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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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sein Blick war distanziert. Sie wandte sich ab. »Sie hatten keine Chance«, wiederholte sie.
    »Man kann nur mit dem rechnen, was man für möglich hält.
    Dass jemand auf einer Weide vor Kirchzarten ein Waffenlager angelegt hat und dass jemand anders es mit Semtex in die Luft sprengt, das ist nicht möglich.«
    Adam Baudy sagte nichts.
    »Damit kann man nicht rechnen, Baudy.«
    »Sind Sie fertig? Ich möchte jetzt kegeln gehen.«
    Sie seufzte. »Von mir aus. Aber ich habe eine Bitte: Denken Sie nach. Was war komisch? Was passt nicht zusammen? Am Morgen des Brandes, in den Tagen vorher. Was ging Ihnen im ersten Moment durch den Kopf? Was haben Sie später im Ort gehört? Was haben Ihre Kameraden gedacht und gehört?« Sie hielt ihm eine Visitenkarte hin. Er nahm sie nicht. »Sie können auch mit Täschle reden, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Ich rede mit niemandem mehr«, sagte Baudy und wandte sich ab.

    Sie blieb bis zur B 31 hinter dem Sprinter, dann ließ sie ihn davonziehen. Knapp eine Stunde bis zu ihrer Verabredung mit Richard Landen. Das reichte für den Stühlinger. Sie nahm Alfons Hoffmanns Liste der PADE-Vorstandsmitglieder zur Hand. Dr.
    Abdul Rashid, Privatdozent am Physikalischen Institut der Albert-Ludwigs-Universität, 1950 in Pakistan geboren, mit einer Deutschen verheiratet, zwei Kinder. Studium in Karatschi, Paris, Essen, Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Lehraufträge in Freiburg, Zürich, Karlsruhe, Heidelberg, Paris. Habilitation in Theoretischer Quantendynamik.

    Alfons Hoffmann hatte »Habitilation« geschrieben. Sie fand, das Wort passte. Habitilation, ein neues Verfahren der Kernspaltung, entdeckt von Dr. Abdul Rashid aus Pakistan.
    Sie schaltete das Radio ein, stieß beim Suchen auf eine unglaublich klare, melancholische Jazz-Trompete. Auch das Stück passte. Zu Richard Landen, zur Abendstimmung im Dreisamtal, zu dem Geist Adam Baudy.
    Einer der wenigen Momente im Leben, in denen alles passte.
    Selbst ein Wort, das nicht existierte.

    Die gute Laune hielt an, bis sie im Stühlinger war. Als sie ausstieg, fand sie sie irritierend. Am Vormittag die denkwürdig chaotische Soko-Sitzung, am Mittag Riedingers Leiche, die Angst um Täschle, am Spätnachmittag das vorläufige Aus für Freiburg, vor einer Stunde das Jobvermittlungsgespräch à la Bermann. Zu schweigen von den Ereignissen der vergangenen beiden Tage und Nächte, den Rätseln, Almenbroichs Geheimnis, den lauernden Dämonen. Und sie barst vor Albernheit und guter Laune. Sie spürte, dass sie den Boden unter den Füßen zu verlieren begann im Overkill von Emotionen und Ereignissen.
    Das Zentrum fehlte, das Auge des Sturms: ein funktionierendes Ermittlungsteam. Sie bog in die Straße ein, in der Abdul Rashid wohnte, dachte, eigentlich war sie es doch gewohnt, am Rande oder sogar außerhalb des Ermittlungsteams zu arbeiten. Doch etwas war anders diesmal. Sie hatte das blinde Vertrauen in die Kollegen, die Vorgesetzten, die Polizeibehörden an sich verloren. Nur einem vertraute sie noch vollkommen: Rolf Bermann. Und das war wirklich entsetzlich.

    Abdul Rashid wohnte in einem Gebäude, das zu Günters Künstleroutfit gepasst hätte. Ein freundliches, schmales Gründerzeithaus mit kleinen Fenstern, Balkonen mit Pflanzen und Bistrotischchen, im ersten Stock eine Werbeagentur, im zweiten offensichtlich eine WG mit vier Bewohnern, im dritten

    »Abdul Rashid/Renate Bender-Rashid«.
    Gegenüber ein Café mit breitem Frontfenster, daneben eine Buchhandlung. Sie überquerte die Straße, betrat das Café.
    »Luis«, sagte Rolf Bermann.
    Er saß an einem Tisch an der Wand mit Blick auf Rashids Haus. Sie lächelte, wollte sagen, so sieht es also aus, wenn du Almenbroichs Anordnungen gehorchst, unterließ es, als sie seine ernste Miene sah. Sie setzte sich.
    »Ich bin ihnen in die Falle gegangen«, sagte Bermann leise.
    »Wie meinst du das?«
    »Rashid wird observiert.«
    »Was? Vom LKA?«
    Bermann schüttelte den Kopf. Ein weißer Audi A3 mit französischem Kennzeichen. Keine deutsche Behörde tarnte sich französisch. Bermanns Blick war unruhig, seine Augen wurden schmal. Sie hatten ihn gesehen, bevor er sie gesehen hatte. Sie hatten ihn beobachtet, hatten ihn erkannt. Woher wussten sie, wer er war? Als sie ihm aufgefallen waren, waren sie davongefahren.
    »Wie viele?«
    »Nicht so laut, Luis. Zwei Männer.«
    »Hast du ihre Gesichter gesehen?«
    »Bloß vage, ich hatte die Sonne im Gesicht.«
    »Woher weißt du dann,

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