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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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meinetwegen. Warum hatte Melanie mir nichts gesagt?
    Hatte sie geglaubt, ich würde das Weite suchen?
    Hätte ich versucht, sie zu einer Abtreibung zu überreden?
    Hätte ich mit der ganzen Sache nichts zu tun haben wollen?
    Ich wusste es nicht. Ich blickte auf Emma hinunter, die auf dem Teppich mit ihrem Teddy spielte, und wusste es wirklich nicht.
    Auf demselben Blatt Papier stand noch ein Haufen anderes Zeug, von dem ich kein Wort verstand. Sachen wie: »Apgar-Zahl« und »Kindslage: occipito-anterior«. Das reinste Fachchinesisch. Ich schwor mir, jeden einzelnen Begriff, den ich nicht verstand, nachzuschlagen. Beim Weiterblättern im Heft fand ich all die Impfungen, die Emma schon bekommen hatte. Im Alter von zwölf bis fünfzehn Monaten war die nächste fällig, das hatte ich nicht gewusst. Es gab außerdem Entwicklungsdiagramme, Grafiken zu Größe und Gewicht, Tipps und Hinweise sowie ganz hinten ein paar Seiten mit Kommentaren, die wahrscheinlich von einer Krankenschwester oder Gesundheitsberaterin oder so jemandem stammten. Eigentlich war es nicht besonders viel, aber ein paar Lücken füllten sich doch.
    Impfungen, Arbeit, ein Platz in einer staatlichen Kinderkrippe, nahe gelegene Schulen unter die Lupe nehmen, die nächsten Entwicklungsschritte … ich musste mich zusammenreißen und all das erledigen, und noch einiges mehr. Ich konnte es mir nicht leisten, mich hängen zu lassen, nicht, wenn ich meine Tochter behalten wollte.
    Und das wollte ich.
    Aber ich musste einen Weg finden, wie das gelingen konnte.

35 ADAM
    Oh Gott! Ich wünschte, er würde aufhören, mich anzurufen und mich mit SMS und E-Mails zu bombardieren. Er treibt mich zum Wahnsinn. Inzwischen ist es so weit, dass ich mich kaum mehr traue, mein Handy einzuschalten.
    Es ist vorbei.
    Warum kapiert er das nicht? Glaubt er, für mich ist es einfach? Ich hätte mir auch etwas anderes gewünscht. Ich dachte, er würde vielleicht …
    Ich war blöd.
    Warum kapiert er nicht, dass ich ihn bloß dem überlasse, was er will – einem unkomplizierten, schnurgeraden, todlangweiligen Leben?
    Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?

36 DANTE
    An Emmas erstem Geburtstag feierten wir richtig mit Kuchen und Kerze. Wir sangen »Happy Birthday« und halfen ihr beim Auspusten. Sie war begeistert. Auch die Geschenke, die sie von meinem Dad, meiner Tante und meinem Bruder bekam, gefielen ihr; von Dad gab es noch mehr Bauernhoftiere und Würfel mit den Buchstaben des Alphabets drauf, von Adam ein gelbes Kleid und dazu passende Schühchen, von Tante Jackie Geld. Dad kramte seine Kamera hervor, deren Tasche schon ganz verstaubt war, und machte so viele Aufnahmen, dass es für ein Dutzend Alben gereicht hätte. Es war wie früher. Ihn wieder mit der Kamera zu sehen, freute mich. Wir mussten alle posieren: mit Emma auf dem Arm, wie wir Emma an der Hand führten, sie hoch in die Luft schwangen, auf den Knien schaukelten und auf unseren Schultern reiten ließen (das mochte sie besonders). Dad knipste ununterbrochen. Adam war natürlich voll dabei. Sobald eine Kameralinse auf ihn gerichtet war, lief er zu Höchstform auf. Doch sogar er hielt sich wenn nötig im Hintergrund, um Emma nicht die Schau zu stehlen. Wir summten und brummten um sie herum wie Bienen – und sie fand das alles großartig.
    Es war ein schöner erster Geburtstag.
    Eine Woche später war dann ich an der Reihe, ich wurde achtzehn. An Kuchen und Geschenken hatte ich allerdings keinen Bedarf, so viel war sicher.
    »Wenn ihr unbedingt Geld ausgeben wollt, dann kauft etwas für Emma«, teilte ich Dad und Adam mit.
    Das musste man Dad nicht zweimal sagen.
    Ich hatte keine Pläne für irgendeine Feier, aber Dad sprach ein Machtwort: »Dante, du gehst mit deinem Bruder aus und ihr macht euch einen schönen Abend. Herrgott noch mal, du hast schließlich Geburtstag. Geht essen oder ins Kino – ich lade euch ein.«
    »Was ist mit Emma?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    Dad hob eine Augenbraue. »Auf Emma passe ich auf.«
    »Also … Ich glaube, das macht keinen guten Eindruck, falls Veronica auftaucht.«
    Wir hatten zwar nichts mehr von Collettes Schwester gehört, trotzdem war ich mir hundertprozentig sicher, dass sie sich noch einmal melden würde. Ihr möglicher Besuch hing wie ein Damoklesschwert über meinem Leben.
    »Vergiss Veronica«, meinte Dad wegwerfend. »Es ist dein Geburtstag. Man wird nur einmal achtzehn, und du bist kein schlechter Vater, nur weil du mal einen Abend ohne dein Kind

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