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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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sie, schon lange nicht mehr. Es ist alles wieder bei den Rumänen. Aber es soll viel zu S chaden gekommen se in, als sie abgezogen sind. Häuser hätten gebrannt. Und nun ist es doch wieder rumänisch. Sie haben auc h einen Führer, den Conducator. Keinen Adolf, einen Anton. Ich verstehe es nicht, dieses Hin und Her. Oft denke ich an unseren schönen Hof an der Kälber Drift.
    Ja, Heinrich, so ist es. Es geht auf den Abend, und ich gehe nun in die Küche.
    Eines noch – ich weiß nicht, was damit wird: Meine Regel ist nicht gekommen. Wenn es denn das ist, was es sein kann, wie würde ich mich freuen! Aber dem Vater habe ich nichts gesagt. Er würde sich nur sorgen. Wie ich e in Kindchen hier durchbringen wü r de, weiß ich nicht. Es fehlt an allem.
    So denk an mich, Heinrich, so wie ich an Dich denke. Ich denke immer an Dich.
    Deine Alma

Kapitel 14: Glück
     
    Georg setzte sich auf ei nen umgestürzten, schneebedeckten Baumstamm, an dessen Unterseite gelbe Flechten klebten . Die Winterluft war kalt, aber i hm war warm vom Laufen. Seit seinem Aufbruch am Morgen war er eine Stunde lang zügig durch den Wald gestapft und fühlte sich in seinem gefütterten Mantel wohl. Er griff mit dem Handschuh in den Puderschnee, den er mit den Lippen in den Mund schaufelte, und zündete sich eine Zi garette an. Die Luft am Vormittag war ungewöhnlich klar, so dass er alle Formen und Farben unter de n dicht stehenden Fichten erkennen konnte. Er sog den Rauch tief in seine Brust, lehnte den Kopf zurück, atmete aus. Über den Wipfeln der Bäume zogen einzelne Wolken durch das Blau des Himmels. Es könnte schlimmer sein, dachte er.
    Er wusste nicht, wo er war; irgendwo zwischen Windau und Riga – seinem Gefühl nach eher zur Rigaer Bucht hin als zur Westküste . Er konnte seine Position nur schätzen. Die Landschaft, die zugefrorene n Seen, Birken, Fichten, Kiefern: Alles sah gleich aus. Er hatte seit sei nem Aufbruch keinen Menschen gesehen.
    Er hätte längst auf seine Kameraden treffen und den Umschlag mit den Befehlen übergeben sollen, auf der Lichtung, die Götze ihm beschrieben hatte. Aber dort war niemand mehr. Die Kompanie war aufgebrochen; er wusste nicht, wohin – nicht einmal die Richtung k onnte er erkennen . Sie war en kreuz und quer gefahren, und ein kniehoher Teppich aus Neuschnee hatte alle Spuren zugedeckt. E in Motorrad mit gerissener Kette lehnte auf der Lichtung an einem Kieferstamm, halb einges chneit, zurückgelassen. Georg prüfte, ob Treibstoff im Tank war. S ie hatten das Benzin abgepumpt .
    Dreck, dachte er . Götze hätte ihn n icht schicken sollen. E r wusste alles besser, der Idiot. Viel zu spät hatte er ihn geschickt.
    Er zog zw ei Haselnüsse aus seiner Mantel tasche und brach die Schalen zwischen den Handflächen auf. Er kaute widerwillig. Die Nüsse schmeckten alt und bitter.
    Georg hatte keine Ahnung, wo die anderen waren. Sollte er die Kompanie suchen? Oder unverrichteter Dinge zurückgehen, auf die Gefahr hin, von Götze – wenn es Götze noch gab und er ihn finden konnte – angebrüllt zu werden?
    Ein Dreck, dachte er und spuckte aus.
    Er stand auf und schlug sich den losen Schnee vom Mantel. Er ging nach Südosten weiter , wo er die Front und die Kompanie vermutete, Richtung Ri ga. Es kam aufs Gleiche hinaus, sagte er sich, und er hatte keine Lust, den unfähigen Götze allzu bald wiederzusehen. Die Schikane konnte er sich sparen.

 
     
    Liebfelde , Kr. Kosten, 14. Juni 1942
     
    Geliebter Heinrich,
     
    Du bist wieder gefahren, an die Ostfront. Ich sehe Dich noch vor mir, wie Du in den Waggon stiegst, Dein trauriges Lachen, Deine grinsenden Kameraden. Der eine F reche, mit den lustigen Augen – hieß er Ludwig oder Le opold oder so ähnlich? Ein schmucker Kerl, er hat mir gefallen, und so launig, weißt? Du kenns t ihn inzwischen sicher besser. I ch würde sagen: Halt e dich an ihn. Man braucht immer etwas Leichtsinn, etwas Lustigsein, auch in einem K rieg, gerade dann. Wenn man gar nicht mehr zu lachen vermag, ist das Ende nicht mehr weit. Ein guter, gut gelaunter Freund ist Goldes wert in diesen Zeiten.
    Ob Dich meine letzten Briefe an der Front erreicht haben? Ich fürchte, Sie sind verloren gegangen oder noch immer unterwegs. Ich weiß selbst nicht, wo genau die Front heute verläuft. Wir wissen alle nicht viel hier. Nur dass wir en dlich siegen. Wenn ich mich in e inigem nun wiederhole, so sieh es mir bitte nach. Ich habe eine Karte von Dir hier, von irgendwo an der Ostfront, ich

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