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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Augenblick war sie nicht sicher, ob sie das wirklich wollte. Ob sie in dasselbe Haus passte wie Richard Landen.
    Als sie im Auto saß, war sie beinahe völlig durchnässt.
    Sie ließ den Motor an. Da merkte sie, dass sie die Sporttasche mit der benutzten Kleidung vergessen hatte. Mit Nora Roberts und Barclay James Harvest. Sie stellte sich vor, wie Richard Landen die Tasche öffnete, ihre Sachen herausnahm. Er würde viel über sie erfahren.
    Der Gedanke gefiel ihr.

    Noch während sie anfuhr, rief sie Thomas Ilic zurück. Vorhin hatte er das Nötigste erzählt, nun erzählte er ausführlicher.
    Es änderte nichts. Sie hatten einen katastrophalen Fehler begangen. Sie hatten sich von Marcel reinlegen lassen. Marcel war kein Kollege. Er war … Sie wussten nicht, wer oder was er war. In wessen Auftrag er handelte. Nicht im Auftrag des BND, so viel zumindest schien nun klar zu sein.
    Turetzki war nicht in ein Hotel gegangen, sondern hatte sich auf eine Bank an einem Emmendingener Bach gesetzt und das Haus beobachtet, in dem die drei harmlosen Touristen aus dem Mittleren Osten verschwunden waren. Bermann hatte ihn angerufen und gesagt, Danke für alles, er solle jetzt Schluss machen, er solle in ein Hotel gehen. Doch Turetzki wollte nicht in ein Hotel gehen. Er wusste nicht genau, weshalb, aber er wollte erst einmal auf der Bank sitzen bleiben und das Haus beobachten. »Er hat gesagt, wegen seinem Hüftgelenk«, sagte Thomas Ilic sehr ruhig. »Sein Hüftgelenk hat so komisch wehgetan, ganz anders als sonst, und da hat er gedacht, da ist was im Busch.« Er schwieg. Im Hintergrund schrie Bermann.
    Jemand anders schrie dazwischen.
    Sie hatte das Zisterzienser-Tor erreicht, raste hindurch. Der Regen war schwächer geworden. In ihrem Kopf vibrierten Ziegelsteine und bohrten sich mit ihren Ecken und Kanten in alles, was weich und empfindlich war. »Und dann?«
    »Warte«, sagte Thomas Ilic. Eine Tür wurde geschlossen. Die Stimmen waren nicht mehr zu hören.
    Dann, gegen halb drei, waren vor dem Haus in Emmendingen vier Autos vorgefahren, drei große dunkle Offroader, ein schwarzer Mercedes. Ein halbes Dutzend Männer waren herausgesprungen und im Haus verschwunden. Turetzki hatte nach seinem Telefon gegriffen, da hatte eine Männerstimme hinter ihm Nein gesagt. Er hatte den sanften Druck einer Hand auf der Schulter gespürt. Okay?, hatte die Stimme sehr freundlich gesagt. Okay, hatte Turetzki erwidert. Er hatte dem Mann sein Handy und seine Dienstwaffe geben müssen, er hatte sich vom Haus abwenden müssen. Deshalb hatte er nur gehört, aber nicht gesehen, was ein paar Minuten später geschehen war.
    Plötzlich Schritte zahlreicher Personen, ein Mann hatte gestöhnt, Autotüren waren zugeschlagen worden, die Wagen weggefahren. Kurz darauf hatte ein weiteres Auto unmittelbar hinter ihm gehalten. Dann war er allein gewesen.
    »Die wollten die drei Pakistaner und den Studenten«, sagte Thomas Ilic. »Darum ging es, von Anfang an. Sie wollten nicht mit einem Informanten reden, sie wollten die Pakistaner, wahrscheinlich vor allem den Jinnah-Enkel. Nur darum ging es, Louise. Die haben mit dem BND nichts zu tun, die haben mit uns nichts zu tun. Das sind Kopfjäger oder …« Er brach ab.
    Sie nickte. Trotz der Kopfschmerzen begann sie allmählich zu begreifen. »Sie haben das Depot selbst in die Luft gejagt, Marcel und seine Leute.«
    »Ja.«
    »Weil sie die Pakistaner nach Freiburg locken wollten. Den Jinnah-Enkel.«
    »Ja.«
    Sie versuchte, sich den Mann mit dem Vollbart vorzustellen.
    Den Jinnah-Enkel. Es gelang ihr nicht. »Das kann alles nicht wahr sein, Illi«, sagte sie.
    »Nein. Ja.«
    Und doch, dachte sie, war alles irgendwie logisch.
    Sie hatte die Wiehre erreicht. Die Straßen waren trocken. Der Regen war, wie so oft, in den Tälern hängen geblieben. Sie dachte flüchtig an Tommos Haus im strömenden Regen, an Richard Landen, der sich allein fühlen würde, wenn er irgendwann erwachte. Ohne Tommo, ohne die gierige Kommissarin, die nachts kam und nachts ging.
    »Und die beiden anderen? Das Ehepaar aus Islamabad?«
    »Auch verschwunden.« Gegen halb eins bei Rashid eingetroffen, gegen halb drei spurlos verschwunden. Sie nickte stumm. »Noch jemand ist verschwunden«, sagte Thomas Ilic.
    »Ich weiß. Trumic.«
    »Hast du die Mail gelesen?«
    »Welche Mail?«
    Am Abend war eine weitere E-Mail aus Islamabad eingetroffen. Trumic’ Frau hatte ihren Mann als vermisst gemeldet. Vermisst auf dem Weg vom Büro zur Wohnung.
    Louise

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