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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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versetzte dem Handy einen Tritt. Es prallte gegen die Fußleiste und rutschte dann unters Bett.
    »Zu spät«, sagte Jones.
    Ich hätte ihn treffen sollen, nicht das Handy. Ihm die Selbstzufriedenheit aus dem Gesicht treten. Wie hatte ich mir je Sorgen machen können, ich könnte ihn getötet haben? Ich hasste ihn. In einem Reflex griff ich nach der Schale auf dem Boden. Ich hätte vorhin schon fester zuschlagen sollen, dann hätte er keine Bomben aktivieren können.
    Er schloss die Augen. Ich holte aus.
    »Boy!«, schrie Lara.
    Die Schale verpasste Jones um ein Haar und zersprang an der Wand in tausend Stücke. Erschrocken starrte ich auf meine zitternden Hände. Wie hatte es so weit kommen können? War ich immer schon so aggressiv gewesen oder kam das durch diesen verdammten Chip in meinem Kopf?
    »Was stehst du da herum?«, rief Lara. »Mach mich los.«
    Ich sah sie ungläubig an.
    »Meine Eltern sind in dem Gebäude! Ich muss sie warnen.«
    Louis war auch in dem Gebäude. Ich war der Einzige, der ihn noch retten konnte. Oh, weshalb hatte ich unbedingt wegen dieses blöden Sticks bluffen müssen?
    »Beeil dich doch.« Lara hob die Hände. »Bitte!«
    Wie viele Minuten hatte ich noch? Ich brauchte eine Uhr, um die Zeit im Auge zu behalten! Um Laras rechtes Handgelenk war ein rotes Zifferblatt mit einem blauen Lederband. Es ragte gerade unter dem Stoff meines Hemdärmels hervor. Wegen ihrer gefesselten Handgelenke wies die Schnalle genau in meine Richtung, sodass ich sie leicht lösen konnte.
    Sobald Lara kapierte, dass ich nicht sie, sondern ihre Armbanduhr befreite, wurde sie erst richtig wütend. »Was machst du denn da, du Trottel? Wenn meinen Eltern etwas passiert, bist du schuld!«
    Sie schleuderte einen zornigen Blick zu Jones hinüber. »Und du auch! Ich habe immer genau gemacht, was du wolltest, und jetzt ...«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Hör auf mit diesem hysterischen Getue. Sobald ich die Bombe aktivierte, haben deine Eltern ein Warnsignal empfangen. Diese neunzig Minuten dienen nur dazu, ihnen genügend Zeit zu verschaffen, damit sie ihre Sachen einsammeln und verschwinden können. Du glaubst doch nicht, dass ich das Hirn hinter der Cooperation in die Luft gehen lasse?«
    Lara schwieg verblüfft.
    »Und was ist mit den Boys?«, fragte ich. »Ist dir egal, dass die getötet werden?« Ich kämpfte mit der Uhr. Mein Handgelenk war zu breit für das Armband. Ich hing sie an eine der Schlaufen meiner Hose und sah auf das Zifferblatt. Noch siebenundachtzig Minuten. Hoffentlich schaffte ich das! Es dauerte mit dem Auto schon eine Stunde, um das graue Gebäude zu erreichen.
    »Das schaffst du nie«, sagte Jones, als könne er meine Gedanken lesen. »Hast du den Chip vergessen? Wir wissen immer genau, wo du bist. Bevor du auch nur in die Nähe des Gebäudes gelangst, schnappen wir dich.«
    Ich hörte es kaum. In meinem Kopf kreiste nur ein einziges Wort: Chip, Chip, Chip!
    »Ich bin selbst der lebende Beweis!«, rief ich. »Sie können zwar das Gebäude in die Luft sprengen, aber nicht den Chip in meinem Kopf. Ich brauche mich nur untersuchen zu lassen und jeder weiß, dass ich nicht fantasiere!«
    »Vielen Dank für den Tipp«, sagte Jones stoisch. »Das werden wir also verhindern müssen.«
    Ich hatte das Gefühl, als würde alle Luft aus mir entweichen. Wie hatte ich jemals denken können, Jones zu besiegen? Ich hatte mein eigenes Todesurteil unterzeichnet! Die Weißkittel brauchten mich nur noch abzuholen und ...
    Sogar Lara hatte die Fassung verloren. »D-du wirst Boy doch nicht etwa umbringen?«, stammelte sie. »Ich bin sicher, dass meine Eltern das niemals wollen würden und es ist doch auch absolut nicht notwendig? Du kannst doch sein Gedächtnis löschen? Oder dafür sorgen, dass er mit der Cooperation zusammenarbeitet?«
    Ich dachte an die Alarmschnur in der Kloschüssel. Kaum hatte ich sie Jones abgenommen, war er machtlos gewesen. Ohne Schnur konnte er mich also nicht zwingen. Konnte niemand mich zwingen. Es gab noch eine winzig kleine Chance. Ich musste nur dafür sorgen, dass ich mich weit genug von allen Alarmschnüren fernhielt.
    Schlagartig beruhigte ich mich. Es waren schon genug kostbare Minuten verstrichen. Ich würde schnell und effektiv zu Werke gehen. Was musste ich mitnehmen? Natürlich das Notizbuch mit dem Stick, meinen Rucksack mit allen Sachen und nicht zu vergessen, den Laptop. Das Mobiltelefon von Jones warf ich ins Klo. So, jetzt brauchte ich nur noch den Schlüssel vom

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