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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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rekonstruieren.«

    Zusammen nahmen sie die Wanderung wieder auf. Günter begann mit der Rekonstruktion: »Jemand besorgt Pistolen und Maschinenpistolen aus altjugoslawischer Produktion, dazu vermutlich Munition.«
    »Jemand mit Kontakten nach Altjugoslawien oder zu Waffenhändlern mit Kontakten nach Altjugoslawien.«
    »Warum sagen wir eigentlich ›Altjugoslawien‹?«
    »Brenner von der KTU sagt ›Altjugoslawien‹.«
    »Ach so.« Günter lachte leise. Es klang eher nett.
    »Gibt es ein ›Neujugoslawien‹?«
    »Wahrscheinlich das ›Restjugoslawien‹.«
    »Und was ist das ›ehemalige Jugoslawien‹«
    »Unser ›Altjugoslawien‹?«
    Louise stöhnte leise. »Zum Glück hört uns niemand zu.«
    »Weiter im Text«, sagte Günter.
    Aber sie kamen nicht viel weiter. Jemand organisierte Waffen aus altjugoslawischer Produktion, brachte sie zu Riedingers Schuppen, trug sie in den Keller. Jemand anders – vermutlich jemand anders – wusste oder erfuhr davon, installierte eine Sprengvorrichtung, zündete den Schuppen an. Die Waffen wurden zerstört. Zwei unbekannte Parteien – vermutlich zwei unbekannte Parteien –, die auf irgendeine Weise miteinander verstrickt waren.
    Günter blieb stehen. »Schau an, Kollegen.«
    Am Rand des Waldstreifens zwischen Weide und B 31
    standen Anne Wallmer und ihr Partner aus Löbingers Dezernat.
    Louise schlug vor, zu ihnen zu gehen, Informationen auszutauschen. Günter sagte, sie solle allein gehen, ihm sei von dem Geruch nach verbranntem Menschenfleisch flau im Magen.
    Ich warte lieber beim Auto, atme frische Luft, geh du nur.
    Louise fragte, ob er etwas Wasser trinken wolle.
    Nein, er wollte kein Wasser trinken.
    Sie sah ihm nach. Tief in ihr begann sich eine Ahnung zu regen, was er vielleicht erzählt hätte, wenn er Freundschaften unter Kollegen nicht abgelehnt hätte.

    Anne Wallmer und Peter Burg, ein früh ergrauter, altgedienter Kriminalhauptkommissar, brachten Informationen vom Erkennungsdienst. Die Waffen hatten wahrscheinlich mehrere Wochen in Riedingers Keller gelegen, wenn nicht ein paar Monate. Der ED tippte auf März/April. Außerdem ging er davon aus, dass zwei größere Semtex-Blöcke an unterschiedlichen Stellen zur Explosion gebracht worden waren. Anhand der Explosionstrichter im Boden sowie der Druckwirkung auf die Wände ließ sich deren Platzierung in etwa rekonstruieren: Der eine im nördlichen Drittel des Kellers, der andere im südlichen.
    Darüber hinaus waren wohl zwei kleinere Semtex-Blöcke mit Sprengkapseln verteilt worden. Alle Sprengkapseln waren offenbar durch Zündschnüre miteinander verbunden gewesen –
    und eine oder mehrere Zündschnüre hatten zwischen den Deckenbalken und den Planken nach oben in den Schuppen geführt. Die Reste der Balken wurden gerade untersucht; bislang war nur eines klar: Sie waren uralt gewesen und mussten wie Zunder gebrannt haben.
    »Wohin fährt Günter?«, fragte Anne Wallmer.

    Louise wandte sich um. Überrascht sah sie zu, wie Günter an der Einmündung des Feldweges wendete, auf der Landstraße nach Kirchzarten beschleunigte. Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wir haben noch Abstimmungsprobleme.«
    »Wenn’s nach mir ging, ich würd ihn rausschmeißen«, knurrte Peter Burg. Seine dichten hellgrauen Augenbrauen senkten sich, der Schnauzer bewegte sich erzürnt. Louise überlegte, ob Peter Burg sie vor einem halben Jahr auch rausgeschmissen hätte, wenn es nach ihm gegangen wäre.
    Er wich ihrem Blick aus.
    »Sollen wir dich irgendwohin bringen?«, fragte Anne Wallmer.
    Louise nickte. »Zu Täschle nach Kirchzarten.«
    »Heißt der nicht Däschle?«
    »Nein, der heißt Täschle, nur für Rolf heißt er Däschle.«
    Peter Burg blieb, um auf die Sprengstoffexperten und den Erkennungsdienst zu warten, die jeden Moment kommen mussten, Anne Wallmer führte Louise durch den schmalen Waldstreifen. Als sie auf die Schotterstraße hinaustraten, wo der Wagen stand, hob Louise unwillkürlich den Blick.
    Ja, man sah den Flaunser.

    Sie stiegen ein, fuhren auf der Schotterstraße parallel zur B 31, bogen dann auf die Landstraße nach Kirchzarten ab. Anne Wallmer sagte, sie freue sich darüber, dass Louise in der Ermittlungsgruppe sei. Louise sagte, sie freue sich darüber, dass Anne Wallmer so denke. Damit war viel gesagt, und sie schwieg, um den kostbaren Moment nicht zu zerstören.
    Bevor sie den Polizeiposten Kirchzarten betrat, zog sie das Handy aus der Tasche und reservierte den gebrauchten weißen VW Polo, den sie

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