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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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machte. Abends, wenn er nach Hause kam, setzte er sich wortlos in die Küche, brummte, zerriss das Brot mit seinen großen, harten Händen, löffelte die Suppe und hatte es eilig, in die Stube zu gehen, um seine Pfeife anzuzünd en. Nur mit Mischka redete er, häufiger und länger als mit seiner Frau. Auf dem Acker. Im Stall. Im Hof, wenn sie zusammen rauchten.
    Freier sah die Mädchen kaum an, als er kam, auch Oma Mathilde nicht. Er blickte sonstwohin – in den Hof, in den Himmel, an die Wand, als sei er blöd geworden wie der Schilling-Sohn –, und er sagte nichts, grüßte nicht, fragte nur mit trockener Stimme, wo sie sie hingebracht hätten. Dann zündete er eine Petromax-Lampe mit einem Holzscheit an, ging quer über den Hof und stieg allein in den Eiskeller. Die Lampe qualmte in der kühlen, feuchten Luft des Gewölbes. Ein schwarzer Rußfaden stieg aus dem Glaskolben an die Steindecke und begann dort zu tanzen.
    Am Eingang, wo die Stufen e ndeten, hatten sie sie auf einem Tisch auf feuchten Sand gelegt. Es war eng im Keller. Hinter und neben dem Tisch standen Fässer, Säcke und Gläser mit Eingemachtem. An der Rückwand lagen Kartoffeln in einem Holzverschlag, ein Berg von zwei oder drei Z entnern, der Rest aus dem Vorjahr. Es roch sauer nach Essi g. An der Decke hingen S chinken, Würste und geschlachtete Hühner. Die hatten die Nachbarn am Vortag für die Leich gebracht, sechs allein von den Dressners, und die Mädchen hatten sie sofort geschlachtet, gerupft, gebrüht und ausgenommen. Obwohl es kühl und dunkel war im Eiskeller, hatten Fliegen ihren Weg dorthin gefunden und schwirrten durch das schwache, flackernde Licht der Lampe.
    Freier schlug d as feuchte Tuch zurück , zog sich ein kleines, noch fest verschlossenes Fass Sauerkraut heran und setzte sich neben sie. Sie lag auf dem Rücken, die Hände gefaltet auf dem Bauch, und als er sie mit seinen Fingerspitzen an der Wange berührte, erschrak er. Marga war kalt, die Haut wächsern, fahl und fettig, als wäre sie mit Butter eingeschmiert worden. Ihr langes Haar lag lose verknotet unter dem Leintuch. Sie hatten den Stoff ums Kinn gebunden, damit sie nicht mit offenem, schreiendem Mund erstarrte. Zurechtgemacht war sie noch nicht, er musste sich darum kümmern. E r musste sich jetzt um so vieles kümmern. Die Haut unter ihren Augen, die Ohrläppchen und die Spitzen der Finger waren braun. Es wurde höchste Zeit.
    Bevor er ging, leuchtete er mit der Lampe in die Ecken und prüfte die Fallen, wie er es jedes Mal tat, wenn er in den Eiskeller kam. Es war alles in Ordnung. Die Ratten fanden im Sommer mehr als genug auf den Feldern.
    Als er die Holzläden des Eiskellers zufallen ließ, wartete Hedwig Ahner im Hof auf ihn . Sie roch nach Stall und Euter und pulte an einem Leberfleck am Hals, auf dem borstige Haare wuchsen . Sie nickten sich zu. Vor Hedwigs Bauch hing die Placht.
    „Ach, Herr Freier“, sagte sie und sah verschämt auf den Boden, als wäre ihr das Zusammentreffen peinlich . Sie hielt ihm mit hochgezogenen Ellenbogen das schlafende Kind hin. Er sah die weiß-gelbe, gehäkelte Decke, eine kleine, zusammengedrückte Hand, den Mund, die geschlossenen Augen, feine, helle Haare , eine Rassel an einer Schnur .
    „Du hast sie also umgebracht?“, sagte er leise. „Und der Herrgott hat dich am Leben gelassen?“
     

Kapitel 4 : Chesu che
     
    Am Abend saßen sie in der Sommerküche , Daniel Freier am Ende des Tisches, Oma Mathilde am Kopf, dicht am Herd. Sie aßen schweigend, zu zehnt, nur Arthur schrie in der Placht, die Minna auf dem Bauch trug.
    „Herrgottnochmal“, stöhnte Freier und rieb sich mit den Fingerspitzen Augen und Stirn.
    Alma hatte Milchsuppe gekocht , aber sie war nicht bei der Sache gewesen. Die Riebeln waren noch teigig, und sie hatte die Zitronenschalen vergessen . Sie sah unsicher in die Runde, aber niemand schien sich beschweren zu wollen. Es war nicht der richtige Zeitpu nkt für Genörgel , s olange Marga Freier auf dem Hof und in ihren Köpfen war.
    Als die Mädchen den Tisch abräumten und mit Oma Mathilde das Geschirr im Zuber in der Sommerküche spülten, kam Boias Dressner in den Hof und setzte sich zu Freier und Mischka an den Tisch. Er hatte zwei abgezogene, ausgenommene Kaninchen unter de m Arm, eingewickelt in Zeitungspapier, aus dem die Vorder- und Hinterläufe ragten.
    „Die schickt meine Frau noch“, sagte er in einem Ton, als wäre es ihm peinlich. „F ür die Leich.“ Er reichte sie Alma, die ihre

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