Bottini, Oliver - Louise Bonì 02
Geschlechterkiste.
»Ist noch was?«, fragte Löbinger ihre Brüste.
»Freunde, so wird das schwierig mit uns«, sagte Louise.
Löbinger sah auf. »Wir haben nur den Kegelabend geplant.«
»Wir auch.«
Er nickte, schürzte die Lippen, sagte nichts.
»Vielleicht sollten wir den Kegelabend zusammen planen.«
»Ein integrativer Gedanke.«
»Die Frage ist nur, ob wir überhaupt zusammen zum Kegeln gehen wollen.«
»Die Frage stellt sich nicht, Luis. Aber ich könnte dir andere Fragen nennen, die sich sehr wohl stellen.«
»Du meinst mich?«
»Ich meine Rolf. Waffenhandel ist Sache des D 23, nicht Sache des D 11. Rolf kann nicht rumlaufen und Fälle an sich ziehen, für die er nicht zuständig ist.«
»Wir wissen noch nicht, ob es um Waffenhandel geht.«
Löbinger winkte gelangweilt ab. »Du weißt, warum er’s tut?«
»Ich weiß, warum er’s tut und warum du dich aufregst.«
»Ach?« Löbinger senkte den Blick auf ihre Brüste, hob ihn wieder.
Sie ließ ihn für einen Moment im Ungewissen darüber, ob sie es aussprechen würde. Hier, in Anwesenheit seiner Leute, in einer Phase, da D 11 und D 23 ihre Energie für die gemeinsame Ermittlungsgruppe benötigten und nicht von der Auseinandersetzung um die Leitung der Inspektion I belastet werden durften.
Dann öffnete sie die Tür und sagte: »Irgendwann mal beim Kegeln.«
Während sie ins Erdgeschoss hinunterging, rief Wilhelm Brenner an. Er hatte Neuigkeiten – und Bermanns Telefonnummer »verlegt«. Er räusperte sich.
»Und die von Löbinger und Schneider auch«, sagte Louise.
»Man wird älter.«
Sie lachten leise.
»Nicht dass du auf falsche Gedanken kommst«, sagte Brenner.
»Du magst meine Stimme.«
»Ich sagte doch: Nicht dass du auf falsche Gedanken kommst.«
Louise lächelte. Sie blieb auf dem letzten Treppenabsatz stehen. Auf der Heizung im Gang zur Cafeteria saß Günter, eine Cola-Dose in der Hand. Er hatte ein Bein übergeschlagen, lehnte an der Fensterfront, nickte ihr kurz zu. Sie nickte zurück.
Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt, schwarze Jeansjacke, schwarzes Haar. Ein bleicher Bote aus der Dunkelheit.
Schriftsteller sahen so aus, Filmregisseure, Werbeleute.
Polizisten sahen anders aus.
»Wollte dich was fragen«, sagte Brenner.
»Und zwar?«
»Ach, machen wir erst mal das Berufliche.«
Der Verdacht, dass in Riedingers Keller Semtex gelagert oder gezündet worden war, hatte sich erhärtet. Beweisen ließ es sich nicht, aber die gelblichen Rückstände und der Semtex-typische Geruch nach den Explosionen legten den Gedanken nahe.
Semtex selbst war gegen Schläge und Flammen unempfindlich.
Das hieß, er war mit Hilfe von Sprengkapseln gezündet worden.
Brenner sah drei Möglichkeiten: Erstens, ein Zeitzünder im Keller, der durch Draht mit einer elektrischen Sprengkapsel verbunden gewesen war. Zweitens, eine nichtelektrische Sprengkapsel, die durch einen Schlag oder das Feuer hochgegangen war, womöglich durch eine Zündschnur, die beim Brand des Schuppens Feuer gefangen hatte. Drittens, ein Funkzünder.
Ihr Blick kehrte zu Günter zurück, der aufgestanden war, die Cola-Dose in den Abfalleimer warf und zur Herrentoilette ging.
»Es gibt also ein paar Möglichkeiten, aber sicher ist nichts.«
»So ist es.«
»Und was ist am wahrscheinlichsten?«
»Hm.«
Sie wartete geduldig. Die Kollegen der KTU spekulierten nicht gern, obwohl ihre intuitive Einschätzung manchmal mitten ins Schwarze traf. Sie sahen sich als Analytiker, Empiriker, Wissenschaftler. Sie wollten den Beweis führen, und dazu nutzten sie physikalische und chemische Erkenntnisse, Computer, Mikroskope, keine intuitiven Einschätzungen. Und sie hatten Recht damit: Sie mussten ihre Gutachten vor Gericht vertreten.
»Zweitens«, sagte Brenner. Eine Sprengkapsel, ein bisschen Zündschnur, ein bisschen Glück und Geduld – mehr wäre nicht notwendig gewesen. Und natürlich ein paar Streichhölzer, um den Schuppen anzuzünden. Aber Brenner wollte nicht festgelegt werden. Sie hatten noch keine Zündschnurreste gefunden. Sie hatten bislang so gut wie nichts gefunden. Die Suche war schwierig. Es hatte die Explosionen gegeben, den Brand, dann waren hunderte Liter Löschwasser in den Keller geströmt. Die Betonwände des Kellers waren teilweise zerstört, alles voller Erde, Steinbrocken. »Eines ist aber sicher: Zufällig ist das Semtex nicht in die Luft geflogen.«
Sie nickte. Günter war zurückgekehrt. Während er sich setzte, warf er ihr einen kurzen Blick
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