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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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meine Ungeduld kaum noch verbergen. Beeil dich! Denk nach!
    »Dann sind sie noch in meiner Jacke, an der Garderobe.« Sie nickte munter.
    Puh! »Ich finde sie schon.« Ich ging zur Tür, den Rücken zur Wand, was ziemlich seltsam wirken musste. »Bis gleich!«
    Ich zog meinen Rucksack unter dem Strauch hervor und steckte das Teppichmesser in das Seitenfach. Schnell, zur Garderobe in der Eingangshalle!
    Welche Farbe hatte Bobbies Jacke noch? Rot? Blau? Dieser Sweater in zwei verschiedenen Grautönen gehörte Lara. Die Nähte waren weiß abgesetzt und er hatte eine Kapuze. Perfekte Tarnkleidung. Zumindest, wenn mein wahnsinniger Plan gelingen würde. Ich zog den Sweater an, machte den Reißverschluss zu und ließ meine Finger weiter durch verschiedene Kleidungsstücke wandern. Ich musste die Schlüssel finden, bevor Bobbie hereinkam und fragen würde, wo denn Lara sei.
    Ja, da spürte ich etwas Hartes! Ich steckte meine Hand in die linke Tasche und konnte einen Jubellaut nicht unterdrücken. Autoschlüssel. Louis, ich komme!
    Der Rucksack schlug gegen meinen Rücken. Das wurde bestimmt ein blauer Fleck, Laras Laptop hatte scharfe Kanten, die durch den Canvasstoff drückten. Noch zehn Schritte. Dort war der Carport mit den übel riechenden Blumen.
    »Boy!«
    Bobbie! Ich konnte sie noch nicht sehen, aber ich erkannte ihre Stimme.
    Was jetzt? Auf sie warten, war unmöglich. Sie würde sehen, dass Lara nicht bei mir war, und allein durfte ich den Wagen bestimmt nicht mitnehmen. Nein, ich machte mal besser, dass ich wegkam, bevor mich Bobbie sah. Ich öffnete die Wagentür und warf meinen Rucksack auf den Beifahrersitz. Einsteigen!
    Aber Bobbies Stimme war auf einmal noch näher. »Wenn ihr sowieso zur Videothek fahrt ...«
    Der Sweater! Ich zog die Kapuze blitzschnell über meinen Kopf. Gerade noch rechtzeitig.
    »Oh, Lara«, sagte Bobbie. »Bist du es? Bringst du mir den Neuen mit George Clooney mit?«
    Ich wusste nicht, wie ich alles auf einmal geregelt bekam, aber offensichtlich hatte ich wieder so einen kaltblütigen Moment wie in der Einrichtung, als ich etwas Eigenes von zu Hause bei mir behalten wollte und es mir gelang, mein Notizbuch aus der Tasche zu holen, indem ich die Weißkittel ablenkte. Ich zeigte Bobbie meinen erhobenen Daumen, schlug die Wagentür zu, fummelte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um, schob den Schalthebel auf das R von Reverse und gab Gas. Schnurgerade fuhr ich unter dem Carport hervor. Dass ich danach auf der Straße fast einen Laternenpfosten rammte, war vollkommen egal, Bobbie war schon Richtung Küche unterwegs und hatte nichts gesehen.
    4
    Die eine Fahrstunde mit Lara hatte Früchte getragen. Solange ich nur geradeaus fahren musste, war das Lenken eines Automatikfahrzeugs gar nicht so schwierig. Okay, bei der ersten Kurve bediente ich statt des Blinkers aus Versehen den Scheibenwischer, aber das war auch der einzige Fehler, den ich machte.
    Ich hatte jedoch ein anderes Problem. Anfangs konnte ich mir noch weismachen, ich würde es mir nur einbilden, aber mittlerweile war ich bereits dreimal abgebogen und noch immer war derselbe Wagen hinter mir, ein gelber Mustang mit einem überdimensionalen Spoiler. Der Fahrer trug einen Vollbart. Ich kannte ihn nicht, aber bei einem Menschen mit Gedächtnisverlust will das nicht so viel heißen. Wieder bog ich ab und ja, klar, der Mustang folgte, als wäre er über ein unsichtbares Abschleppseil mit dem Pick-up verbunden. Es wäre schon sehr zufällig gewesen, wenn irgend so ein Trottel dieselbe stumpfsinnige Strecke fahren würde wie ich. Nein, ich war ganz sicher – ich wurde verfolgt! Natürlich von jemandem von CooperationX. Sie konnten auf einem Monitor sehen, wo ich war. Vielleicht wussten sie sogar, dass ich alle in dem grauen Gebäude warnen wollte. Ich hatte das Handy von Jones im Klo versenkt, sodass er niemanden mehr informieren konnte, aber es war ja durchaus möglich, dass die Weißkittel über den Mikrochip meine Gedanken lesen konnten. Sie konnten sie schließlich auch steuern.
    Also musste ich an etwas anderes denken! An etwas anderes als an das, was ich vorhatte!
    Das war nicht einfach. Etwa so ähnlich wie ein Jucken im Ohr haben und nicht kratzen dürfen.
    Ich dachte an Louis. An Boy One mit seinen roten Haaren und seinen Segelohren. An Steve, der auch von Lara reingelegt worden war. An den Bericht in der Zeitung über das Survivalcamp, bei dem ich angeblich höchstwahrscheinlich umgekommen war. An die Weißkittel mit

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