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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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von ihm – was man wissen kann. Er ist verschollen. Ist ja nicht der einzige gewesen , der verloren gegangen ist .“
    „Eben darum.“
    „Was darum?“
    „Heinrich ... er ist nicht dein Vater. Du hast keinen Vater.“
    „Aber was redest du denn, Mutter?“
    „Wie ich es sage. Du hast keinen Vater. Nicht einen Vater.“
    „Jeder hat einen Vater.“
    „Du nicht.“
    Theo sah sie irritiert an. „Mensch, Mutter, was soll das jetzt ? Müssen wir das wieder aufwärmen? Ich wollte nur mal nach Russland fahren. Wenn du mir das Geld nicht geben willst… “
    „Du hast viele Väter.“
    „Zwei. Heinrich und Papa .“
    „Nein, weder noch.“
    „Sondern?“
    „ Es waren acht oder neun.“
    Theo schien lachen zu wollen, aber sie sprach leise und ernst. Der Ton ihrer Stimme ließ ihn zögern.
    „Was meinst du damit?“
    „Es war im Krieg. Es war…“
    Theo beugte sich vor. Er hörte zu, rieb sich im Sitzen mit den Fingern immer wieder die Nase.
    „ Wann war das ?“ , fragte er schließlich.
    „Auf der Flucht. In einem Dorf. Du kannst es dir ausrechnen. Neun Monate.“
    „Oh Gott“, sagte The o leise. Er ließ seine Stirn auf die H ände sinken. „Willst du damit …“
    „Ich weiß selbst nicht, wer dein Vater ist. Aber ich weiß, dass es nicht Heinrich ist. Konrad – Papa – natürlich, er ist dir immer wie ein Vater gewesen, und er hat für dich gesorgt. Ich rechne es ihm hoch an.“
    „Ich… Ich glaube es nicht. Warum hast du nie…“
    „Warte. Du wirst dich fragen, warum Heinrich in deiner Geburtsurkunde steh t.“
    „Die habe ich noch nie gesehen.“
    „Ich habe… ich habe ihn dort einsetzen lassen. Es war gleich nach dem Krieg. Damals wurden nicht viele Fragen gestellt. Nicht wegen so etwas. Man schrieb es rein, und damit war die Sache erledigt. “
    „Und die ganze Zeit…“
    „Ja. D ie ganze Zeit. Die ganze, lange Zeit. Es tut mir – leid, Theo, dass ich es nie gesagt habe. Ich hätte es gewollt, aber ich konnte es nicht. Nicht einmal Konrad weiß davon.“
    „Der auch nicht?“
    „Bitte sag e es ihm nicht. Er würde es mir nie verzeihen. Er denkt, du bist Heinrichs Kind. Als wir uns kennenlernten – in Hamburg schon – und als wir dann heirateten, habe ich mir geschworen, mit keinem Menschen darüber zu reden. Mit absolut niemandem. Meine Geschwister… meine Schwestern und mein Bruder mussten mir versprechen… “
    „Hah!! Noch nicht einmal mit mir!“
    „Ich weiß, was du denkst. Es tut mir leid. Aber es ist auch nicht so, als wäre ich gefragt worden. Ich glaube, es ist gut, dass du es jetzt weißt. Irgendein Russe ist dein Vater. Er hat einen Namen, a ber wir kennen ihn nicht. Vielleicht lebt er nicht einmal mehr, der Krieg war noch lange nicht aus damals. Du bist jetzt erwachsen und gehst deine eigenen Wege, hast deine Wohnung, eigenes Geld…“
    Theo zündete sich eine Zigarette an.
    „Scheiße.“
    Sie sah ihn an. „Red e nicht so, Theo“, sagte sie leise.
    „Scheiße! Ich scheiß auf deine Regeln!“
    „Theo, bitte.“
    „Ich…“
    „Du siehst auch anders aus. Nicht wie Heinrich, meine ich. Anders.“
    Er bedeckt e seine Augen mit den Händen .
    Alma weinte auch.
    „Früher in der Schule… – da haben sie mich immer Russenkind gerufen. Weil wir aus dem Osten waren. Ich konnte sagen, was ich wollte – immer Russe, Russe, Russe.“
    „Ich wollte dich… Als du geboren war st , wollte ich dich Giovanni nennen.“
    „Giovanni? Warum Giovanni?“
    „Es war so…“
    „So was?“
    „Anders. Italienisch. Nicht russisch.“
    „Hättest du mal machen sol len. Wer will schon Theo heißen? “ Er lächelte seine Mutter vorsichtig an.
    „Der Name gefällt dir nicht?“
    „Nicht wirklich. Wie ein alter Mann klingt es.“
    „Es heißt ‚ von Gott gegeben ‘ .“
    „Weiß ich .“
    „Es hat mir geholfen.“
    „Mir nicht.“
    „Komm, komm. Keiner deiner Freunde nennt dich Theo.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Du hast er mir selbst erzählt. Teddy nennen sie dich. Wie den Roosevelt und den jungen Kennedy. “
    Er nickte.
    „Also.“
    „Lass uns schwimmen gehen“, sagte Theo plötzlich und stand auf . „Mir ist das alles zu viel. Kommt Papa nachher noch? Ich meine Konrad?“
    „Nein. Wir sind allein mit Minna und Rosina. Bis morgen Abend noch, wenn du so lange bleiben willst. Aber du kennst ja deine Tante. Sie macht, was sie will.“
    „Gut. Dann ist hoffentlich Ruhe. Hast du irgendwo ein Handtuch?“
    „Außerdem schwimmt de in Vater nicht.

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