Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
Pick-up.
    Ich schaute aus dem Fenster und sah, wie Bobbie eine Schubkarre in die Scheune schob. Das sechseckige Gebäude stand ganz hinten im Garten und war demnach außer Hörweite. Aber Bobbie würde nicht lange dortbleiben. Um diese Zeit begann sie meist mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Die Küche lag direkt unter meinem Zimmer und das Haus war ziemlich hellhörig – ein einziger Hilfeschrei durch die Decke und Bobbie würde nach oben rennen. Ich musste Lara und Jones den Mund stopfen. Wo hatte ich noch die Rolle Klebeband gesehen? Oh ja! Ich eilte über den Treppenabsatz zu den Privaträumen und sauste in Laras Zimmer. Bingo! Das Klebeband lag noch an seinem alten Platz in der obersten Schublade.
    Zwei Minuten später konnten Lara und Jones nur noch durch die Nase atmen.
    Wieder eine halbe Minute später stand ich in der Eingangshalle und starrte ungläubig auf den leeren Haken neben dem Kalender – den Haken, an den Bobbie immer ihre Autoschlüssel hängte. Waren sie runtergefallen? Ich suchte auf Händen und Knien den Boden ab. Ich sah auf, unter und sogar hinter dem Schränkchen nach, das dicht an der Wand stand, aber keine Spur von den Schlüsseln. Das konnte nur eins bedeuten: Bobbie trug sie bei sich. Ausgerechnet heute.
    Ich öffnete die Terrassentür, betrat den Garten und überquerte den Rasen. Als ich den Nussbaum erreichte, spähte ich zum Fenster meines Zimmers hinauf. Alles wirkte ruhig – das Klebeband und mein zerrissenes Hemd hielten. Ich eilte an einigen Blumenbeeten vorbei, wo ein Rasensprenger fröhlich seine Runden drehte und mich mit einem Sprühnebel aus Tröpfchen bedachte. Die feuchte Schicht auf meinem Gesicht war erfrischend und spornte mich zu noch größerer Eile an. Die Tür mit den kleinen Fenstern stand offen. Ich legte meinen Rucksack unter einen Strauch und betrat den Schuppen. Er war genauso sauber und aufgeräumt wie Bobbies Küche, sodass ich binnen weniger Sekunden die gesamte Einrichtung überschauen konnte. Die Säcke mit Blumenerde auf einer Palette in der Ecke. Die Werkbank mit einer ordentlichen Reihe aus Blumenkästen und -töpfen, sortiert nach Form und Größe. An der Wand hingen etliche perfekt gepflegte Gartenwerkzeuge.
    Vielleicht war darunter auch eine Zange, um den Zaun um das graue Gebäude durchzuknipsen!
    Mein Blick flog über Blumenscheren in allerlei Größen (zu schwach), verschiedene Sägen (für Äste und Holz, aber nicht für Eisen), eine Schaufel und eine Harke, eine kleine Handschaufel und eine Handharke. Leider alle ungeeignet. Eine Baumschere und eine Schaufel fehlten, nur ihre von Bobbie gezeichneten Konturen waren an der Wand zu sehen. Sie erinnerten an die Umrisse menschlicher Körper, die nach einem Mord am Ort des Verbrechens hinterlassen wurden, damit die Ermittler während der Untersuchung sehen können, in welcher Haltung die Leiche gelegen hat.
    Leiche. Plötzlich fühlte ich mich sehr verletzlich. Und ich stand hier herum und vertat meine Zeit! Das hier war keine Krimiserie, sondern die raue Wirklichkeit, auch wenn sie mir vollkommen unwirklich vorkam. Allein schon die Tatsache, dass CooperationX genau registrieren konnte, wo ich mich befand ...
    Und da geschah es. Oder eigentlich passierten zwei Dinge, aber ich weiß noch immer nicht, in welcher Reihenfolge. Vielleicht ging sogar alles gleichzeitig. Eins dieser Dinge war, dass mir eine wahnsinnige Idee kam. Das andere, dass ich am vorletzten Nagel ein Teppichmesser baumeln sah.
    »Boy?« Bobbie stand in der Tür. »Suchst du etwas?«
    »Äh.« Ich stellte mich so, dass sie die leere Stelle an der Wand nicht sehen konnte. »Lara lässt fragen, ob wir uns das Auto kurz leihen können.«
    »Jetzt noch?« Sie legte die Baumschere auf die Werkbank und klopfte sich die Hände ab. »Ich wollte gleich mit dem Kochen anfangen.«
    »Wir bleiben nicht lange weg, nur schnell eine DVD ausleihen.« Dumme Ausrede, dachte ich sofort darauf. Ich hätte mir etwas ausdenken müssen, was mehr Zeit in Anspruch nahm, dann würde es auch länger dauern, bevor Bobbie Unheil witterte.
    »Na dann los.«
    »Die Schlüssel?«, fragte ich.
    »Am Haken.«
    »Da hängen sie nicht.« Das Teppichmesser brannte in meiner Hand – der Hand, die ich auf dem Rücken hielt. Mit der anderen drehte ich die Uhr so, dass ich auf das Ziffernblatt schauen konnte. Nur noch neunundsiebzig Minuten!
    »Nicht?« Sie kniff die Augen zusammen. »Mal überlegen. Ich bin im Gartenzentrum gewesen. Pflanzen holen.«
    Ich konnte

Weitere Kostenlose Bücher