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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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aber ab und an ist er da noch in mein Bett gekommen. Wir sind uns s eit langem fremd. Man sagt , die Liebe kommt von ganz allein – denk, wie unsere Großmütter und Großväter verheiratet wurden, da ging es um s Land, nicht ums Herz. Aber es ist nicht schön, auch wenn ich nicht verz weifelt bin, mehr gleichgültig. Ich fürchte, unsere Ehe geht in aller Stille in die Brüche, langsam, ohne großen Streit. Tag für Tag stirbt das Gefühl ein klein wenig , bis nichts mehr da ist außer Gewohnheit, Höflichkeit (und auch das nicht immer, Konrad kann rabiat und verletzend sein) . Vielleicht ist es, weil ich ihm nie ein Kind geschenkt habe, jedenfalls keines von ihm. Nicht schenken konnte, glaube ich, es ist alles kaputt untenrum , und nun bin ich zu alt. Wir sind so verschieden, er hat keinen Sinn für das, was mir und anderen widerfahren ist. Es dringt ni cht in ihn vor, in sein Gefühl.
    Aber hat es nicht auch ein Gutes, verloren zu haben? Gibt es nicht eine gewisse Klugheit, die aus dem Verlust erwächst? Nur aus dem Verlust, möchte ich ergänzen. Es ist eine Form der Weisheit, der Reife, die Konrad nicht hat. Er hat nicht verloren, er wird nicht verlieren, er ist ein Gewinner. So glaubt er, und so handelt er, als hätte er das ewige Leben.
    – Nun stehen schon wieder Leute auf dem Steg, fremde Leute! Ich sitze hier wie in einem Museum im Haus, und die Menschen tun, als wäre ich ein Stück, das man ausstellen würde. Ich muss mit Herrn Krause darüber sprechen. Das Tor auf dem Steg reicht nicht. Wir müssen vorne am Strand etwas bauen. So geht es nicht, mit Spaziergängern, die einen angaffen, die Alte Lampe, die Berühmte, Große Lampe. Ich !? Ich Häufchen Elend? Es ist so lächerlich.
     
     
    Alma lag nach dem Mittagessen mit Pharao auf ihrem Alkovenbett, eine Illustrierte aufgeschlagen vor sich, und hörte, wie Rosina und Minna das Graue Haus gemeinsam verließen , Stimmen, Schritte, das Schlagen der Holztür, Klimpern von Schlüsseln . Sie hatte sie darum gebeten: Sie wollte einige Stunden mit Theo allein e sein .
    Es war ein freundlicher Tag im Juli, die Sonne schien. Das Wasser schlug regelmäßig a ns Ufer, in flachen, gurgelnd en Wellen. Vor dem Mittagessen war sie in Badeanzug und Frottee mantel auf die Veranda gegangen und vorsichtig die Stufen der Aluminiumleiter hinuntergestiegen, die in schulter tiefes Wasser führten. Sie war hinausgeschwommen, dem offenen Meer zu, und umgekehrt, als sie sich hundert Meter vom Haus entfernt hatte. Es war fast windstill. Silbermöwen flogen mit ihren gelben Schnäbeln am Ufer entlang, auf der Suche nach Krebsen, Muscheln und Abfall. Die Gummi-Badekappe dämpfte das Kreischen.
    Alma zog sich zum Essen ein einfaches Sommerkleid an . Rosina hatte Sandwichs mit Geflügelsalat und Räucherlachs vorbereite t und auf den großen Tisch in der Veranda gestellt. Dicke Wassermelonenscheiben lagen daneben auf einer Porzellanplatte, reif, rot, kalt. Eine versilberte Isolierkanne mit Darjeeling-Tee. Milch. Ein flacher, mit Mürbeteigstreifen g edeckter Apfel kuchen, die Rosina kunstvoll in einander verwoben hatte.
    Alma stand auf und sah sich im Spiegel der Frisierkommode an. Sie öffnete die Cremedose und massierte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen. Sie sah auf die Uhr: kurz nach drei. In einer h alben Stunde würde Theo in seinem Käfer kommen .
    Alma machte frischen Tee, als sie durch das Küchenfenst er seine schweren, selbstsicher en Schritte auf dem Steg hörte. Pharao kläffte. Theo hatte den Wagen auf dem Parkplatz des Ausfluglokals ste hen gelassen, oben auf den K lippen, und war zu Fuß die Stu fen her untergesprungen.
    Sie beobachtete ihn du rch die Gardine, ohne dass er sie bemerkte. Er trug seine dunklen Haare jetzt mit Pomade und Seitenscheitel – ein junger Mann, fast erwachsen, vielleicht schon ganz.
    „Hast du keine richtige Hose?“, sagte sie lächelnd, als sie die Tür öffnete. Es war freundlich gemeint – heiter, leicht, aber Theo schien es nicht so zu verstehen.
    Er sah kurz an sich herunter. „Hallo Mutter.“
    „Hallo. Willkommen.“
    „Das ist meine Jeans.“
    „Das sehe ich. Du hättest doch et was Richtiges anziehen können.“
    „ Mutter, komm, hör auf. Das ist was Richtiges. Soll ich so rumlaufen wie du?“
    „Lass dich mal anschauen. Du bist dünn. Wie ein Burjanstängel siehst du aus.“
    „Ein was , bitte?“
    „Ein Burjanstängel. Eine Bohnenstange. Du hast abgenommen.“
    „Und du hast überhaupt nichts von deinem Charme

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