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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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Wo ist er? Er ist doch nicht entwischt?«, sprudelte sie heraus.
    Jones’ einzige Antwort war ein leises Stöhnen.
    Ich zog meine Hand zurück, ohne die Spültaste zu betätigen. Kein Geräusch machen, hieß Zeit schinden. Zeit zum Überlegen, wie ich Lara überrumpeln und ausschalten konnte. Die Keramikschale schied aus, die lag unerreichbar weit weg im Schlafzimmer. Es war sowieso zweifelhaft, ob ich in der Lage wäre, Lara eins mit diesem Ding über den Schädel zu ziehen. Sie war zwar eine Verräterin, aber ich hatte sie auch nett gefunden. Mehr als nett. Oder vielleicht gehörte ich einfach zu der Kategorie Jungen, die fanden, Mädchen dürfe man nicht schlagen – ich kam schließlich aus einer Familie mit ausschließlich Frauen.
    Nein, ich musste mir etwas anderes ausdenken.
    »Aufwachen!«, sagte Lara.
    Ich nahm an, dass sie Jones auf die Wangen schlug, denn ich hörte leise Klapse. Ihnen folgte noch mehr Stöhnen und dann Jones’ heisere Stimme: »Der Stick ...«
    Mein Blick scannte das Badezimmer. Shampoo, eine Schachtel Paracetamol, Seife – höchstens geeignet, um jemanden damit zu bewerfen. Handtücher, Lufterfrischer, WC-Papier. Mein Blick wanderte zurück zu der Sprühdose mit den spitzen grünen Nadeln darauf. Lufterfrischer. Wirkte bestimmt so gut wie Pfefferspray.
    Ich behielt meinen Finger auf dem Sprühkopf, damit ich gleich loslegen konnte, falls es nötig wurde, und stellte mich in die Tür zwischen Bade- und Schlafzimmer. Lara hatte noch nichts gemerkt.
    »Hat er dir auf den Kopf geschlagen?«, fragte sie Jones. »Ich glaube, du bist ein wenig verwirrt. Den Stick habe ich dir schon längst gegeben.«
    »Das war der falsche. Es war nichts drauf.«
    »Kann nicht sein.« Lara fasste seine Handgelenke und pulte mit ihren Fingernägeln an dem Knoten. »Ich habe ihn ganz sicher ausgetauscht und ...«
    Jetzt! Ich sprang hervor und auf Lara zu. Sie schrie erschrocken auf.
    »Weg da von Jones«, sagte ich. »Sonst sprühe ich dir das Zeugs in die Augen.«
    Sie schluckte hörbar. »Jetzt beruhig dich doch, Boy.«
    Warum schaute sie so sehnsüchtig zum Treppenabsatz?
    Ihre Tante Bobbie konnte natürlich jeden Moment hochkommen! Vielleicht war sie ja auch am Komplott beteiligt! Nicht, dass es noch viel ausgemacht hätte. Auch wenn sie unschuldig war, wollte ich nicht, dass sie einen ihrer Stammgäste sorgfältig gefesselt auf der Schwelle zu meinem Zimmer liegen sah. Sie würde denken, ich sei ein gefährlicher Geiselnehmer, und sofort die Polizei rufen. Dreimal darf man raten, wem die glauben würde. Es war ganz klar: Die Tür musste unbedingt geschlossen werden!
    »Wenn du tust, was ich sage, passiert nichts.« Ich nickte von Lara zu Jones. »Hilf ihm weiter hinein.«
    Mit deutlichem Widerwillen fasste sie ihn unter die Achseln. Er half ihr, indem er sich aufsetzte und auf dem Hintern mitrutschte.
    »Stopp, das reicht. Und jetzt aufstehen und mitkommen. Hände in die Hosentaschen.« Ich hielt die Sprühdose ganz nah an Laras Gesicht und schloss die Tür. Schlüssel umdrehen.
    »Ich weiß nicht, was du denkst, aber ...« – Lara gab sich Mühe, ruhig und überzeugend zu sprechen, was nicht ganz gelang – »... wir können doch zumindest darüber reden.«
    »Hör jetzt auf mit diesen Spielchen«, schnauzte ich. »Ich weiß alles.«
    Laras Blick suchte Halt bei Jones. Ich konnte sie fast denken hören: Er hatte doch sein Gedächtnis verloren?
    »Der Stick, er muss ihn sich angeschaut haben.« Jones schob sich noch ein Stück zurück, sodass er sich mit den Schultern gegen die Tür lehnen konnte. »Ist er das, Seven?« Er nickte zu Laras Laptop auf dem Bett hinüber. Der andere falsche Stick – der mit ihrer Buchbesprechung – steckte noch im Port. Ich ließ Jones in diesem Glauben. Wenn er dachte, das sei der Stick mit den Beweisen, würde das die Aufmerksamkeit von dem Stick in meinem Notizbuch ablenken.
    Ich gab Lara einen Schubs, sodass sie umfiel. »Setz dich. Ich möchte, dass du dich selbst fesselst.« Von meinem Hemd waren nur noch die beiden Ärmel übrig. Ich warf ihr einen auf den Schoß. »Die Füße zuerst.«
    »Ich habe dir immer geholfen, und das ist nun der Dank?«, murrte sie.
    »Von wegen geholfen. Du hast mir nur Lügen erzählt. Deine Eltern sind nicht in Afrika, sie arbeiten in dem grauen Gebäude. Sie schießen Mikrochips in unschuldige Jungs ...«
    »Von wegen unschuldig!«, rief sie empört. »Du mit deinen Crackerpraktiken, Steve, der die Schule in die Luft sprengt

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