Braeutigame
machen mich ganz verlegen.“
„Ich weiß, ich weiß. Ich weiß, wie es ist. Ich war auch verheiratet.“
„Und Ihre Frau?“
„Tot. Sagte ich doch. Einen Tag, nachdem der große Führer sich die Kugel gegeben hat te .“
„Oh , ja, entschuldigen Sie, ich war… Wie… genau ist das passiert? Ist es Ihnen unangenehm, darüber zu sprechen?“
„Unfall. Ein Lieferwag en der britischen Armee . Ein junger Mann am Steuer, hatte kaum den Führerschein. “
„Das tut mir leid. Der Krieg ist furchtbar.“
„ Na, er hat sich auch keinen Gefallen damit getan. Ist fast verrückt geworden, wie es passiert ist, der Junge. Reden wir nicht davon. Wo bleiben Sie nun? In diesem Dorf, von dem Sie erzählt haben?“
„Wenkenbek? Wir wissen es nicht. Überhaupt noch nicht s. Wir sind auf einem Hof fürs Erste. Wir können sicher nicht für immer bleiben.“
Als sie die Schokolade ausgetrunken hatte, entschuldigte sie sich und ging in den Toilettenraum neben dem Kücheneingang. Links und rechts auf einer Anrichte standen zwei chinesische Porzellant öpfe mit rosa Begonien. Alma sah die Blumen lange an, bevor sie sich den Mund ausspülte, und roch daran. Es wurde Zeit, dachte sie; sie musste zum Bahnhof zurück, zu Theo und den Geschwistern.
„Ich habe nachgedacht“, sagte Konrad Lampe, als sie zurückkam. „Trinken Sie noch eine Tasse Schokolade?“
„Nein, nein , nein, ich muss wieder…“
„Schon? Schade.“
„ Worüber haben Sie nachgedacht?“
„Ohne Zöpfe wären Sie noch schöner.“
„Sie sind wirklich ein Schelm.“ Sie lachte unfreiwillig.
„Nun haben Sie sich nicht so. Es gibt doch für eine Frau Schlimmeres , als schönes Haar zu haben.“
„Für eine Frau .. . Ich fühle mich manchmal gar nicht wie eine Frau.“
„Da machen Sie auf mich aber einen anderen Eindruck.“
„Lassen Sie, Herr Lampe. Schmeicheln Sie mir nicht. Besser nicht. Es ist nicht gut. Es ist nicht richtig. “
Sie sah auf seine gepunktete Krawatte, die graue Weste, das feine Jackett. Elegant war er, auch wenn er sicher kein schöner Mann war mit dem schütteren Haar, den Geheimratsecken. Sie fragte sich, wie alt er war.
„Wie heißt Ihr Mann , sagten Sie ?“
„Heinrich. Heinrich Kraft. “
„Mmh. Ein häufiger Name, fürchte ich.“
„Man kann sich seinen Namen nicht aussuchen. Er ist mein Mann. Ach so, ja – Egon ist der zweite Vorname. Heinrich Egon Kraft. “
„ Gut – von denen gibt es schon weniger. Soll ich Ihnen helfen?“
„Wobei ?“
„Soll ich Ihnen helfen, Ihren Mann zu finden? E ine Nachforschung anstellen?“
„Wie wollen Sie das anstellen? Ich war schon bei der Kirchenvermittlung und in den Zelten. Und warum sollten Sie…?“
„Versprechen kann ich Ihnen nichts“, unterbrach er sie. „Aber, wissen Sie, ich… Da zu muss ich Ihnen etwas von mir erzählen. Ich bin Kaufmann hier in Hamburg. Wir haben unsere Quellen. Man muss sehen, wo man bleibt. Die Engländer sind ganz vernünftige Leutchen. Immer zugänglich, solange man ihre Sprache spricht.“
„Sie sprechen Englisch?“
„ Certainly . Wenn Sie im Handel tätig sind, geht es nicht anders. Jedenfalls ging es bis zum Krieg nicht anders, bis der Verrückte uns ins Verderben gestürzt hat .“
„Womit handeln Sie ?“
„ Ah – d as ist eine lange Geschichte. Alles, was auf ein Schiff passt , um es kurz zu machen .“
„Dann arbeiten Sie im Hafen?“
„We nn Sie so wollen .“
„Das muss sehr anstrengend sein, die viele Arbeit.“
„So la la. – Und Ihr Mann? Soll ich… Schreiben Sie einfach mal auf, wie er hieß und wo er war. Geburtsjahr und Frontabschnitt et cetera , soweit Sie es wissen. Ich mache mich kundig. Nein, nun machen Sie – warum denn nicht ? Was können Sie verlieren ? Hier, nehmen Sie den Stift. Und in ein oder zwei Wochen kommen Sie wieder, und ich erstatte Ihnen Bericht.“
Im Zug, der sie zurück aufs Land brachte, dachte sie an Heinrich, Theo, Konrad. Sie saß in einem Abteil ohne Li cht, sah draußen die Ruinen von Wandsbek und Straßenfeuer, an denen si ch dunkle Gestalten wärmten . Sie wusste selbst nicht, warum ihr zum Heulen zumute war.
Die beiden Mädchen, die sich auf der Sitzbank gegenüber angeregt unterhielten, beachteten sie nicht.
Kapitel 18: Altona
Alma traf ihn regelmäßig in Hamburg , alle zwei oder drei Wochen, immer sonntags, wenn sie be i Erna Kühn nicht arbeiten muss te.
Im März aß sie das erste Stück Bienenstich ihres Lebens, und Konrad bat sie, Geld
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