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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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leise Laute des Unmuts von sich und verzog ängstlich das Gesicht, da konnte ich nicht anders, ich musste lächeln und passte meinen Ton ebenfalls an. Ich holte tief Luft. »Ich bin mehr als bereit, Dad auf halbem Weg entgegenzukommen, aber er weigert sich, auch nur einen Schritt in meine Richtung zu tun.« Ich sprach leise, damit Emma nicht unruhig wurde. »Hast du vielleicht gehört, dass er mir zu meinen Prüfungsergebnissen gratuliert oder wenigstens ›gut gemacht‹ gesagt hätte? Ich jedenfalls nicht.«
    »Nein, das habe ich auch nicht gehört«, räumte mein Bruder ein, der Emmas wegen den gleichen süßlichen Singsang angenommen hatte. »Aber von dir habe ich auch kein einziges Dankeschön gehört, als du gesehen hast, was Dad alles für Emma besorgt hat.«
    »Ich habe mich bedankt.«
    »Nein, hast du nicht«, beharrte Adam. »Das Problem mit dir und Dad ist, dass ihr euch zu ähnlich seid.«
    »Bist du bescheuert?« Ich war außer mir. »Ich bin ihm überhaupt nicht ähnlich.«
    »Ja, das hättest du gerne«, tat Adam meine Worte ab. Er wandte sich wieder Emma zu und schnitt Grimassen. Dann nahm er sie hoch und stellte sie auf die Füße. »Na los, Emma, geh zu deinem Daddy. Geh. Geh zu deinem Daddy.«
    Ich fuhr zusammen. Beim Wort »Daddy« lief es mir kalt über den Rücken. Dad kam wieder ins Zimmer.
    »Du willst nicht zu deinem Daddy gehen? Ich kann es dir nicht verdenken«, sagte Adam, der sich für witzig hielt. »Geh stattdessen zu Opa. Kannst du ›Opa‹ sagen?«
    »Oh mein Gott!«, rief Dad aus. »Opa? Ich bin noch nicht mal vierzig.«
    Aus Dads Mund klang es, als sei er mit neununddreißig noch Lichtjahre von vierzig entfernt.
    Adam plapperte den ganzen Abend weiter. Ich schwöre, er machte nicht mal eine Pause, um Luft zu holen. Ganz im Gegensatz zu Dad und mir. Wir sagten nicht gerade viel. Während Dad und ich Emmas neue Sachen nach oben in mein Zimmer und in die Küche transportierten, wechselten wir kaum ein Wort. Ich sah ihn nur hin und wieder verstohlen von der Seite an.
    Dad …
    Seltsam, bis heute Morgen hatte dieses Wort nur eine Person bezeichnet, die zwar immer da war, aber nicht weiter auffiel, wie eine Tapete. Und jetzt bedeutete dieses eine kleine Wort so viel mehr und betraf mich ganz direkt. Als alles außer den Spielsachen und ein, zwei von Emmas neuen Büchern aus dem Wohnzimmer verschwunden war, blieben wir unten. Ich wusste nicht, warum Dad und Adam uns Gesellschaft leisteten, empfand aber Erleichterung. Ich muss zugeben, mit dem Baby allein zu sein, machte mich ziemlich nervös.
    Mist, ich konnte mich an das Wort immer noch nicht gewöhnen – Baby.
    Dad schaltete den Fernseher an und tat, als verfolge er irgendeine Quizsendung, sah aber dabei die ganze Zeit zu Emma. Adam lag auf dem Teppich und plapperte Emma etwas vor, über ihre neuen Spielsachen und sonst alles Mögliche, was ihm so in den Kopf schoss. Ich saß im Sessel und sah einfach nur zu. Die Stimmung veränderte sich erst, als Emma zu quengeln begann und ihren Unmut bald heftiger ausdrückte.
    »Du musst sie füttern, baden und bettfertig machen«, teilte mir Dad mit.
    Auf meinen erschrockenen Blick hin sagte er: »Auch wenn ich riskiere, dass du mir den Kopf abreißt: Willst du dabei Hilfe?« Er sprach im gleichen Tonfall wie ich zuvor mit Emma.
    Es wurde ganz still im Raum. Kein unverständliches Gegurgel von Emma, kein unaufhörliches Schwatzen von meinem Bruder. Sie sahen mich beide an, als wüssten sie ganz genau , was vor sich ging. Ich wandte mich Dad zu.
    »Ja, bitte«, flüsterte ich.
    »Wie bitte?« Dad formte mit der Hand einen Trichter um sein Ohr. »Ich habe dich akustisch nicht verstanden.«
    Adam, der Schwachkopf, fing an zu lachen. Emma sah von mir zu Adam und begann ebenfalls zu kichern. Dads Lippen zuckten. Und dann, wie aus heiterem Himmel, lachten wir plötzlich alle. Wir lachten, als hätten wir soeben den besten Witz der Welt gehört, dabei war es so lustig auch wieder nicht. Wahrscheinlich mussten wir nach dem Tag, den wir alle hinter uns hatten, einfach ein bisschen Dampf ablassen.
    Aber wonach mir wirklich zumute war, kam nicht infrage.
    Dad schob Nudelauflauf in die Mikrowelle und kochte ein paar Erbsen und Karotten. Er gab mir Anweisungen und überwachte mich dabei, wie ich sie zerdrückte, vermischte und an Emma verfütterte. Den ersten Löffel, so Dad, müsse ich immer selbst probieren, um die Temperatur zu prüfen – was denn sonst! Darauf war ich selbst auch schon gekommen.

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