Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung
Autoren: Lora Leigh
Vom Netzwerk:
Bösartigkeit.
    Megan blinzelte – und das Böse war verschwunden. Sie sah nur noch Besorgnis und Mitgefühl.
    »Abgeordneter Cooley, Ihr Helikopter wartet.« Megans Kopf fuhr herum.
    Da waren noch vier andere bei ihm. Sie waren jünger. Oder waren sie alt? Eindeutig Leibwächter; die Sorte Mensch kannte sie. Sie sah demjenigen, der gesprochen hatte, in die Augen: ein sympathischer junger Mann mit ruhigen Gesichtszügen und toten Augen.
    Rasende Wut fraß sich in ihren Bauch, kochte in ihr und drohte, aus ihr herauszubrechen, so unerträglich und schmerzhaft. War das seine Wut? Oder die eines anderen? Wo kam sie her? Sie sah alle fünf an, einen nach dem anderen, und versuchte, den Ursprung des Gefühls zu lokalisieren.
    Aber es gab keinen Ursprung. Wie immer schaffte sie es nicht, dem gewundenen Pfad zu folgen, der sich vor ihr erstreckte. Sie spürte nur den Schmerz.
    »Einen Augenblick.« Klang Macs Stimme härter? Hörte sie das Versprechen auf Vergeltung darin? Nein, sie musste sich irren. Mac war einer der liebenswürdigsten Menschen, die sie kannte.
    »Es geht mir wirklich gut.« Megan richtete sich auf, obwohl kalter Schweiß sie bedeckte und eisiges Feuer in ihr loderte. »Ich wollte heute gern früher fertig werden. Ich glaube, ich habe mir einfach zu viel abverlangt.«
    »Das würde ich auch sagen.« Seine Stimme klang tadelnd. »Ich rufe morgen deinen Vater an, damit er nach dir sieht …«
    »Nein.« Sie zuckte zusammen, als sie die Furcht in ihrer Stimme hörte. Ihre Eltern würden sich nur Sorgen machen. Und sie würden erkennen, dass Megan gelogen hatte, was ihre Fähigkeit betraf, ihre Talente zu beherrschen. »Es geht mir gut, Ehrenwort. Dad würde sich nur unnötig Sorgen machen. Du weißt ja, wie er und Mom sind. Ich melde mich morgen auf der Krankenstation, versprochen.« In dem Augenblick hätte sie alles versprochen.
    »Also gut.« Er seufzte resigniert. »Aber ich werde dort ganz sicher anrufen, also geh auch wirklich hin.«
    Megan nickte dankbar. »Ich verspreche es.« Sie holte tief Luft und schenkte Mac ein schiefes Lächeln. »Ich bin nur erschöpft. Jetzt werde ich auf mein Zimmer gehen.«
    »Natürlich.« Er nickte und bedachte sie mit einem herzlichen Blick. »Ich bleibe hier stehen, bis du weg bist, um zu sehen, dass du keine weiteren Probleme hast. Pass auf dich auf, Megan.«
    Sie nickte, drehte sich dann um und ging.
    Vergiss mich nicht …
Megan wäre beinahe stehen geblieben, als die Forderung durch ihren Kopf hallte. Es war der Gedanke eines anderen, eine Forderung, die nur für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzte, so kurz, dass sie nicht einmal sicher war, ob sie sie wirklich wahrgenommen hatte. Sie biss sich auf die Lippe und vertraute darauf, dass es bald vorübergehen würde. Schon löste die Empfindung sich auf, eine letzte Wahrnehmung von Trauer und Leid, und dann war sie verschwunden.
    Megan ging um die Ecke des Flurs – und blieb geschockt stehen.
    Sie war überzeugt gewesen, dass ein so kleiner Vorfall in ihrem Leben nichts zu bedeuten hatte. Nur ein kurzer Augenblick. Eine zufällige Begebenheit. Bis der Traum sich veränderte: Sie hob den Blick und sah den von Kugeln durchsiebten Geländewagen in der Schlucht und den jungen Mann am Steuer. Vor ihrem inneren Auge flackerten die Bilder aus dem Computer auf.
    Mark und Aimee. Dasselbe Paar, das sie mit Senator Cooley zusammen gesehen hatte.
    »Megan! Verdammt noch mal, wach auf!«
    Mit einem Keuchen wachte Megan auf. Sie wurde durchgeschüttelt in Bradens Griff und erkannte, dass sie mitten in ihrem Schlafzimmer stand, nackt, zitternd vor Kälte. Schockiert starrte sie zu ihm auf.
    Dann atmete sie einige Male tief und gierig ein, als litte sie unter Sauerstoffmangel, und ihr Kopf wackelte auf den Schultern hin und her.
    »Hör auf.« Sie versuchte die Hände zu heben und sie gegen seinen Brustkorb zu stemmen, kam aber nur bis zu seinem Bauch. Das Schütteln hörte auf, und sie starrte ihn an. »Was machst du da?«
    »Was zur Hölle machst
du
da?«, knurrte er sie grimmig an. »Du springst aus dem Bett, murmelst irgendwas über Training und Erschöpfung und fängst dann plötzlich an zu zucken, als würde dir jemand die Luft abdrücken. Ich habe dich gerade noch erwischt, bevor du hinfallen konntest.«
    Megan schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erinnern. Sie musste sich an den Traum erinnern. Sie biss sich auf die Lippen, als er sie zurück ins Bett brachte und die Steppdecke um ihren zitternden Körper
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher