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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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war grau im Gesicht, hielt die Augen zusammengekniffen, obwohl der Raum im Dämmerlicht lag. Als er vorhin an ihr vorbeigegangen war, hatte sie einen unangenehmen Geruch nach Krankheit, Alter, Verwahrlosung bemerkt. Sie ahnte, dass alle im Raum sich dieselbe Frage stellten: Wie lange wird er durchhalten?
    »Entschuldige, Rolf«, wiederholte Almenbroich.
    Bermann nickte. Aber sein Blick blieb zornig.
    »Komm später mit hoch, dann räumen wir das aus der Welt.«
    »Und jetzt reißt du dich wieder zusammen«, sagte Löbinger.
    »Ich würde das Band gern noch mal hören«, sagte Thomas Ilic.

    Schweigend lauschten sie dem Gespräch zwischen Marcel und ihr ein zweites Mal, anschließend der Beschreibung der beiden Männer, die sie auf das Band gesprochen hatte, nachdem Marcel gegangen war. Dann klopfte Löbinger mit dem Finger auf seine Armbanduhr und sagte: »Also, was machen wir?«
    Viertel nach sechs. Marcel würde gleich anrufen.
    »Ich schlage vor, wir geben ihm, was er will«, sagte Almenbroich. »Fünfzehn Stunden.«

    »Nein!«, sagte Bermann. »Christian, wenn wir zulassen, dass jetzt auch noch der BND mitmischt … das ist unsere Ermittlung, verdammt! Unsere Verantwortung! Scheiße, wir sehen doch aus wie die letzten Idioten, wenn wir jetzt …«
    »Rolf«, sagte Löbinger warnend.
    Bermann trat an den Schreibtisch und stützte die Hände darauf. »Wir sind dicht dran, Christian! Zum ersten Mal haben wir in diesem Fall fast alles unter Kontrolle! Wir wissen, wann die Pakistaner kommen, wir sind an PADE dran …«
    »… und wir gefährden eine Operation des Bundesnachrichtendienstes, die monatelang, vielleicht jahrelang vorbereitet worden ist«, ergänzte Löbinger. »Ganz abgesehen davon, dass wir einen Informanten gefährden.«
    Almenbroich blickte Bermann an. »Das sind gewichtige Argumente. Wir stimmen ab, dann entscheiden wir. Anselm?«
    »Wir ziehen die Fahnder zurück.«
    »Illi?«
    Thomas Ilic zuckte die Achseln. »Schwierig. Wir brauchen mehr Informationen und mehr Zeit.«
    »Beides haben wir nicht. Louise?«
    Sie trank einen Schluck. Es war ein Risiko. Zwischen heute Abend und morgen Vormittag konnte viel passieren. Ganz abgesehen davon, dass Bermanns Einwände berechtigt waren.
    Und dass sie nicht verstand, welche Rolle der Amerikaner in ihrer Diele spielte. Ein Amerikaner beim BND?
    Aber sie fand, der mögliche Ertrag war die Risiken wert. Sie nickte.
    »Ich sehe es genauso«, sagte Almenbroich. »Welche Al …«
    »Das darf nicht wahr sein!« Bermann schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte.
    »Welche Alternative haben wir denn, Rolf?«
    »Dranbleiben!«
    »Was ist dein Problem?«, fragte Löbinger. »Dass das D 11 die Zuständigkeit schon wieder mit jemandem teilen muss?«

    Bermann sah ihn an und rümpfte die Nase, als verströmte Löbinger einen unerträglichen Geruch. Dann sagte er: »Kann ich jetzt mein Büro wiederhaben?«
    »Wenn Marcel angerufen hat«, sagte Almenbroich. »Aber wenn du dich setzen möchtest …« Er machte Anstalten aufzustehen. Es sah so aus, fand Louise, als würde es ihm womöglich nicht gelingen.
    Bermann winkte ab und kehrte zur Wand zurück. Niemand sprach. Almenbroich hatte die Fingerspitzen zum Dreieck aneinander gelegt und starrte auf die Tischplatte. Thomas Ilic’
    Blick wanderte umher. Löbinger hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah auf den Wandkalender, als zählte er die Tage bis zu seinem Urlaub.
    Das Team zerfiel, und alle, dachte sie, spürten es.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Fünf vor halb sieben. Mit einem Schlag war die Nervosität da. In einer halben Stunde landeten die drei Pakistaner aus Karatschi in Frankfurt. Die Kollegen bezogen in diesen Minuten Position. Und sie standen hier, stritten, machten sich von einem Mann abhängig, der den Namen ihres Nachbarn benutzte und ansonsten nicht existierte.
    Sie zweifelte nicht daran, dass er anrufen würde. Aber Bermanns Einwände arbeiteten in ihr. Riefen Fragen und weitere Einwände hervor. Konnten sie es sich leisten, die Kontrolle wieder abzugeben? Sich damit zu begnügen, wieder nur zu warten? Einem Mann mit einem falschen Namen zu vertrauen?
    Und was war mit dem Amerikaner?
    »Und was ist mit dem Amerikaner? Ein Amerikaner beim BND? Oder gehört er zu einem amerikanischen Geheimdienst?
    Ich …«
    »Ich bitte dich«, fiel Löbinger ihr stöhnend ins Wort. »Wann hatten wir zuletzt amerikanische Geheimdienste hier? In den Fünfzigern?«
    »… bekomme diesen Amerikaner

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