Braeutigame
Eine Frau trat aus dem Haus. Sie trug eine schwarze Bluse, einen schwarzen Rock, darüber eine weiße, gestärkte Schürze mit Rüschen und breiten Bändern, die über die Schultern liefen und auf dem Rücken mit einer Schleife verknotet waren. Sie hatte eine hölzerne Kaffeemühle im Arm und blieb unter dem Vorbau am Eingang stehen.
„Unsere Frau Rosina“, sagte Krause. „Die Mamsell.“
„Was für ein schönes Haus“, sagte Alma . „Fast wie ein Palast.“
Krause drehte sich zu ihr um. „Es hat schon bessere Zeiten gesehen, Frau Kraft. Aber der gnädige Herr weiß es zu schätzen, so wie es ist. Man muss dankbar sein, noch ein Dach über dem Kopf zu haben.“
„Wohnen Sie auch hier – jetzt, wo…“
„Unten im Keller. Ich habe eine Kammer, die mir der Herr freundlicherweise überlassen hat. Fürs Erste.“
„Danke, d ass Sie mich abgeholt haben, Herr Krause.“
„Ich bitte Sie. Warten Sie, ich mache Ihnen die schwere Tür auf.“
Er stieg aus und half Alma aus dem Wagen. „Laufen Sie rasch vor, Frau Kraft. Hier, nehmen Sie Ihren Schirm. Warten Sie, ich spanne ihn schnell auf, dass Sie auf den letzten Metern nicht noch nass werden. Kommen Sie – ich begleite Sie.“
Sie stiegen nebeneinander die vier Steinstufen empor, die zur Eingangstür des Haus führten.
„Guten Tag, Frau Kraft“, sagte die Hausdame.
„Guten Tag.“
„Wir haben Sie erwartet.“
„Wie schön es hier ist.“
„Ja, ja. Nur dass die Leute sich an nichts so schnell gewöhnen wie an die Schönheit. Kommen Sie bitte herein. Ich begleite Sie. Danke, Krause. Das Haus ist aus dem achtzehnten Jahrhundert.“
„So alt schon?“
„So alt, jedenfalls ein Teil des Fundaments und des Kellers. Ein alter Kasten, aber durchaus mit einer gewissen Raffinesse. Es hat drei Etagen. Der Keller ist feucht.“
„Nur für Herrn Lampe?“
„Wie man’s nimmt. Er ist der Besitzer. Geben Sie a cht – die Planke dort ist lose. Sie sehen schon, es bleibt einem hier nichts erspart. Wenn man nicht aufpasst, bricht man sich die Knochen.“
„Es knarrt und klappert so lustig. Hören Sie!“
„Ja, ja, es lässt sich hier in der Halle nicht ändern, das Klappern. Altes Schiffsholz, wissen Sie, da mag man sich nicht von trennen. Das knarrte scho n vor hundert Jahren. Man müsste e s rausreißen und verheizen. Man kann sich hier nicht bewegen, ohne einen Heidenlärm zu machen – auf den Dielen nicht und auf den Stufen auch nicht. Werden Sie sich dran gewöhnen müssen .“
Alma sah sich um. Über ihr öffnete sich die Hallendecke, zwei Stockwerke hoch. In drei Richtungen gingen rot braune, glänzend polierte Doppeltüren ab. Rechts führte eine Treppe im Winkel auf eine im Halbdunkel liegende Empore.
„Kommen Sie, hier links, bitte. Wir bleiben i m Pa rterre.“ Die Hausdame öffnete ein e Tür und hielt sie für Alma auf. „Nehmen Sie bitte Platz. Herr Konrad wird gleich bei Ihnen se in. Er zieht sich noch um .“
„Danke. Ich warte. Er soll sich nicht beeilen.“
„Oh, er beeilt sich nie. Darf ich Ihnen vielleicht etwas zu trinken bringen? Herr Konrad sagt, sie mögen Schokolade? Wir haben guten Kakao bekommen. Tee natürlich, Ceylon, auch Kaffee – Sie sehen ja…“ Sie zeigte mit dem Kinn auf die Kaffeemühle in ihren Händen.
„Danke. Gerne, Frau… Frau. Wie heißen Sie mit Nachnamen?“
„Lemke.“
„Frau Lemke . “
„Rosina ist ausreichend. So halten wir es hier.“
„Ich danke Ihnen. Sie sind sehr gut zu mir.“
„Sehr wohl.“
Alma wartete in einem Saal, der keine Stube war und auch kein Esszimmer. In der Mitte stand ein runder Tisch mit einem schwer en , silbernen Aschenbecher und zwe i weißen V asen, bemalt und gefüllt mit gelben Rosen.
„Wie behaglich es hier ist bei Ihnen“, rief Alma, als Konrad, in grauem Anzug mit burgunderfarbener Krawatte, zu ihr kam. „Sie haben einen Feuerplatz! Es ist wunderbar!“
„Guten Tag, meine liebe Alma, hallo. Ich freue mich, dass Sie gekommen sind. S ogar s ehr freue ich mich.“
„Ich freue mich auch – es ist schön bei Ihnen. Was ist dies für ein Zimmer? Eine richtige Wohnstube ist es nicht. Nur die vier Le d ersessel und dieser s chöne Tisch und die Anrichten dort an der Wand . .. “
„Oh, es ist eine Art Herrenzimmer, würden wir sagen. Ein Rauchzimmer, wenn Sie so wollen. Für nach dem Essen. Es lässt sich ganz gut warten hier, dafür n ehmen wir es auch. Wenn Gäste ins Haus kommen . Gefällt Ihnen das Mobiliar? Man muss mit der Mode
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