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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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erzählen?«
    Schweigen.
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. DS Crystal zückte Stift und Notizblock.
    »Kennen Sie den Namen des Opfers?«
    »Ja, er ist mein Bruder. Adam. Adam Bridgeman. Er ist sechzehn«, gab ich zurück.
    »Was ist passiert?«, fragte DC Kay.
    »Wir … wir wurden angegriffen.«
    »Wie viele waren es?«
    »Drei.«
    »Setzen wir uns doch«, schlug DS Crystal vor. Sie wählte den Stuhl links neben meinem. DC Kay blieb stehen, bis ich mich gesetzt hatte, dann nahm sie rechts von mir Platz. »Sie stehen ganz offensichtlich noch unter Schock. Trotzdem kann alles, was Sie uns jetzt sagen, dazu beitragen, den Täter schneller zu fassen«, erklärte DS Crystal. »Lassen Sie sich Zeit und erzählen Sie uns genau, wie es passiert ist.«
    »Adam und ich waren unterwegs, um … meinen G-Geburtstag zu feiern …«
    O Gott, es war immer noch mein Geburtstag … Das Wort schmeckte wie Galle in meinem Mund. Die Polizeibeamtinnen wechselten einen Blick.
    »Weiter«, drängte DS Crystal.
    »Wir waren auf dem Heimweg und gerade in unsere Straße eingebogen, als wir angegriffen wurden.«
    »Kannten Sie die Täter, oder haben Sie sie erkannt?«
    Pause.
    »Dante?«, soufflierte sie mit gezücktem Stift.
    Warum zögerte ich noch? Warum sollte ich mich einem Drecksack wie Josh gegenüber loyal zeigen? Warum dachte ich überhaupt darüber nach?
    »Josh Davies, Logan Pane und Paul Anders«, sagte ich rasch, bevor ich es mir anders überlegen konnte. »Logan und Paul drückten mich auf den Boden. Josh war derjenige, der meinen Bruder zusammengeschlagen hat. Er hat Adam immer wieder auf den Kopf geschlagen und getreten. Er hörte einfach nicht auf.«
    Ich musste husten. Mein Magen hob sich, gleich würde ich mich übergeben. In dem verzweifelten Bemühen, das zu verhindern, legte ich den Kopf in den Nacken und holte mehrmals kurz und tief Luft. Die Beamtinnen gaben mir einen Moment Zeit, um mich zu fassen, wofür ich ihnen dankbar war. Als sich die Übelkeit langsam legte, richtete ich meinen Kopf wieder gerade.
    »Wo haben Sie Ihren Geburtstag gefeiert?«, wollte DC Kay wissen.
    »In der Bar Belle.« Mir entging der Blick nicht, den sie daraufhin tauschten. »Adam und ich haben nichts getrunken, wenn Sie das meinen. Adam hatte zwei alkoholfreie Coladas und ich habe mich den ganzen Abend an Ginger Ale gehalten. Josh, Logan und Paul haben allerdings getrunken. Sie haben sich den ganzen Abend mit Bier volllaufen lassen.«
    »Sie waren also mit Ihnen in der Bar Belle?«, fragte DS Crystal scharf.
    »Adam und ich haben sie zufällig dort getroffen, wir waren nicht verabredet. Wir haben uns zusammen an einen Tisch gesetzt, aber dann gab es Streit und die drei sind früher gegangen.«
    Die Befragung dauerte noch zwanzig Minuten, und die Beamtinnen notierten sich jedes Wort, das ich sagte, und zwar wirklich jedes einzelne Wort. Als sie mich endlich in Frieden ließen, war ich erschöpft. Noch immer versuchte ich das Ganze zu begreifen – nicht das Was, sondern das Warum. In der Bar Belle hatte ich noch gedacht, die Sache wäre gegessen. Josh und ich waren doch Freunde, auch wenn er sich im Restaurant so danebenbenommen hatte. Ich hatte mir irgendwie eingebildet, er würde mich am nächsten Morgen, wenn er wieder nüchtern war – wenn er den Kater so richtig spürte und ich mich wieder beruhigt hatte –, anrufen und seine Bemerkungen über meinen Bruder als Scherz hinstellen. Er würde sich entschuldigen, ich würde seine Entschuldigung annehmen und alles wäre wieder in Ordnung.
    Und warum saß ich dann jetzt im Krankenhaus und bangte um das Leben meines Bruders?
    Während der ganzen Fahrt im Krankenwagen hatte ich nicht aufgehört zu zittern. Der Sanitäter ließ meinen Bruder keine Sekunde aus den Augen. Um ihn überhaupt transportieren zu können, hatten die zwei Rettungshelfer ihn erst stabilisieren und seine Atemwege freilegen müssen, verzweifelt um sein Leben ringend. Er bekam einen Zugang in den Arm, sein Gesicht wurde abgetupft und eine Sauerstoffmaske wurde ihm über Nase und Mund gestülpt. Sein Gesicht war geschwollen und entstellt. Nichts war mehr am richtigen Fleck. Nachdem sie ihn in den Wagen verfrachtet hatten, waren sie mit Blaulicht und Sirene losgedüst. Den ganzen Weg lang konnte ich nicht den Blick von meinem bewusstlos daliegenden Bruder abwenden. Ich wagte es nicht. Ich hatte das Gefühl, wenn ich wegsah, und sei es nur für eine Sekunde, würde ich ihn für immer verlieren.
    Im

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