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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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früher, aber sie sollten immer noch Geld haben . Sie suchte in Gedanken nach dem Namen, zunehmend irritiert, ohne Ergebnis, e s ließ sich nicht ändern. Sie schloss ihre Augen im Dunkeln, döste, wartete auf das Knaben-Trio. Herrliche Stimmen, dachte sie, als sie begannen. Schade, dass man kaum etwas sah.
    Im Hintergru nd schlich Hedi van der Moel in weitem Gewand, ein Messer in der Hand, durch eine Kulisse aus Laubbäumen, während die Knaben den Morgen be sangen. Du also , hatte sie in selbstmörderischer Stimmung zu singen und die Klinge, wenn sie den vorderen Teil der Bühne erreicht haben würde, an ihren Hals zu setzen, um sich die Kehle durchzuschneiden.
    Sie verpatzte ihren Einsatz und ging im Halbdunkel der Morgendämmerung einen Schritt zu weit. Statt Du also bist erklang ein spitzer Schrei. Das Messer fiel auf den Bühnenboden, Hedi van der Moel in den Orchestergraben, unter die Hörner und Pauken. Ein Arm blieb im Fell einer Kesseltrommel hängen, ihr Kopf schlug seitlich auf den Metallrand. Pamina verlor sofort das Bewusstsein.
    Das Publikum raunte, einer lachte, k urz. Mehrere Violinen , Bratschen und Holzbläser, die im Dunkeln zu spielen begonnen hatten, bemerkten den Unfall spät und spielten weiter. Der Dirigent winkte ab, aber es dauerte mehrere schreckliche Sekunden , bis das Orchester zur Ruhe kam. Der Vorhang fiel, den Knaben vor die Füße.
    „Mach doch einer Licht!“, schrie jemand. „Wir brauchen Licht!“
    „Ein Arzt. Ist ein Arzt hier…!?“
    Das Saallicht ging an. Der Dirigent stand nicht mehr am Pult. Monostatos’ fettig glänzendes Gesicht zeigte sich durch einen Spalt im Vorhang. Die Königin der Nacht kniete neben Hedi van der Moel und sagte, dass ihr Herz noch schlägt. Als die Ambulanz eintraf, hatte ein Oboist Mund-zu-Mund-Beatmung eingeleitet, die dazu führte, dass die Künstlerin sofort die Augen öffnete und laut stöhnte.
    Alma stand mit Konrad und dem Drogisten-Ehepaar auf und sah in den Orchestergraben hinunter.
    „Hier kriegt man was geboten für sein Geld“, sagte Konrad zu laut . „Der Arm ist garantiert gebrochen, so schief, wie der absteht. Sieht nicht gut aus. Übel.“
     
    „Champagner!?“, rief Walter Läufert . Er tupfte sich mit einem Tas chentuch kaltes Leitungsw asser auf S tirn und Schläfen. „Steiner, jetzt spinnen Sie .“
    „Was dann? Wollen Sie die Leute etwa nach Hause schicken?“, sagte Steiner, der Abendspielleiter. Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Bühnenbuch. „Nur über meine Leiche. Das trage ich hier nicht ein. Nie, Herr Läufert . Nicht mit mir. Solche Dinge passieren, deswegen wird die Vorstellung nicht beendet. Jedenfalls nicht, sola nge niemand tot ist. Ist sie offenbar nicht, sie kann ja noch schreien. Was für eine Furie, diese unsägliche Person.“
    „Aber doch keinen Champagner! Für vierhundertachtzig Leute...“
    „Meinetwegen auch Sekt.“
    „Ach Unsinn , wir haben nicht e inmal Bier genug im Haus. Erst recht keinen Sekt.“ Läufert gestikulier te mit einem Zigarillo, der erloschen war . Er versuchte, ihn mit Streichhölzern wieder anzuzünden, aber die Schachtel war leer, bevor es ihm gelungen war. Er warf den Zigarillo wütend in das Waschbecken in Sarastros Garderobe.
    „Wer ist unser Cover?“, fragte Läufert . „Wo ist die kleine Brünette? Diese Wargas?“
    „In Kopenhagen. Gestern ist sie gefahren.“
    „Was macht sie da ? Die hat hier zu sein. Wozu ist sie Cover?“
    „Ich… habe es ihr erlaubt, Herr Intendant.“
    „Sind Sie denn des Teufels, Steiner!?“
    „Es…
    „Scheiße.“
    „Ihre Mutter liegt im Sterben.“
    „So eine Scheiße. Gerade heute? Sechs Gäste habe ich mitgebracht, persönliche Gäste, Steiner, aus Salzburg und Graz, Musiker alle. Was sollen die denken von uns? Ausgerechnet heute muss die Dicke in den Graben plumpsen .“
    „Ich…“
    „Und eine Hitze hier. Stell mal einer die Spiegelstrahler runter. Steiner, helfen Sie mir aus dieser Smoking-Jacke. Wir müssen nachdenken. Schnell am besten.“
    „Gestern hätten wir Ersatz gehabt.“
    „Das hilft uns herzlich wenig, Mensch, heute ist heute. Die Wargas ist also weg… Was ist mit den Damen im Chor? Wird doch wohl eine die Pamina singen können? Die paar Takte noch… “
    „Unsere Damen hier?“
    „Na ja, genau, unsere Damen , eben wohl die.“
    „Das halte ich für völlig ausgeschlossen.“
    „Ah. Ist nicht weit her mit denen?“
    Steiner schüttelte den Kopf. „Undenkbar“, murmelte er. „Selbs t wenn die

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