Boys Dont Cry
Logan stand als Letzter auf. Er und ich wechselten einen Blick voller Verachtung, bevor er hinter Josh und Paul aus dem Lokal marschierte.
Wie ein Häufchen Elend nahm Adam wieder Platz. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zitterte, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
Und tschüss , dachte ich, während ich den anderen nachsah, wie sie hinaustorkelten.
Bis mir dämmerte, dass sie mich mit der verdammten Rechnung sitzen gelassen hatten.
Diese Schweinehunde.
37 DANTE
»Du hättest mich nicht davon abhalten sollen, ihn zu verdreschen.« Als ich mit Adam nach Hause ging, kochte ich immer noch vor Wut.
Nachdem ich bezahlt hatte, war ich finanziell ruiniert. Auch mit Dads Spende für diesen Abend hatte mein Bargeld nicht für die drei zusätzlichen Essen gereicht und ich hatte mein Konto anzapfen müssen. Dort herrschte nun Ebbe, und ich hatte keine Ahnung, wie ich wieder zu Geld kommen sollte. Viel schlimmer jedoch war mein Gemütszustand. Noch immer brannte ein flammender Zorn in mir wegen dem, was Josh zu meinem Bruder gesagt hatte. Adam hatte kaum ein Wort geredet, seit die anderen die Bar verlassen hatten. Genau genommen hatte er den Mund überhaupt nicht mehr aufgebracht. Allerdings war mir auch nicht gerade nach Plaudern zumute. Ich wollte … nein, ich musste nach Hause. Gott sei Dank waren wir fast da. In diesem Augenblick wollte ich nur noch meine Tochter im Arm halten und versuchen, die Welt um mich zu verstehen – in dieser Reihenfolge. Alles, was ich wollte, war …
Die Zeit blieb stehen.
Dunkelheit. Dann Lichtblitze hinter meinen Augen.
Ich lag auf dem Pflaster, mein Kopf pochte, Riesenglocken tönten unbarmherzig in meinen Ohren. Ich versuchte mich aufzurappeln, nur um sofort wieder niedergeschlagen zu werden. Ein brüllender Schmerz erfüllte meinen Kopf.
Ich brauchte ein, zwei Sekunden, bis ich begriff, warum ich mich nicht bewegen konnte. Jemand kniete auf meinen Beinen und drehte mir die Arme auf den Rücken.
Ich hob den Kopf. Josh stand direkt vor meinem Bruder und schubste ihn, bis er mit dem Rücken an die Seitenwand des Hauses am Ende unserer Straße stieß. Doch auch dann hörte Josh nicht auf, ihn immer wieder zu schubsen.
»Josh, hör auf. Lass ihn in Ruhe!«, schrie ich verzweifelt.
Josh drehte sich zu mir und lachte, was Logan und Paul dazu anregte, noch heftiger an meinen Armen zu ziehen. Ein brennender Schmerz schoss mir durch Arme und Rücken. Sie würden mir die Schultern auskugeln. Wenn ich nur einen Arm freibekäme … Eine Hand würde genügen. Aber die Schmerzen, die ich litt, waren nichts gegen die Qual, die es für mich bedeutete, Josh und meinem Bruder zusehen zu müssen.
Jedes Mal, wenn Adam sich aufzurichten versuchte, stieß Josh ihn wieder gegen die Wand. Aber Adam gab nicht auf. Und er ließ Josh nicht aus den Augen. Keine Sekunde lang.
»Du bist widerlich, du kleine Tunte. Dreckige kleine Schwuchtel. Du machst mich krank«, zischte Josh.
Seine Worte trafen mich wie brutale Faustschläge. Bei jeder Beleidigung zuckte ich zusammen.
Doch Adam sagte nichts darauf.
»Du warmer Bruder. Arschficker. Schwule Sau.« Josh spulte sämtliche beleidigenden Ausdrücke ab, die ihm einfielen, und unterstrich jeden mit einem weiteren Schubser. Jedes Wort dröhnte in meinem Kopf wie das Gebrüll eines wilden Tiers. Wie sehr ich mich auch aufbäumte, Paul und Logan lockerten ihren Griff nicht eine Sekunde.
»Josh, lass ihn in Ruhe, du Schwein …«
Und dann war es, als hörte die Welt auf, sich zu drehen, denn Adam tat etwas absolut Unglaubliches. Er stieß Joshs Hand zur Seite, beugte sich vor und küsste ihn.
Adam küsste Josh mitten auf den Mund.
In diesem Moment vergaßen Paul und Logan, an meinen Armen zu reißen. Ich vergaß zu strampeln. Josh vergaß zu reden, vergaß, was er hatte tun wollen. Aber nur einen Augenblick lang.
Nur einen Augenblick.
Dann brach die Hölle los.
Josh war wie von Sinnen.
Man kann es nicht anders beschreiben. Er ließ einen Schrei los, dann stürzte er sich auf meinen Bruder. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er drosch auf meinen Bruder ein, schlug immer wieder in Adams Gesicht. Adam versuchte sich vergeblich mit dem Arm zu schützen. Josh prügelte Adam die Seele aus dem Leib. Mein Bruder fiel zu Boden, rollte sich zu einer Kugel zusammen, die Arme immer noch vor dem Kopf. Und Josh schlug und trat ihn, ohne auch nur einmal innezuhalten. Ich wand mich wie ein Irrer, wollte meinem Bruder helfen, aber
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