Boys Dont Cry
war wie ich.
»Ja, klar«, sagte Logan, bevor Josh oder mir eine Ausflucht einfiel.
Was zum Teufel bezweckte Adam damit? Warum um alles in der Welt hatte er sie eingeladen, sich uns anzuschließen? Er mochte Josh nicht mal.
Wir mussten zehn Minuten länger warten, da wir jetzt zu fünft anstatt zu zweit waren, aber schließlich bekamen wir einen Tisch. Eigentlich waren es zwei quadratische Tische, die man zusammengeschoben hatte. Ich saß zwischen Logan und Adam. Josh nahm gegenüber von Adam Platz, Paul neben ihm. Die Unterhaltung kam erst nur zögernd in Gang, aber dann lachten wir und alberten herum wie in alten Zeiten. Am Anfang war es sogar ganz nett. Der Haken war nur, dass meine Kumpel das Bier hinunterkippten wie Wasser, und bis die Vorspeise serviert wurde, hatten sie schon einen sitzen. Weitere Drinks folgten, zur Vorspeise und auch danach, und beim Hauptgang flogen uns Pommes um die Ohren wie Kraftausdrücke. Peinlich berührt sah ich mich um. Wir standen im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, und wenn Blicke töten könnten, wären wir mausetot gewesen. Auch die Bedienungen warfen uns bereits böse Blicke zu. Wenn die anderen so weitermachten, würde man uns bald rausschmeißen.
»Jungs, heute ist mein Geburtstag. Ich möchte nicht an meinem Geburtstag aus der Bar Belle geworfen werden«, versuchte ich ihnen begreiflich zu machen.
Nach der Wirkung, die ich erzielte, hätte ich genauso gut mit dem Besteck sprechen können.
Adam schaufelte einen Teller Hasenfutter in sich rein – laut Speisekarte Caesar-Salat, glaube ich – und grinste dabei über das Gekasper der anderen, als wäre mit Essen herumzuwerfen das Lustigste, was er sich vorstellen konnte. Und ich? Ich war einfach nur stinksauer.
»Josh, darf ich mal eine Fritte von dir probieren?«, fragte Adam, die Hand bereits auf Joshs Teller.
Josh packte Adam am Handgelenk und verdrehte es brutal. »Finger weg von meinem Essen, du verdammte Schwuchtel.«
»Josh …«, stieß Adam keuchend hervor.
Drückendes Schweigen legte sich über unseren Tisch. Ich hatte Mühe, Luft zu bekommen. Adam sank getroffen in sich zusammen. Er ließ den Kopf hängen. Ich spürte, dass er den Tränen nahe war.
Ich schob meinen Stuhl zurück. »Josh, lass meinen Bruder los. Auf der Stelle .«
Joshs hasserfüllter Blick zu meinem Bruder schien sich wie ein Lavastrom über den gesamten Tisch zu ergießen. Ich sprang auf. Josh gab Adams Handgelenk frei. Dieser zog den Arm zurück und rieb sich das schmerzende Gelenk, noch immer mit hängendem Kopf.
»Entschuldige, Dante, aber ich will nicht, dass dein Bruder mein Essen anfasst«, sagte Josh und fügte gehässig hinzu: »Weiß Gott, was ich mir da einfangen könnte.«
Ich bewegte mich auf Josh zu und war kurz davor, ihm die Birne einzuschlagen, doch Adam sprang auf und trat zwischen uns.
»Adam, weg da«, befahl ich.
»Nein, Dan. Tu’s nicht. Er ist es nicht wert«, hielt Adam mich zurück. »Er ist bloß ein Feigling, ein ängstliches kleines Würstchen, das sich vor allem und jedem fürchtet.«
Doch seine Worte drangen kaum zu mir durch. Ich war mehr als bereit, die Fäuste sprechen zu lassen. Wenn Adam verflucht noch mal nur aus dem Weg gehen würde.
»Sag nie wieder so etwas über meinen Bruder«, zischte ich Josh zu.
»Josh, was hat Adam gerade gemeint?«, fragte Logan. »Hast du uns etwas zu erzählen?«
Vor Wut bebend sprang Josh auf. Mein verdammter Bruder sollte endlich aus dem Weg gehen.
»Meine Herrschaften, wenn Sie sich nicht anständig benehmen können, muss ich Sie leider bitten zu gehen.« Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich der Geschäftsführer neben unserem Tisch. Hinter ihm hatten sich drei bullige Kellner aufgebaut, die wirkten, als würden sie uns nur allzu gerne an den Ohren aus dem Lokal zerren.
»Kommt, Jungs«, sagte Josh und schob angewidert seinen Teller mit Steak und Pommes zurück. »Mir ist sowieso der Appetit vergangen.«
Ich blickte in die Runde. Paul wirkte fassungslos, eben noch war eine vergnügliche Essensschlacht im Gange gewesen, und nun wurde aus Spaß plötzlich Ernst? Josh hatte die Lippen fest zusammengepresst, die Fäuste zum Kampf geballt. Er sollte nur kommen, ich war bereit. Doch ein Blick zu Logan ließ mich stutzen. Er lächelte nämlich. Aber nicht, um sich über meine und Adams Reaktion auf Joshs Bemerkung lustig zu machen.
Nein, er lächelte .
Ein leises, verstohlenes Lächeln, das allein Josh galt. Paul war bereits auf den Beinen.
Weitere Kostenlose Bücher