbahnen, die von Schutzpolizisten aufgehalten worden waren. Weiße Wintergesichter starrten aus den Fenstern. Vor der Liebfrauenkirche auf der rechten Seite hatten sich asiatische Touristen um einen Reiseführer mit Regenschirm versammelt. Sie sahen nicht herüber. Eineinhalb Wochen zuvor war sie dieselbe Straße mit Niksch entlanggefahren und hatte an Filbinger gedacht und daran, dass Niksch «Nikki» genannt werden wollte. Jetzt war Filbinger nicht mehr wichtig, und Niksch war tot.
    Kurz darauf meldete sich Anne Wallmer über Funk. Offenbar hatte Bermann sie und Schneider vor-ausgeschickt. Sie stünden, sagte sie leise, einhundert Meter von dem Hof entfernt auf einer schmalen Waldstraße. Sie beschrieb den Weg und die Lage des Hofs. Hügeliges Gelände abseits der Straße von Horben nach Münzenried. Zwei Gebäude dicht nebeneinander, auf drei Seiten von Bäumen umgeben, die vierte, die Front, war frei zugänglich. Beide Häuser wirkten bewohnt – Vorhänge waren vorgezogen, ein Fenster gekippt. Keine Tiere, keine Hunde, soweit erkennbar. Keine Autos. Keine Reifenspuren auf der Waldstraße, aber das musste nichts heißen. In den letzten Tagen hatte es viel geschneit.
    Bermann nahm das Funkgerät und sagte: «Wir sind in zehn Minuten bei euch.»
    «Sollen wir uns mal umschauen?»
    «Nein. Und lasst euch bloß nicht sehen.»
    «Wir könnten versuchen, auf die Rückseite …»
    «Nein, Anne, bleibt bitte, wo ihr seid.»
    Bermann steckte das Funkgerät in die Halterung zurück.
    «Auf wen ist der Hof eingetragen?», fragte Louise.
    «Hans-Joachim Gronen.»

    «Wer ist das denn?»
    «Wissen wir noch nicht. Jemand, der nicht in Deutschland lebt.»
    «War Steiner mal dort?»
    Bermann zuckte die Achseln.
    Sie wandte sich ab und blickte aus dem Fenster.
    Wer war Hans-Joachim Gronen? Ein weiterer Asien-Fan?
    Auf dem

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