Boys Dont Cry
verbringst. Geht feiern. Adam, du sorgst dafür, dass er sich richtig amüsiert.« Er zog ein paar Scheine aus der Tasche. »Raus mit euch. Macht euch einen schönen Abend.«
Mir war nicht ganz wohl dabei. Ich nahm Emma hoch, um es ihr zu erklären. »Daddy geht heute aus, aber nicht lange. Bevor du es merkst, bin ich schon wieder da.«
»Das ist ja nicht auszuhalten!«, rief Dad. »Du verbringst nur ein paar Stunden außer Haus und brichst nicht zu einer Südpolexpedition auf. Emma wird sich bei mir pudelwohl fühlen. Mach dich schon vom Acker.«
Eigentlich war es ein schönes Gefühl, mal wieder ohne Buggy das Haus zu verlassen!
Dad kam mit Emma an die Tür. »Sag tschüss zu Daddy«, forderte er Emma auf. »Mach winke, winke.«
»Dannggghh«, sagte Emma und winkte mir zu.
»Tschüss, Emma, bis bald.« Ich winkte zurück. Mir war wirklich nicht ganz wohl dabei. Fast wäre ich umgekehrt, doch Adam packte mich am Arm und zog mich fort.
»Dante, lass doch das Drama«, sagte er.
»Schon gut, schon gut«, lenkte ich ein.
Nach einem letzten Winken machten Adam und ich uns auf den Weg.
»Wo würdest du gern hingehen?«, fragte ich meinen Bruder.
Er zuckte die Schultern. »In die Bar Belle?«
»Da sind wir doch immer.« Ich verzog das Gesicht, als ich an meinen letzen Besuch dort dachte. »Hast du nicht mal Lust auf was anderes?«
»In der Bar Belle wird es mit Sicherheit super«, schwärmte Adam.
»Nein, dort wird es so sein wie immer.«
»Sag ich doch. Ach, komm schon. Bitte!«, bettelte Adam.
»Na gut«, gab ich schließlich widerwillig nach.
»Ja!« Adam machte einen Freudensprung und stieß die Faust in die Luft. Dann drehte er sich mit einem breiten Grinsen zu mir. Seine Augen glitzerten schelmisch.
»Was?« Ich war sofort auf der Hut. »Führst du irgendwas im Schilde?«
»Nein, gar nichts«, entgegnete Adam, als könnte er kein Wässerchen trüben.
»Mmmh …« Ich beäugte ihn argwöhnisch. »Was immer du vorhast, mach mich nicht zum Affen, versprochen?«
»Aber nie und nimmer«, entgegnete mein Bruder, doch dabei spiegelten seine Augen, seine ganze Haltung schon die Vorfreude.
Für einen Mittwoch herrschte in der Bar Belle ziemlicher Betrieb. Auf die Auskunft hin, wir bekämen erst in einer halben Stunde einen Tisch, war ich mehr als geneigt, es woanders zu versuchen.
»Jetzt sind wir doch schon mal da«, beharrte mein Bruder.
Also setzten wir uns an die Bar. Adam wollte eine Piña Colada bestellen – aber nicht mit mir! Dad würde mich umbringen. Und ich hätte zwar jetzt ganz offiziell Alkohol trinken dürfen, entschied mich jedoch für ein Ginger Ale. Adam saß vor seiner alkoholfreien Colada und schmollte, weil ich ihm keine richtige mit Rum erlaubt hatte, aber in meiner Gegenwart standen seine Chancen auf Rum oder anderen Alkohol genauso schlecht wie die von Emma.
»Ich muss mal kurz was mit einem Kellner besprechen«, sagte Adam und hopste von seinem Barhocker. »Bin gleich wieder da.«
Da machte es Klick bei mir.
»Adam, nicht.«
»Nicht was?«
»Du sagst der Bedienung nicht, dass ich Geburtstag habe! Ich will auf keinen Fall einen Eisbecher mit einer brennenden Wunderkerze. Und erst recht kein Geburtstagsständchen von der gesamten Belegschaft.«
»Aber Dante …«
»Lies es mir von den Lippen ab – verdammt noch mal, nein!«
»Du bist echt ein blöder Spielverderber«, grummelte Adam und nahm wieder Platz.
Mein Bruder musste irre sein, wenn er ernsthaft geglaubt hatte, damit durchzukommen. Ich schüttelte den Kopf und schnitt ein neues Thema an. Erst versuchte ich es mit Fußball, aber Adam konnte einen Fußball nicht von einer Bowlingkugel unterscheiden, deshalb gab ich es bald auf. Tennis, Kricket und Leichtathletik waren die einzigen Sportarten, mit denen sich Adam auskannte. Ich fand Tennis total öde – die richtig guten Spieler taten nichts anderes, als Asse zu servieren, was toll für sie war, aber stinklangweilig für die Zuschauer. Kricket war ungefähr so spannend wie den Zehennägeln beim Wachsen zuzuschauen, und bei Leichtathletik war mir zu wenig Körperkontakt im Spiel. Adam begann sich über irgendeinen Designer auszulassen, hörte aber auf damit, als er meinen abwesenden Blick sah. Dann versuchten wir es mit Rugby, einem Förderprogramm für Hauskäufer, Motorsport und den Großtaten irgendwelcher Hollywood-Superstars, alles mit mäßigem Erfolg. Als ich nach einem Thema suchte, das uns beide interessierte, fiel mir auf, dass wir zwei schon eine
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