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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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anzunehmen. „Sie haben doch nichts, liebe Alma“, sagte er. „Ich war nie in Ihrem Örtchen, Ih rem Wenkenbek. Aber es ist nur eine kleine Wirtschaft, von der Sie erzählen – Frau Kühns Bauernstelle –, und Sie haben überhaupt kein Geld übrig, scheint mir. Da können Sie wenigstens Ihre Fahrkarte lösen oder den Schwestern etwas Kleines kaufen. Oder natürlich Ihrem Theodor. Ein Kind braucht immer etwas – ist es nicht so? Ich bitt e Sie, nehmen Sie es. L assen Sie uns nicht lange darüber reden. Sie würden mir eine Freude machen – mir das schlechte Gewissen nehmen, würden Sie, dass ich Sie immer nach Hamburg locke, wo alles teuer ist. Bitte.“
    Alma zierte sich, aber nicht lange . Sie fühlte, dass Konrad Recht hatte. Sie hatte sich bereits ei nmal bei Frau Kühn Geld für den Zug leihen müssen . Es war so erniedrigend gewesen, dass sie sich vorgenommen hatte, sie nie wieder um etwas zu bitten.
    „Sie können es mir gerne zurückgeben, wenn Sie es haben, irgendwann einmal “, sagte Konrad. „Wenn die Zeiten besser geworden sind.“
    „Glauben Sie denn, dass s ie besser werden?“
    „Ja. Aber ja. Wenn es nicht schlechter wird, wird es besser, so ist der Lauf der Zeiten. Schlechter kann es überhaupt nicht werden. Schauen Sie sich um. Es ist alles hin. Alles hin. Und dass der Verrückte weg ist – mausetot –, ist doch für den Anfang eine fabelhafte Sache. “
    „Wollen wir hoffen, dass Sie recht haben.“
    „Oder… doch!“
    „Es kann doch schlechter werden? Sie machen mir Angst.“
    „Das meine ich nicht. Mir ist eingefallen, wie Sie die Welt verbessern könnten.“
    „Oha. Ich? Ich kleine Frau?“
    „Die Größe der Menschen rechnet sich nicht in Mark und Pfennig, liebe Alma. Sie könnten mir eine n Gefallen tun. Mir und der Menschheit. “
    „Was denn?“
    „Sie sind nicht beleidigt, wenn es Ihnen nicht gefällt?“
    „Eine beleidigte Leberwurst werde ich sein. Aber s agen Sie .“
    „Bitte… lassen Sie mich bitte einmal in Ihr Haar fassen. Nein, nein, ich bin vorsichtig , ich mache Ihnen die Frisur nicht kaputt . So – lassen Sie mich sehen. Ja, das ist richtig so. V iel besser.“
    „Was denn?“
    „Verehrte Alma, ich muss es sagen: Bitte schneiden Sie Ihre Haare ab.“
    „Mein Zöpfe?“
    „Nun schauen Sie entsetzt, als hätte ich Sie um etwas Unanständiges gebeten.“
    „Aber warum? Ich habe mein ganzes Leben lang Zöpfe. Was ist damit? Gefallen sie Ihnen nicht?“
    „Es sieht – so viel besser aus, ohne die Zotteldinger . Moderner.“
    „Finden Sie?“
    „Aber ja.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Denken Sie darüber nach. Sie sind nun in Hambur g, einer großen Stadt – eine Weltstadt waren wir einst, bevor alles den Bach runter ging . Da mag man doch nicht rumlaufen wie in einem Bauerndorf.“
    „Sieht es Ihnen… zu ländlich aus? Sehe ich aus wie eine Frau vom Land? So ein Bauerntrampel, oder wie sagt man?“
    „Das nicht, nein, missverstehen Sie mich nicht.“
    „Lassen Sie , Herr Lampe. .. Danke, dass Sie sagen, was Sie denken. Es ist gut – klare Worte sind immer gut . So soll man es halten. “
     
    „Du musst es wissen“, sagte Minna, als sie Frau Kühns schwere Schneiderschere nahm und sich hinter Alma stellte, die auf einem Hocker saß. „Deine schönen Haare.“ Lilli hielt Alma ein en Spiegel vors Gesicht und sah auf den Kellerboden , auf dem ihre lange n Haar landeten.
    Der Klatschmohn leuchtete r ot, als Alma am Morgen danach durch die Felder zum Bahnhof ging , wo sie den Zug nach Hamburg nehmen wollte . Der Raps war bereits verblüht, der Weizen noch grün. Sie hatte von Frau Kühn einen alten Regenschirm geliehen. Das Wetter in Norddeutschland war launisch und wechselhaft, fand sie; man wusste am Morgen nie, was kommen würde.
    „Frau Kraft, ja ?“
    Sie blieb in der Hamburger Bahnhofshalle stehen. Ein M ann in blauer Uniform stand am Westa usgang des Hauptbahnhofs vor ihr. „Krause der Name, gnädige Frau. Willi Krause. Herr Lampe schickt mich.“
    Alma lachte. „A ber… ich bin doch keine gnädige Frau, Herr Krause. Alma Kraft. Ich bin F rau Kraft. Ich bin aus Wenkenbek gekommen.“
    „Sehr wohl, gnädige Frau. Frau Kraft. Ich bin im Bilde. Der gnädige Herr hat mich geschickt… Unsere Hausdame hat es Sie wohl wissen lassen, dass wir Sie abholen würden?“
    „Nein. Hat sie nicht. Aber es wäre auch gar nicht möglich gewesen.“
    „Ah…?“
    „Wir haben keinen Fernsprecher, wo ich lebe .“
    „Ah so.“ Herr Krause wurde rot .

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