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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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Bestes geben, dürfen wir auch bald nach Hause.«
    Ich fragte mich, was er und Three dann noch hier verloren hatten. Ich meine: Noch besser sein Bestes geben als diese zwei Schleimscheißer, schien mir unmöglich.
    Zum Dessert bekamen wir Grießbrei. Der dicke Four wollte schon loslegen, bevor alle einen Nachtisch hatten, aber er konnte seinen Löffel nicht finden.
    »Du musst besser auf deine Sachen aufpassen«, meinte Two. »Sie sind Eigentum der Einrichtung und der Gruppe.«
    Four sah Two an, als würde er ihn am liebsten verschlingen, mit oder ohne Löffel.
    Louis stupste mich mit dem Knie an. Ich spähte auf seine Hand, die er unter dem Tisch verborgen hatte, und sah einen Löffelstiel, der aus seinem Ärmel ragte. Wie hatte er das so schnell hingekriegt?
    »Wer hat meinen Löffel geklaut?«, rief der Dicke.
    Boy Five brach in schallendes Gelächter aus und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch. Two und Three hielten sich die Hände auf die Ohren.
    »Schluss, aus!«, rief der Weißkittel. »Sonst geht ihr ohne Nachtisch ins Bett.«
    Der dicke Four war als Erster still.
    Ich schaute mich am Tisch um. Sah die Jungs, die alle dasselbe Hemd trugen. Es war ein lächerlicher Anblick. Sie konnten uns zwar anziehen wie schreckliche Sechslinge, aber von irgendeinem Gruppengefühl war noch lange keine Rede.
    »Uniformität ist der Zement unserer Organisation.«
    Vorläufig konnte ich nur losen Sand entdecken.
    Als ich mit Louis in unserem Zimmer allein war, zeigte ich ihm mein Notizbuch.
    »Das bist du im Handumdrehen los«, sagte er. »Sie inspizieren regelmäßig unsere Zimmer.«
    (Heißt, sie überprüften, ob der Schrank ordentlich ist, ob das Bett glatt genug gemacht ist und ob keine verdächtigen Sachen im Zimmer herumliegen.)
    »Aber es ist das Einzige, was ich noch von zu Hause habe.« Die Tränen brannten schon wieder hinter meinen Augen. An diesem ersten Tag kam ich mir vor wie ein leckender Wasserhahn.
    »Ich weiß, wo du es verstecken kannst.« Er sah mich prüfend an. »Aber dann musst du schwören, dass du es niemandem verrätst.«
    »Natürlich nicht!«
    »Also gut.« Er kletterte auf das Etagenbett und griff an die Decke. Dort lagen lose Holzfaserdämmplatten auf Metallverstrebungen. Er drückte eine davon hoch, legte mein Notizbuch auf die Oberseite der Nachbarplatte und ließ die Platte wieder fallen. Nichts mehr zu sehen.
    Er selbst hat ein Mobiltelefon in der Decke versteckt. Leider können wir niemanden anrufen – Louis hat es zwar probiert, aber in diesem Gebäude ist nirgends Empfang. Aus purem Frust hatte er angefangen, Spielchen darauf zu spielen und dann war der Akku schnell leer.
    Ein Notizbuch ohne Stift und ein Telefon ohne Aufladegerät. Unter anderen Umständen wäre das glatt als Witz durchgegangen.
    Ich betrachtete das Handy auf meinem Bett mit gerunzelten Augenbrauen. Jones hatte mir mein Telefon weggenommen. Sollte dieses hier Louis gehören? Vielleicht hatte ich die Nachricht nicht mir selbst, sondern Louis hinterlassen?
    Ich habe einmal einen autistischen Jungen im Fernsehen gesehen, für den Menschen wie Ziffern aussahen. Seine Oma zum Beispiel war eine dicke Sechs und sein Vater eine blaue Eins.
    Ob unsere Nummern auch ein wenig so stimmen?
    Boy 2 ist ein fanatischer Sportler und spricht immer wie ein Fußballcoach.
    Boy 3 mit seiner Abzugshaubennase kommt aus dem Iran. Er spricht arabisch und noch vier weitere Sprachen. Ich weiß nicht, weswegen er aufgegriffen wurde, aber vermutlich nicht, weil er seine Sprachkenntnisse noch weiter verbessern wollte.
    Ehrlich gesagt finde ich sie beide ein wenig gruselig. Als wären sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern als Jungen verkleidete Außerirdische.
    Den dicken 4 habe ich noch nicht wirklich durchschaut. Er reißt sich kein Bein aus und würde am liebsten den ganzen Tag nur essen. Solange man ihn in Ruhe lässt, findet er alles prima.
    Brillenschlumpf 5 sucht immer und ewig Streit. Es ist sein Hobby, andere auf die Palme zu bringen, und er widerspricht einem ständig, selbst wenn er insgeheim die gleiche Ansicht vertritt. Er ist wie die Einkaufswagen im Supermarkt bei mir zu Hause um die Ecke, die immer genau eine andere Richtung einschlagen, als ich möchte. Zum Beispiel Richtung Suppendosenturm.
    Nach dieser schrecklichen ersten Nacht wurden wir um sieben Uhr von einem ohrenbetäubenden Summer geweckt. Ein Weißkittel holte uns ab und wir marschierten in unseren hellblauen Schlafanzügen (auch wieder genau gleich aussehend) durch

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