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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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passt!« Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, wünschte mir Antworten und Geldscheine. Dann erst traute ich mich, die Tür zu öffnen.
    »Was ist drin?« Sie versuchte, über meine Schulter einen Blick zu erhaschen.
    »Bowlingschuhe.« Ich nahm sie aus dem Schließfach. »Hier, halt mal.«
    »Ist das alles?«, fragte sie enttäuscht.
    Ich spähte in das dunkle Fach. Keine Geldscheine, aber ...
    »Ein USB-Stick!«
    Lara stieß einen Schrei aus.
    Was da wohl drauf war? Meine persönlichen Daten? Fotos? Sobald wir wieder bei Bobbie waren, würde ich mir Laras Laptop leihen! Ich legte den Stick in den linken Schuh und steckte meine Hand noch einmal ins Fach. Auf dem Boden lag nichts mehr. Ich tastete die Wände ab, erst die Seiten und dann ganz hinten drin. Ja, da stand etwas! Ein rechteckiger Gegenstand, aufrecht und flach an die Wand gerückt, als wäre er daran festgeklebt. Meine Finger folgten den Umrissen. Ein Buch, vermutete ich. Ich klappte es um und zog es zu mir heran. Es war fluoreszierend blau und auf dem Umschlag ...
    Mein Notizbuch!
    Aber das lag doch in meinem Rucksack? Oder hatte ich ...
    Im Wal-Mart lag das ganze Regal voller Notizbücher. Darum hatte ich ohne Zögern das blaue gewählt! Im Unterbewusstsein war mir klar, dass ich früher schon einmal so ein Ding gekauft hatte. Und wenn mein Unterbewusstsein noch Dinge wusste, konnte mein Gedächtnis noch ...
    Aufgeregt drehte ich mich zu Lara um.
    Es fühlte sich an, als würde mir jemand ein Messer zwischen die Rippen stecken: Sie nahm den USB-Stick aus dem Bowlingschuh und steckte ihn in ihre Hosentasche!
    Es fuhr mir durch und durch: Siehst du, ihr ist doch nicht zu trauen! Hätte ich den Stick bloß verschwiegen und in meine eigene Tasche gesteckt.
    Das Notizbuch! Blitzschnell stopfte ich es zwischen Hosenbund und T-Shirt und ließ mein Shirt darüberfallen. »Das war’s.« Ich klappte das Schließfach zu und hielt die Hand auf. »Darf ich denn jetzt auch meinen Stick zurückhaben?«
    Sie reichte mir die Bowlingschuhe.
    »Den USB-Stick in deiner Hosentasche«, sagte ich mit aufeinandergepressten Kiefern.
    Sie ließ sich nichts anmerken. »Wovon redest du?«
    Ich hätte sie am liebsten an den Haaren durch den Empfangsraum geschleift.
    »Du hast ihn rausgeholt.« Ich kippte den linken Schuh und ...
    Der Stick war noch drin!
    »Du benimmst dich seltsam.« Sie ließ mich stehen und holte ihr Handy heraus.
    Ich betrachtete den Stick, ich kniff sogar hinein, um mich davon zu überzeugen, dass ich nicht träumte. Er war echt. Es war mein Gedächtnis, dem ich nicht trauen konnte. Ich stellte mir vor, dass ein Pac-Man in meinem Hirn hockte, der alle Erinnerungen auffraß. Vielleicht kackte er irgendeinen Stoff aus, wodurch ich auch noch anfing zu halluzinieren. Ich war reif für die Zwangsjacke.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    Sie stand an der Tür und tippte eine SMS ein.
    »Ich dachte wirklich ...«
    »Du solltest nicht so viel denken.« Sie drückte auf Senden und steckte ihr Telefon ein.

Teil 2
Das Notizbuch
    Das Gedächtnis eines jeden Menschen
ist seine persönliche Literatur.
(frei nach Aldous Huxley)
    1
    Lara zeigte keinerlei Interesse an dem USB-Stick. Vielleicht war sie noch gekränkt oder sie fand es nicht verlockend, mit einem halluzinierenden Idioten im selben Zimmer zu sitzen – ich konnte es ihr nicht übel nehmen –, jedenfalls lieh sie mir ihren Laptop und verschwand nach unten. Mir kam das durchaus gelegen. Man konnte schließlich nicht wissen, welche Geheimnisse der Stick enthüllen würde. Wenn ich nun doch ein Verbrecher oder Irrer war, würde ich das lieber allein entdecken.
    Ich stellte den Laptop auf das Bett und nahm den Rucksack ab. Dann zog ich das Notizbuch aus meinem Hosenbund und holte den Stick aus meiner Tasche. Ich musste an Geburtstage denken, oder besser gesagt, an Geschenke, die man noch nicht ausgepackt hatte. Jetzt also nur noch hoffen, dass mich der Inhalt nicht enttäuschen würde.
    Ich lehnte mich gegen die Kissen am Kopfende. Notizbuch oder Stick? Ich entschied mich für Ersteres.
    Wenn du ich bist und diese Worte liest, ist mein Plan aufgegangen. Dann hast du das Schließfach mit diesem Notizbuch gefunden. Alles, was darin steht, ist wirklich passiert. Es könnte sein, dass du ... also ich, mich nicht mehr daran erinnern kann. Deswegen habe ich alles aufgeschrieben.
Wenn du jemand anderes bist, ist es schiefgegangen. Ich kann gefangen worden sein oder sogar ermordet. Bringe dieses Notizbuch und den USB-Stick

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