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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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zu tun hatten, damit Konrad es nicht merkte. Er schläft im Ha us, oben im Flur, wo er ein alt es Kissen aus Hühnerfedern bekommen hat. Damit ich nicht so allein bin, flüsterte mir Rosina zu. Ich wusste zuerst nicht, wovon sie redete. ‚Wieso allein? ‘ , sagte ich, ‚ich bin doch verheirat et.‘ Aber dann verstand ich , was sie meinte. Sie ist eine gute Person, auch wenn sie manchmal auf Leute, die sie nicht kennen, hart und unnachgiebig wirkt.

Kapitel 20 : Frau van der Moel ist inkommodiert
     
    Willi Krause fuhr sie zum Dammtor in die Oper, Konrad im Smoking mit Fliege, Alma in einem türkisfarbenen, eng taillierten Kleid. Auf ihren nackten Schultern und Armen lag ein weißer Pelz überwurf aus Chinchilla, und sie trug Perlen und neue Seidenhandschuhe, ebenfalls weiß, die ihr bis an die Ellenbogen reichten. Sie hatte sich heimlich die Haare unter den Achseln rasiert. In einer Zeitschrift hatte sie gelesen, dass F rauen in Amerika es so machten , dem reichen Land, dem reichsten Land von allen, in dem Georg lebte. Konrad hatte nicht s bemerkt – jedenfalls hatte er die fehlenden Haare nicht kommentiert, als sie beieinander lagen in seinem Bett, er auf ihr, sie unter i hm. Es ging ruckzuck, sie war anschließend still, er fluchte und flüchtete .
    „Dass du diesen Wahnsinn noch verteidigen willst“, sagte Konrad, während er aus dem Seitenfenster sah. „Manchmal glaube ich wirklich, dass du nicht richtig beieinander bist.“
    Alma und Krauses Blicke trafen sich im Rückspiegel. Es war ihr unangenehm, dass er ihren Streit mitbekam. Ihr Mann war unmöglich, wenn man es sich richtig überlegte.
    Sie zupfte die Fingerspitzen ihrer Handschuhe zurecht und schwieg.
    „Schau mal, wie herrlich sich das Laub gefärbt hat“, sagte sie schließlich. Sie fuhren über den Holstenwall.
    „Ich fütter e dich doch durch, liebe Alma, und deine Schwester auch oft genug. Und Rosina – und Sie ebenfalls , Krause, ja, guck en Sie nur. Ros ina ist schließlich auch von den Pol en gekommen, ganz aus dem Osten. Und nun soll ich noch extra zahlen? Als wär e der ganze Krieg nicht schlimm genug gewesen?“
    „Konrad, lass es sein“, sagte Alma. „Lass uns nachher darüber reden. Habe ich dir schon gesagt, dass Lilli schwanger ist?“
    „Nein – es ärgert mich aber jetzt! Eine große Ungerechtigkeit ist das – eine riesige sozialistische Sauerei. Wir sind nicht bei den Kommunisten, zum Glück nicht. Das ist nicht die Zone hier , wie drüben beim Ulbricht .“
    „Konrad…“
    „Die Zugewanderten sollen dankbar sein, dass sie hier eine Heimat gefunden haben. Wir sind in Deutschland kein Wohlfahrtsstaat. Alle haben im Krieg gelitten. Alle. Mehr als eine Million habe ich verloren in den Bombennächten. Weit mehr. Ich kann doch kein Geld drucken .“
    „Viele haben alles verloren. Ihre Familie, ihre H äuser, die H öfe…“
    „Das bezweifle ich ja nicht. Es kommt nur die Zeit, da muss man die Sache auf sich beruhen lassen. Der Krieg ist aus, seit sieben Jahren. Und dass du das noch verteidigst mit diesem… ihrem Lastenausgleich, das ist eine Schande. Ich schäme mich für dich. Ich hätte mehr Loyalität von dir erwartet.“
    „Du musst doch sehen, dass… ach, was soll es .. .“
    „Nein, nun sag es. Raus damit! “
    „Nimm einmal Minna. Was hat sie denn? Zuhause hätte sie Land gehabt, wenn sie geheiratet hätte – oder jedenfalls genug zum Leben. Es ging uns gut in der Heimat, auch wenn es im Warthegau dann schlimm war, aber wir hatten doch ein Auskommen oder hätten es nach dem Krieg gehabt. Eine Basis, wie du immer sagst. Das ist alles weg, und sie wird nun den Antrag stellen. Es ist richtig so, finde ich.“
    „Pah. Arbeiten soll sie.“
    „Tut sie doch . Und ich könnte auch einen Antrag stellen, wenn ich wollte.“
    „Soweit kom mt e s noch. Die Schande würde ich nicht ertragen. Frau Lampe zwo geht aufs Amt betteln.“
    „Ich mache es ja nicht. Ich will den Au sgleich nicht. Es geht uns gut, wir haben mehr als andere. Mehr als die meisten.“
    „Mit meinem Geld.“
    „ Mit deinem Geld, ja. Du bist mein Ehem ann.“
    „ Ich erinnere mich.“
    „ Minna hat keinen Mann.“
    „Dann soll sie in ein e von den Paprikasiedlung en ziehen und sich einen suchen. Oder weiß sie nicht, wie das geht?“
    „Konrad – ich bitte dich... “
    „Menschenskind , ist doch wahr. Immer warten, dass einem geholfen wird, anstatt selber die Ärmel hochzukrempeln. Arbeiten gehen soll sie – oder wie sehen Sie das,

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