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Bradens Vergeltung

Bradens Vergeltung

Titel: Bradens Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lora Leigh
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Gewalt, die vom Grund des Canyons zu ihr nach oben drang, schnürte ihr die Kehle zu. Wut. Angst.
    Megan atmete tief durch und versuchte, die Gefühle zuzulassen und jenseits von Wut und Zorn nach dem Kern der Emotionen zu suchen. Es gab immer einen Kern. Einen Grund, der Antrieb hinter dem Schmerz. Aber auf diese Entfernung hin hatte sie so gut wie keine Chance, etwas festzustellen.
    »Mark und Aimee waren hier. Sie wussten, dass die Kojoten ihnen auf den Fersen waren«, sagte sie mit rauer Stimme.
    Er war angespannt, während er ihr Deckung gab. Die Schilde, die er sie zuvor hatte nutzen lassen, waren jetzt nicht greifbar, aber etwas anderes war da: eine Verbindung, eine Art Energie, die von ihm an sie überging.
    »Lass uns zurückgehen. Wir arbeiten uns zum Grund des Canyons vor und sehen, ob da etwas ist. Vielleicht ist die Entfernung zwischen hier und dem Eingang, den sie genommen haben, noch zu groß.«
    Oh Gott, sie konnte sie jetzt schon fühlen, obwohl sie noch so weit entfernt waren. Die schattenhaften Spuren der Emotionen hielten ihren Brustkorb umklammert, als überwältigendes Leid, unendliche Wut und Schmerz sie heimsuchten. Warum waren diese Breeds hier gewesen? Was hatten sie von ihr gewollt?
    Leise zogen sie sich zurück. Als sie den oberen Rand der Felswand erreichten, zeigte Megan auf einen steilen Pfad, der zum Grund des Canyons führte. Der gewundene Weg führte zwischen Felsen, Strauchkiefern und einer Vielzahl an Büschen nach unten. Es war nicht die sicherste Route, aber doch relativ geschützt.
    »Ich gehe voran.« Braden hielt am Anfang des Weges kurz inne und sah sich nach ihr um. Sein Blick war düster und besorgt. »Geht es dir gut?«
    Megan nickte steif. Es fiel ihr noch immer schwer, ihre Schutzbarrieren aufzugeben, so wirkungslos sie auch sein mochten. Das war sie nicht gewohnt, und ihr Verstand rebellierte gegen die verwundbare Position, in die sie sich damit begab.
    »Wie hast du gelernt, deine Schilde einzusetzen?«, fragte sie.
    »Das meiste davon ist natürlicher Instinkt. Tiere haben die Fähigkeit, Emotionen wahrzunehmen und Gefahr zu erspüren, ohne davon beeinträchtigt zu werden. Sie wissen einfach nur, dass sie da ist. Meine Fähigkeiten sind stärker als bei den meisten anderen. Ich kann meine Schutzschilde fallen lassen und Emotionen wahrnehmen, ohne sie selbst zu fühlen, aber ich kann keine Einzelheiten ausmachen. Ich kann feststellen, dass hier Tod, Schmerz, Wut oder Gefahr gegenwärtig waren. Aber ich kann die Emotionen nicht analysieren, um die Geheimnisse dahinter zu lüften.«
    »Und was lässt dich glauben, dass ich das kann?« Megan versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren und die Furcht zurückzuhalten, die ihr Bewusstsein zu beherrschen drohte.
    »Beobachtung.« Braden hielt an einer besonders steilen Stelle des Pfades kurz inne, bevor er sich ein paar Schritte nach links bewegte, um besseren Halt zu haben. »Und die Tatsache, dass ich es spüre, wenn du meine Schilde nutzt. Daher wäre es nur logisch, dass du auch meine Fähigkeiten nutzen und dadurch mehr herausfinden könntest.«
    »Zur Verstärkung.« Megan hielt inne und erwiderte seinen Blick. »Du willst das, was schon da ist, verstärken.«
    Atmen. Ein. Aus.
    Sie konnte damit umgehen. Später würde sie ihn umbringen, aber im Moment konnte sie damit umgehen. Erledige den Job, das war der wichtige Teil. Den Rest konnte sie später angehen.
    »Ich bin bei dir, Megan.« Er drehte sich um, seine Miene war ruhig, beinahe ausdruckslos. »Wir arbeiten gemeinsam daran. Wir werden uns gegenseitig ausgleichen. Versprochen.«
    Megan presste die Lippen zusammen und kämpfte gegen die Bitterkeit an, die förmlich aus ihr herauszusickern schien. Sich gegenseitig ausgleichen …
    »Du wirst nicht das fühlen, was ich fühle, Braden.« Sein Verrat tat ihr immer noch weh. Das Gefühl, benutzt zu werden, brannte in ihrer Seele. »Das ist kein Ausgleich.«
    »Du wirst schon sehen.« Damit drehte Braden sich um und ging weiter den Pfad hinab. »Es hätte keinen Sinn, es zu erklären, aber du wirst sehen, was ich meine.«
    Je näher sie dem Grund des Canyons kamen, umso stärker wurden die Eindrücke. In diesem Moment waren es nicht Wut oder Tod. Megan fühlte Entschlossenheit und ein Gefühl von Zielgerichtetheit.
    An dem breiten Zugang zum Canyon hielt sie inne und versuchte, das Zittern, das ihren Körper durchlief, unter Kontrolle zu bekommen. Einer der unglücklicheren Nebeneffekte ihrer Fähigkeiten bestand darin, dass

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