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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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früher. Wenn es im September und Oktober länger regnete und warm blieb, schossen zwischen den Feldsteinen, die verteilt auf dem Tatarengrab lagen, Pilze aus dem Boden: gelbe Pfifferlinge und Hallimasch, die im Dunkeln leuchteten. Sie hatte nie verstanden, wie das anging.
    Sie dö ste. Irgendwann streckte sie di e Füße aus, legte ihren Kopf auf den Rucksack und schli ef ein.
    Als sie vom Weg her Pfeifen hörte, stand die Sonne tiefer am Himmel . Es schmerzte nicht mehr in d en Augen, wenn sie ins Licht sah.
    Heinrich machte sich nicht die Mühe, sich anzuschleichen, sie zu überraschen. Als er sie unter der Kastanie zwischen den Weidenkörben sitzen sah, rief er ihren Na men und sprang über Schieferplatten und Wurzeln den Hang hinauf . Sie winkte und beobachtete ihn, die braunen Hosen, die ihm an Trägern lose auf den Hüften hingen, sein frisches, weißes Hemd, das blassblaue Schweißtuch , das er sich um den Hals geknotet hatte.
    „Abend, Alma“, rief er und ließ sich vor ihr auf die Knie fallen. Er grinste sie an und zwinkerte ihr mit dem rechten Auge zu.
    „Abend, Heinrich.“
    „Hier.“ Er zog ein Bund mit weißen, blauen und violetten Wicken hinter seinem Rücken hervor. „Nicht mehr ganz frisch, aber...“
    „Oh… – sind die schön. Wo hast du die gefunden?“
    „Gar nicht gefunden habe ich s ie . Die hab e ich bei meiner Mutter im Garten gepflanzt. Im Frühjahr. Die Samen kommen aus Breslau von Han nemann. Meine Mutter mag Wicken .“
    „Ich mag sie auch, so selten, wie s ie sind. Und so zart. Dank e.“ Sie sah ihn an. „Du hast nasse Haare . Hast du gebadet?“
    Heinrich lachte un d strich mit der Hand die Haare nach hinten. Dieser Heinrich, d achte Alma – der muss te das Schönste sein, was Gott jemals in die Welt geschickt hat te .
    „Nein “, sagte er. „Ich bin den ganzen Tag schon nass. Erst am Kogälnik und dann am Teich von Attila Pahl.“
    „Warst du w ieder fischen? “
    „Und wie wir gefischt ha ben, Reinhold und ich. T rautmann-Reinhold.“
    „Den kenne ich gut. Wir waren doch alle zusammen beim Popschablodern.“
    „Stimmt. Das war da, wo wir uns im Garten getroffen haben.“ Er lachte vorsichtig und sah verschämt auf den Boden. „Ich erinnere mich.“
    „Wäre auch schlimm, wenn du das schon nicht mehr wüsstest. Du h ast mir d ie Luft genommen im dunklen Garten von Mutter Trautmann. Mitten in der Nacht. .. Hatte ich eine Angst! “
    Heinrich nahm ihre Hand und drückte ihr sanft die Finger.
    „Mit Reinholds Boot sind wir erst auf die andere Seite vom Kogälnikteich rüber – wo das Schilfrohr dicht steht, wo immer die Kaulquappen und Frösche sind. Da haben wir geangelt, zwei Schleien und zwei Karauschen haben wir rausgezogen – und wie wir weiter sind, haben wir eine Leine mit einem Stüc k Aal hinter uns hergezogen, und uns ist noch ein kleiner Hecht an die Rute gegangen.“
    „Sag …“
    „Nicht schwer – schwer war der wirklich nicht, dr ei, vier Pfund mag er gewogen haben. E in kleines Tier. Aber doch ein Hecht. F angen wir nic ht oft. Welse und Karpfen – Karauschen und Aale natürlich – und die Sterlets im Netz. Aber H echt? S elten. Das sind kluge Fische. Raubfische. Die fressen die Kleinen alle und Frösche und Molche. Noch ein Stück weiter haben wir am Schluss einen kleinen Karpfen gezogen – einen Spiegelka rpfen, so einen glatten ohne Schuppen. Wie der da hingekommen ist, weiß keiner. Der ist aus der Zucht. Die wilden haben alle Schuppen. “
    „Es ist schön oben am Weiher“, sagte Alma.
    „Als meine Schwester klein war, war ich einmal mit ihr im Teich – ich war wohl fünf und sie muss drei gewesen sein . Ein großer Fisch hat da ein Entenküken vor unseren Augen verschluckt, und seitdem traut Justine sich nur noch bis zu den Knien ins Wasser und fürchtet, dass der Hecht kommt und sie holt. Oder ein Riesenwels.“
    „Uns haben sie früher erzählt, dass E lfen auf dem Wasser tanzen. Opa Gies e und Frau Zedel.“
    „Elfen?“
    „E ine Art Engel, Natur-Engelchen, wenn du so willst. Gute Wese n sind das in den Märchen, zart und sanft. Die sollen auf dem Wasser um Mitternacht einen Reigen tanzen. Aber unsere Mutter hat das nie gerne gehört, als sie noch lebte. Sie sagte immer, dass Elfen vom Teufel sind. Das war ihr alles heidnisch. Hexenwerk.“
    „Ist es doch auch, oder nicht?“
    Alma verzog ihren Mund. „Na ja , in Gottes Bibel ist nicht die Rede von Elfen. Habe ich jedenfalls nie et was von gelesen, auch wenn es Engel gibt

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