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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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weiterzuleiten. Die Kollegen hatten den Kontaktmann aus der Politszene aufgesucht. Der Kontaktmann hatte seinen Anwalt kommen lassen und schwieg seitdem. Aber sie hatten herausgefunden, dass er häufig für ein ehemaliges Mitglied des Stuttgarter Landtags arbeitete.
    »Johannes Mahr«, sagte Louise.
    Anne Wallmer nickte.
    Außerdem hatte das LKA den Staatssekretär überprüft, der vor baden-württembergischen Neonazis gewarnt hatte. Er war vertrauenswürdig, hatte die Nachricht von einem ebenfalls vertrauenswürdigen Mitarbeiter bekommen, der von einem Informanten angerufen worden war. Der Informant wiederum hatte als Auftraggeber ebenfalls den »Kontaktmann aus der Politszene« genannt.
    »Mahr war in Panik«, sagte Louise. Anne Wallmer nickte. Sie sahen sich konzentriert an. Immer mehr Spuren führten zum selben Ziel. Das Depot war explodiert. Mahr war in Panik geraten. Um sich und PADE Luft zu verschaffen, hatte er Gerüchte über Neonazis lanciert. Aber er hatte die gewonnene Zeit nicht genutzt, um sich abzusetzen. Er war geblieben.
    Warum?, dachte sie. Hatte er geglaubt, er würde es unbeschadet überstehen?

    Dann, viel zu spät, der Mord an Hannes Riedinger, der vor gut zwei Jahren wegen der Weide und des Schuppens von Ernst Martin Söllien, dem PADE-Mitglied, angerufen worden war. Zu diesem Zeitpunkt musste Mahr bereits geahnt haben, dass er es womöglich nicht unbeschadet überstehen würde. Aber er hatte sich auch jetzt nicht abgesetzt, war in seinem Haus in Freiburg-St. Georgen geblieben, wo ihn das Fahndungsdezernat heute ein paar Stunden lang observiert hatte.
    Warum hatte er sich nicht abgesetzt?
    Sie mussten mit Mahr sprechen.
    Aber sie konnten nicht. Sie mussten warten.
    »Und wir haben noch was«, flüsterte Anne Wallmer.
    »Ich hätte nicht schlafen sollen.«
    Anne Wallmer lächelte.
    Sie hatten die Listen aller ankommenden und abgehenden Telefonate gesichtet, die in den letzten Tagen über Marion Sölliens Festnetzanschluss geführt worden waren. Sie hatte mehrmals täglich mit Mahr telefoniert, auch am Mittwochmorgen, unmittelbar bevor sie aus der Wohnung verschwunden war. Hatte Mahr Bo geschickt, um sie zu holen, während Louise bei Uhlich & Partner mit Annelie Weininger gesprochen hatte?
    Wie auch immer. Die Informanten, die Anrufe – Fäden, die bei PADE und Bo zusammenliefen, nicht bei Marcel. Vielleicht verlagerte sich der Schwerpunkt erneut – dorthin, wo sie waren.
    Vielleicht, dachte sie, sah es auch nur so aus.

    Weitere Minuten verstrichen. Das Warten, die Stille, die wundervolle Waldluft waren in ihrem Zustand Gift, sie gähnte immer öfter. Sie dachte an den Kaffee in den Pocket Coffees, den Duft von Kaffee, dachte, das hilft jetzt, verflucht. Vom Südwesten zogen Wolken heran, die Dämmerung kam rasch. Im Haus ging ein Licht an, dann noch eines. Auf der Vorderseite wurde ein Fenster gekippt, im Obergeschoss rauschte eine Toilettenspülung. Plötzlich sah sie vier Schatten zur Rückseite huschen, dann tauchten zwei davon an der ihr zugewandten Hausseite auf.
    Da vibrierte ihr Mobiltelefon erneut.
    Auf dem Display stand eine unbekannte Handynummer. Sie wollte das Telefon eben ausschalten, als ihr Turetzki einfiel.
    Rasch entfernte sie sich von der Lichtung, hob das Telefon ans Ohr, während sie weiterging.
    »Turetzki«, sagte eine dünne Männerstimme. »Der Kollege Bermann ist nicht erreichbar.«
    »Ich weiß.«
    Die Verbindung war nicht allzu gut, aber Louise verstand, was er berichtete. Die drei »Freunde aus dem Osten« waren pünktlich gelandet. Sie warteten nicht auf »das Ehepaar«, sondern waren in den nächsten ICE Richtung Freiburg gestiegen. Sie saßen in einem Großraumabteil an einem Tisch, er saß ein paar Reihen dahinter. Im Augenblick allerdings befand er sich im »Waschraum«. »Ich steige mit ihnen aus, egal wo, richtig?«
    »Ja.«
    »Und folge ihnen weiter, egal wohin, richtig?«
    »Ja.«
    Turetzki hatte zwei einzelne Männer bemerkt, die den Pakistanern womöglich ebenfalls folgten. Einer war gerade in Mannheim ausgestiegen, der andere saß im Bordbistro, zwei Wagen von den Pakistanern entfernt. Sie bezweifelte, dass Marcels Männer sich identifizieren lassen würden. Trotzdem sagte sie: »Behalten Sie ihn im Blick. Aber passen Sie auf, dass er’s nicht merkt.«
    »Das merkt der nicht. Einen alten weißhaarigen Mann mit Gehstock bemerkt man nicht.« Turetzki lachte. Es klang melancholisch. Arthrose im rechten Hüftgelenk, erklärte er. Die Schmerzen und der

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