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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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Zeit und Mühe wirklich nicht wert. Ich würde mir weder von ihm noch von sonst jemandem den Abend verderben lassen.
    Auf dem Weg zur Bar durch das Gedränge kam ich nur quälend langsam voran. Ich wollte eine Runde bestellen, aber mittlerweile war es brechend voll. Mit abgespreizten Ellbogen versuchte ich die Aufmerksamkeit eines der Barkeeper auf mich zu lenken. Dante war wohl komplett verrückt zu glauben, er könnte Emma hierher mitbringen. Wo steckte er eigentlich? Ob er kurz vor die Tür gegangen war? Auf der Toilette hatte ich bereits nachgesehen, in der Vermutung, dass er dort möglicherweise Emma die Windel wechselte, aber Fehlanzeige. Vielleicht, ganz eventuell hatte er ja doch Vernunft angenommen und war nach Hause gegangen.
    »Werden solche wie du hier überhaupt bedient?«, flüsterte mir eine Stimme ins Ohr.
    Ich schnellte herum. Dabei wusste ich auch so, wer hinter mir stand. Und ich täuschte mich nicht – leider.
    »Wie schaffst du Neandertaler es eigentlich, aufrecht zu stehen?«, fragte ich verächtlich.
    »Hä?«
    »Genau.« Ich wandte mich ab und wedelte mit einer Banknote herum, um endlich bedient zu werden.
    »Du hältst dich wohl für superschlau, stimmt’s?«, zischte Josh mir ins Ohr.
    »Und nicht zu vergessen« – ich drehte den Kopf leicht in seine Richtung, um ihm Bescheid zu geben – »für gut aussehend und begabt.«
    Schweigen.
    Dann fing Josh zu meiner größten Überraschung an zu lachen. »Du bist ja ganz schön von dir eingenommen.«
    »Ja, aber da bin ich nicht der Einzige«, konterte ich.
    Da lachte er noch lauter. Argwöhnisch drehte ich mich ganz um. Du liebe Güte. Er lächelte mich doch tatsächlich an. Wieso? War er noch ganz bei Sinnen?
    Er führte etwas im Schilde.
    »Was trinkst du?«, fragte Josh.
    »Warum?«
    »Weil ich dich dazu einlade«, entgegnete er.
    Ich kniff die Augen zusammen. »Ha! Mich juckt der Daumen schon …«
    »Hä? Was ist denn mit deinem Daumen los?«
    »Nichts. Das ist nur eine Zeile aus Macbeth .«
    »Zitierst du jetzt schon Shakespeare?«, meinte Josh stirnrunzelnd.
    Mich juckt der Daumen schon, sicher naht ein Sündensohn . Aber ich hatte nicht vor, den Rest des Satzes laut zu sagen. So dumm war ich nicht. Jedenfalls war ich auf der Hut.
    Josh führte definitiv etwas im Schilde.

22 DANTE
    Ich war gerade kurz davor, mit dem Kopf gegen meine Zimmertür zu schlagen, als sie sich plötzlich öffnete. Emma auf dem Arm, machte ich einen Satz nach hinten. Sie schrie und schrie.
    »Was ist los?«, fragte Dad müde.
    »Ich wollte dich gerade holen«, gestand ich. Die Worte klangen fast wie ein Lallen, so müde war ich. »Ich brauche deine Hilfe, Dad. Emma hört nicht auf zu weinen. Das nervt total.«
    »Hat sie Hunger?«
    »Nein. Ich habe Milch warm gemacht, aber sie wollte keine. Ihre Windel ist trocken, und ich habe auch in ihrem Bettchen nachgeschaut, ob sie dort irgendwas stört, aber es ist alles in Ordnung. Warum weint sie dann die ganze Zeit?«
    »Dante, deine Tochter kann noch nicht sprechen, wie sonst soll sie dir mitteilen, dass etwas nicht stimmt?«
    »Dad, du verstehst nicht, was ich meine. Wie zum Henker soll ich wissen, was sie hat? Ich habe keine telepathischen Kräfte.«
    »Nein, du verstehst nicht, was ich meine«, entgegnete Dad. »Du musst keine telepathischen Kräfte haben, sondern einfach nur zuhören und darauf eingehen. Von eurer Mum weiß ich, dass du und dein Bruder verschieden geweint habt, je nachdem, was ihr wolltet. Laut Jenny habt ihr bei Hunger eher hoch und schrill geschrien, wenn ihr dagegen die Windel voll hattet, klang es eher weinerlich und tief. Vielleicht ist das so ein Mutter- oder Frauending, ich jedenfalls konnte nie einen Unterschied hören.«
    Verflucht. Das Letzte, was ich um halb drei Uhr morgens gebrauchen konnte, war, dass er anfing, in Erinnerungen zu schwelgen.
    »Und was soll mir das jetzt helfen? Ich weiß immer noch nicht, was mit ihr los ist«, fuhr ich ihn an.
    »Weil ich eben nicht die feinen Ohren eurer Mum hatte, bin ich stattdessen nacheinander alle Möglichkeiten durchgegangen. Erst habe ich nachgesehen, ob die Windel nass ist, dann habe ich es mit einem Milchfläschchen versucht und euch zu trinken angeboten, und schließlich habe ich dafür gesorgt, dass ihr es weder zu warm noch zu kalt hattet. Du musst nach dem Ausschlussprinzip vorgehen, Dante.«
    »Aber das dauert ja ewig«, protestierte ich.
    »Und warum hast du es so eilig, hast du noch was vor?«, fragte Dad mit hochgezogenen

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