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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Augenpaare folgten ihr. Almenbroich nickte streng, Alfons Hoffmann hob eine Hand und lächelte, Bermann musterte sie abwesend. Sie setzte sich. Irgendjemand fehlte.
    Heinrich Täschle.
    »Danke«, flüsterte sie Anne Wallmer zu.
    »Man müsste das wirklich alles mal auf den Tisch legen«, sagte der Mann im blauen Hemd, »die ganzen Fragen, warum Kohl und Genscher 1991 unbedingt Kroatien anerkennen mussten, obwohl die EG und die UN und die USA das noch nicht wollten und obwohl klar war, dass die Serben sich das nicht einfach so anschauen würden … Da fragt man sich dann schon, bestehen da noch irgendwelche Verbindungen, dass die Behörden immer ein Auge zudrücken, aber das darf man ja nicht öffentlich sagen, man weiß ja, was dann passiert.«
    »Also, ich verstehe kein Wort«, sagte Löbinger. »Wovon sprechen Sie? Was passiert, wenn man was öffentlich sagt? Und was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann sagte Thomas Ilic: »Es kotzt mich an, wie Sie über Kroaten reden.«
    Eine der Sekretärinnen lachte erschrocken.
    »Wirklich, es kotzt mich an.«
    Louise blickte zu Bermann hinüber. Er machte keine Anstalten einzugreifen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine ausgestreckt, beobachtete reglos, was geschah.
    Assistierte.
    »Würde mich mal jemand aufklären, worum es geht?«, fragte Löbinger zunehmend gereizt.
    »Die deutsch-kroatische Vergangenheit«, sagte Almenbroich.
    »Kein Thema für diese Besprechung.«
    »Für keine Besprechung«, rief der Mann im blauen Hemd.
    »Man müsste das alles endlich mal hinterfragen, aber da hat niemand ein Interesse dran, weil …«
    »Richtig«, unterbrach Almenbroich scharf. »Hier nicht, heute nicht.«
    Der Mann im blauen Hemd schwieg.
    Anne Wallmer stieß Louise leicht an, deutete der Reihe nach auf die Männer von auswärts und erklärte flüsternd, wer sie waren. Der Staatsanwalt aus Rottweil, nicht der von 1992, sondern der Nachfolger des Nachfolgers, samt Assistentin.
    Kripo aus Stuttgart, LKA aus Stuttgart, dazu gehörte der Mann im blauen Hemd. Dann zwei Verfassungsschützer aus Stuttgart, die mit Almenbroich gekommen waren, zwei Verfassungsschützer des Bundes, von deren Ankunft niemand informiert gewesen war. Anne Wallmer drehte sich zu Louise und rollte die Augen. Louise nickte. Chaos auf den Tischen, Chaos in der Soko.
    »Und Täschle?«, flüsterte sie.
    »Wieso Täschle?«
    Louise blickte Almenbroich an, wartete, bis er herübersah, formte mit den Lippen das Wort »Täschle«. Almenbroich hob die rechte Faust ans Ohr, zuckte die Achseln. Er hatte Täschle nicht erreicht.
    Sie schüttelte den Kopf- wie war das möglich?
    Almenbroich zuckte die Achseln – keine Ahnung.
    Sie schüttelte den Kopf- wie, keine Ahnung?
    Almenbroich zuckte die Achseln – später, Louise, ja? Mit einem drohenden Blick griff er nach seinem Taschentuch, trocknete sich die Stirn.
    »Wir wissen«, sagte jetzt einer der Stuttgarter Kripobeamten zu Thomas Ilic, »dass mindestens zwei der angeklagten Kroaten von damals Kontakte zur deutschen Neonazi-Szene …«
    »Und deshalb sind alle Kroaten Faschisten? Sind Sie ein Faschist, weil Sie Deutscher sind?«
    »Was reden Sie da, Mann?«
    »Anselm«, sagte Almenbroich ungeduldig.
    »Schluss jetzt!«, bellte Löbinger.
    »Übrigens konnten ihnen diese Kontakte nicht nachgewiesen werden«, fiel der Staatsanwalt von Rottweil ein. »Mag ja sein, dass manche von denen professionelle Händler waren oder Kontakte zu deutschen Neonazis hatten, aber die überwiegende Mehrheit, das waren einfache Leute, Patrioten. Meine Güte, bei denen daheim war Krieg, die hatten ideelle Motive, keine finanziellen …«
    »Sagt wer?«, fragte Bermann freundlich.
    »Sagen die Prozessakten. Die haben die Waffen im Koffer zwischen Windeln und Unterwäsche …«
    Löbinger schlug mit der Faust auf den Tisch. »Schluss jetzt!
    Wir machen mit Peter Burg und Anne Wallmer weiter.«

    »Nein«, sagte Almenbroich. »Wir machen jetzt Pause.«

    Almenbroich verschwand mit den Stuttgartern, Löbinger und Bermann. Louise stand auf, trat ans geöffnete Fenster. Wo war Täschle? Sie zog das Funktelefon heraus, wählte die Nummer seines Handys an. Besetzt. Im Polizeiposten bekam sie nur die Warteschleife. Erinnerungen wurden wach. Hollerer blutüberströmt im Schnee, der tote Niksch in ihren Armen …
    Sie mahnte sich zur Vernunft. Nicht alle Postenpolizisten gerieten in Lebensgefahr, wenn sie ihr halfen.
    Sie ging zu dem

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