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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lora Leigh
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sie nicht nur die Emotionen des Ereignisses wahrnahm, sondern auch das Leben, das die Opfer geführt hatten. Der Eindruck war nicht deutlich genug, um Antworten zu finden oder gar die Finsternis ihres Verstandes zu verstehen – und später in ihren Träumen fortleben würde. Aber die Finsternis in den beiden Breeds, die hier gestorben waren, war abgrundtief gewesen.
    Sie blieb direkt zwischen den hoch aufragenden Felswänden stehen, schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. Die beiden hatten keine Angst gehabt. Sie hatten hier angehalten und lange Zeit in den Canyon gestarrt, im Bewusstsein von … Gefahr.
    »Sie waren Jäger.« Bradens Stimme klang sanft. »Mark und Aimee wurden in den Laboren zusammengebracht, weil ihre jeweiligen Fähigkeiten sich ergänzten. Mark war ein perfekter Schütze. Aimee hatte ein gutes Händchen für Waffen – welche wo am besten funktionierte. Sie hatte einfach ein Gefühl dafür. Sie war eine hervorragender Spurenleserin, er ein Stratege. Wir vermuten, dass sie Gefährten waren, aber sie haben das nie ausdrücklich bestätigt.«
    Megan fühlte, dass die beiden sich nahe gewesen waren, obwohl sie unbedingt versucht hatten, es zu verbergen. Die Distanz, die sie zwischen ihnen wahrnahm, war jedoch nicht das Ergebnis ihres Versuchs, die Verbindung zu verbergen. Sie war eine Folge von Verrat. Sie hatten geliebt, doch dieser Liebe war schrecklicher Schaden zugefügt worden.
    »Sie waren ein Paar.« Megan runzelte die Stirn und untersuchte die Eindrücke genauer. Sie konnte eine Bindung fühlen, und zwar eine starke. Schon seltsam, welche Informationen man am Rande von Schauplätzen der Gewalt finden konnte. Als wären alle verfügbaren Gefühlen gespeichert und diesem Ort aufgeprägt worden, wie Informationen auf einer Festplatte.
    Braden. Er stand direkt hinter ihr, und seine tierische DNS war wie ein Magnet für die psychischen Eindrücke.
    »Konzentrier dich.« Seine Stimme klang beinahe hypnotisierend. »Ich bin hier, Megan. Ich weiß, was hier um uns herum ist. Vertraue darauf, dass ich dir helfe.«
    Langsam bewegte Megan sich in den Canyon hinein, Schritt für Schritt, und öffnete sich der Präsenz der beiden Breeds. Gemeinsam arbeiteten sie sich zwischen den nackten Felswänden vor, die über ihnen aufragten.
    Mark war hart gewesen, grimmig entschlossen. Er hatte bedingungslos an das geglaubt, was sie hier tun wollten, was auch immer das war. Aimee war unsicherer gewesen. Nicht verängstigt, sondern eher skeptisch. Sie konnte Dinge früher wahrnehmen als ihr Partner, ihr Gefährte.
    Megan blieb stehen und holte scharf Luft. Sie hasste das, was sie da tat. Ihre Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen: die körperliche Reaktion auf die mentale Ausnahmesituation, als der Geist der Frau ihre Sinne erreichte.
    Sie fühlte Tod.
    »Ich kann nicht …«, jammerte Megan und presste die Hände gegen ihren Bauch, als Verzweiflung sie überrollte.
    »Du bist kein Teil davon, Megan.« Bradens Stimme erklang an ihrem Ohr, seine Hände lagen an ihren Hüften und hielten sie aufrecht – sonst wäre sie zu Boden gestürzt. »Taste dich um deinen Verstand herum, genau jetzt.« Seine Stimme wurde härter. »Halte die Augen geschlossen, Baby. Denke daran. Du bist kein Teil davon. Spalte deinen Geist ab.«
    Abspalten.
    Megan presste die Hände an ihren Bauch, als sie den Schmerz in ihrer Seele fühlte.
    »Sie war schwanger.« Megan wollte sich zusammenrollen und ein Loch finden, in dem sie sich verstecken und trauern konnte. Nein. Nein. Das war Aimee. Aimee wollte sich verstecken.
    »Sie war schwanger.« Bradens Stimme war gedämpft und voller Traurigkeit. »Warum war sie hier, Megan? Warum wollte sie zu dir? Geh an Aimee vorbei. Es gibt einen Ort jenseits von Emotionen und Schmerz, an dem die Wahrheit liegt. Was hat sie gewollt?«
    Was hatte sie gewollt? So viele Empfindungen, die über sie hinweg und durch sie hindurch rauschten. Suchen. Den Kern finden. Es gab einen Kern.
    »Rache.«
    Megan erstarrte und schnappte nach Luft, so stark war der Gedanke. Aimee wollte Rache.
    »Halte die Augen geschlossen«, knurrte Braden, als sie sie aufriss. »Schließ die Augen, Megan, konzentriere dich. Fühle die Stärke, die ich dir gebe, lerne sie zu nutzen und suche weiter. Was ist der Kern, Baby?«
    Megan rang nach Luft. Sie fühlte den feinen Schweißfilm auf ihrem Gesicht, in ihrem Nacken. Doch in ihr herrschte nicht Hitze, sondern klirrende Kälte.
    Rache. Wieder wisperte das Wort durch

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