Bradens Vergeltung
einem Mann. Körpergröße, diese breiten, starken Schultern, und das dichte goldbraune Haar. Große Hände. Stiefel. Er hatte Stiefel und Jeans getragen, und ein schwarzes T-Shirt, das sich über diesen unheimlich breiten Brustkorb gespannt hatte, genauso wie um seinen prächtigen Bizeps.
Eng anliegende Jeans hatten diese langen kräftigen Beine umhüllt und sich an eine eindrucksvolle Beule geschmiegt. Sie hatte einen guten Blick darauf erhascht, als sie gestern ihre Wounder auf ihn gerichtet hatte. Und die Beule von heute war genauso eindrucksvoll gewesen.
Es war nicht so, dass sie wirklich geschossen hätte – zumindest nicht dorthin. Bei manchen Dingen wäre es eine Sünde, sie zu zerstören, und diese Beule deutete darauf hin, dass es sich hier um erstklassiges männliches Material handelte.
Der Gedanke daran ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen, und ein Stöhnen entschlüpfte ihren Lippen. Wie lange war es her, dass sie Sex gehabt hatte?
»Er ist umwerfend, Mo-Jo.« Dann seufzte sie. »Echt umwerfend, und das weiß er auch. Verdammter Kater.«
Das war das Üble daran.
Es war nicht so, dass sie grundsätzlich etwas gegen die Breeds hatte. Zur Hölle, sie hatte sich im letzten Jahr sogar für das Gesetz für Menschen- und Breeds-Rechte stark gemacht. Sie war nicht voreingenommen. Nur vorsichtig. Das war alles.
Er war wild und ungezähmt. Das konnte sie in seinem unbekümmerten Grinsen und dem Strahlen seiner bernsteinfarbenen Augen sehen. Er war ein Adrenalinjunkie und weder der häusliche Typ noch ein Märchenprinz für ein Happy End. Er konnte ihr das Herz brechen – und wenn sie es zuließ, würde er es auch tun.
Aber er hatte sie kämpfen lassen. Einmal im Leben hatte sie die Chance bekommen, dabei zu sein. Sie hatte höchstpersönlich gegen die bösen Jungs gekämpft, und sie hatte gewonnen.
Der Glücksrausch, der sie bei dem Gedanken durchflutete, war schon fast sexuell. Sie hatte den größten Teil ihres Lebens für diesen Job trainiert. Sie hatte darum gekämpft, nur damit dann ihr Fluch seine hässliche Fratze zeigte.
Megans empathische Fähigkeiten waren während ihres letzten Jahres auf der Highschool zutage getreten und seitdem beständig schlimmer geworden, bis zu dem Punkt, an dem sie den Traum, im Außendienst zu arbeiten, endgültig hatte begraben müssen. Sie war ein Risiko für jedes Team und für sich selbst. Je stärker die Emotionen der Menschen um sie herum waren, umso schlimmer schienen sie Megan zu beeinträchtigen.
»Vielleicht hätte ich doch Erzieherin werden sollen.« Seufzend zog sie eine Grimasse und stöhnte dann resigniert auf. Erzieherin wäre keine Option gewesen.
Sie rutschte noch tiefer in die Wanne und seufzte wohlig auf, als das heiße Wasser ihren empfindlichen Körper umspülte.
»Wuff.« Blitzschnell wandte Megan den Kopf, als Mo-Jo auf die Pfoten sprang und mit misstrauischem Blick die Tür beäugte.
Den Grundkurs in Höflichkeit an dieser teuren Hundeschule hatte er vielleicht nicht bestanden, aber beim Training als Wachhund hatte er glänzend abgeschnitten. In diesem Moment zeigte er reine männliche Aggressivität. Irgendjemand war dabei, in sein Territorium einzudringen.
Das Erschreckende daran war, dass sie nichts spürte. Sie versuchte, eine Präsenz zu erfühlen, aber da war nur kalte, tote Leere.
Kojoten-Breeds. Das musste es sein. Sie war vielleicht nicht in der Lage, Bradens Gefühle wahrzunehmen, aber sie hätte die Wärme und Geborgenheit erkannt, die von ihm ausgegangen waren. Das einzige Mal, dass sie
nichts
, noch nicht einmal ein Echo von Bewusstsein gespürt hatte, war gestern gewesen, als sie in die Augen dieses Kojoten-Breeds gestarrt hatte. Sie hatte sie erst eine Sekunde vor dem Angriff wahrnehmen können, deren Bösartigkeit und Heimtücke.
Scheiße. Scheiße! Das konnte sie nicht gebrauchen. Es durfte einfach nicht sein, dass Braden recht hatte. Verdammt.
Leise stieg Megan aus dem Wasser, holte sich den langen Morgenmantel aus dünner Seide, der an der Wand hing, und zog ihn eilig an. Dann schnappte sie sich die Waffe von der Kommode. Die Glock 22, Kaliber vierzig, lag etwas schwer in ihrer Hand, aber sie fühlte sich beruhigend an und gab ihr Sicherheit. Zwar war sie nicht mehr das neueste Model, aber zuverlässig. Megan mochte Zuverlässigkeit. Und das Magazin war voll und einsatzbereit.
Mo-Jo stand geduckt an der Tür, sein Körper angespannt und bereit, alles und jeden anzugreifen, der da in sein selbsternanntes
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