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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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eins,
    andern Kindern gar keins
     
    „Noch mal?“, fragte Alma.
    Arthur nickte.
    Als sie aufschaute, sah sie H einrich Kraft auf dem Breiten Weg stehen. Er hatte seine Angel und einen Eimer, aus dem die Schwanzflosse eine s Fisches ragte, abgestellt und stopfte sorgfältig seine Pfeife. Ihre Blicke trafen sich, und sie nickte ihm kurz zu – unsicher, ob er sie erkennen würde oder nicht. Heinrich stand einfach nur da; sie sah seine Ho se, die an einigen Stellen nass war, die hellbraunen, glänzenden Haare, hinten am Kopf kurz geschoren, das Grübchen a m Kinn, den Schatten eines Bart s. Heinrich sah zu ihr hinüber, grüßte aber nicht. Alma spürte, wie sie rot wurde, senkte verschämt ihren Blick und spielte mit Arthurs Händen, um beschäftigt zu wirken .
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Heinrich sich die Pfeife mit Streichhölzern anz ündete und sie zwischen die Backenzähne klemmte . Er hob die Angel und seinen Eimer auf, sah noch einmal zu ihr hin und ging langsam weiter in Richtung Ring. Für einen Augenblick hörte es sich für Alma an, als pfiff er leise den Storch Schniebelschnabel.

Kapitel 7 : Popscha
     
    „Beim Traut mann von der Mühle geht da s Blodern an diesem Freitag los“, sagte Daniel Freier.
    Er hielt einen Löffel mit dampfender Kürbissuppe vor den Mund, pustete und blickte in die Runde seiner Familie, als wartete er auf eine Reaktion – auf Zustimmung oder wenigste ns Überraschung, Staunen. E r wusste selbst nicht genau , womit er eigentlich gerechnet hatte; jedenfalls nicht mit Schweigen. War das Maisblodern nach der Ernte nicht das größte Vergnügen für die Jugend, wichtiger als Weihnachten? Und seine eigenen Kinder? Schaufelten sich ihre Suppe hinein und gaben keinen Mucks von sich, sahen kaum auf. Hatte er etwas Falsches gesagt? Es fiel ihm nicht leicht mit seiner Sippe , schon gar nicht mit den Mädchen, j etzt, wo sie ins Alter kamen und die Jungen ihnen schöne Augen machten und er immer häufiger ans Heiraten und ans Vert eilen des Landes denken musste...
    Aber gar nichts ?
    Es war ein lauer Ab end Mitte September. Hedwig hatte die Dochte der drei Lampen mit einem Scheit angezündet und an die Deckenbalken in der Sommerküche gehängt. Sie warfen gelbes Licht auf den Esstisch und ließen die Sch atten der Krüge, Gläser, Brotleiber und Tonschalen tanzen. Motten flogen über ihren Köpfen gegen das heiße Glas der Laternen. Im Ho f, über dem Fliederbeerbusch und den Ställen , jagten Fledermäuse – dunkle Flecken wie verlaufene Tintenkleckse , die sich so schnell bewegten, dass man ihnen mit den Augen nicht folgen konnte . Rosie lag unter dem Tisch vor Mischkas Füßen auf der Seite, umringt von einem Wald aus Beinen, dünnen aus Holz, dicken aus Fleisch. Sie war eingeschlafen.
    „Ach was? “, sagte Oma Mathilde endlich, die als erste aufgehört hatte zu essen. „So früh im Jahr holt er schon Popscha vom Acker? Es ist noch lange nicht Oktober. “
    „Ja, so ist das, Oma. Trautmann ist früh dran in diesem Jahr.“
    „Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Ist er schon reif bei ihm?“
    „Noch nicht alles. Weißt ja, wie viele Dessjatinen der Mann inzwischen unter seinem Pflug hat, so viel Geld, wie e r mit seiner Mühle verdient. Aber in seine r Scheune ist schon alles voll von den ersten F eldern, und i m Hof liegt ein ganzer Berg Kolben neben der Rebelmaschine . Wo lle n wir hoffen, dass kein Regen kommt und ihm alles verdirbt.“
    „Gott mög’s geben“, sagte Oma Mathilde .
    „Wann gehen wir denn Popscha holen?“, fragte Georg, der in wenigen Tagen wieder nach Anschakrak aufbrechen würde. „Es ist doch nun so weit, oder nicht?“
    „Ein bisschen Zeit ist für uns noch“, sagte Freier. „Beim Trautman n steht ein gut Teil am Hang, nach Süden hin. Da ist es wärmer, und das Wasser kommt nicht zum Stehen. Der düngt auch auf T eufel komm raus mit allem, was er kriegen kann, sogar m it Stickstoff. D en lässt er sich für viel Geld mit dem Zug aus Galatz bringen. Teuren deutschen Stickstoff vom Rhein aus der Fabrik.“
    „Und wann fahren wir endlich raus?“
    „In ach t, zehn Tagen, würde ich meinen, w enn du längst weg bist. Da fangen wir das Einholen an, a n den letzten Tagen im Monat. Die Maisbärte werden jetzt langsam trocken, aber braun sind sie noch nicht ge worden. Bei uns jedenfalls nicht.“
    „Und wo blodern sie am Freitag?“, fragte Alma.
    „Wo sollen sie blodern, Kind? In der größten Scheune vom Trautmann. Wo sie immer

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