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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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man einschmelzen. In Romanowka gibt e s einen, der macht so etwas, wenn man ihm gut zuredet. Die Bulgaren nehmen e s auch so, das weiß ich. Bei denen habe ich schon gekauft damit. Nur die Rumänen nicht, die stellen sich an.“
    Freier sah ihn an. Mit den Fingern zog er ein kleines Knochenstück aus dem Mund und legte es auf seinen Tellerrand.
     
    „Was hast denn auf den Rippen! ?“, fragte Freier , wütend tuend. Er hielt beim Stopfe n seiner Pfeife inne und sah Heinrich lange aufmerksam an, der vor ihm stand, schwieg. „Nur Wind und Sonne. Und einen leeren Bauch hast du , den du füllen musst – ha ! Kannst du denn mehr, als nur die Füße unter meinen Tisch stellen und mein Brot essen und meinen Mädchen schöne blaue Augen machen? Das hast du dir hübsch ausgedacht, Junge.“
    Freier saß im Le hnstuhl am Ende des Küchentisch s , im Haus . Er hätte mit Heinrich in die gute S tube gehen können, aber das wollte er nicht. Es hätte nicht richtig ausgesehen, zu offiziell, es hätte die Ordnung durcheinander gebracht; wer war nun ein Heinrich Kraft, dass er mit ihm in die Stube gehen würde – das bisschen Gold und kein Land, auf dem was wachsen wollte?
    „Und nu n red e st du noch nicht mal einen Ton mit mir!“, rief Freier. „Pahh… Willst du mir nicht vielleicht etwas – sagen?“
    Heinrich zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er Almas Vater mit Sie oder Ihr anreden sollte.
    „Ich… wir… Wir mögen uns, Herr Freier.“
    „Ach was.“
    „Ja. Die Alma…“ Er nahm seinen Mut zusammen und sprach lauter. „Alma ist ein gutes Mädchen. Ein gutes Weib.“
    „Da sag st du mir nichts Neues, Junge. Ist Fleisch von meinem Fleisch.“
    Heinrich nickte.
    „Und gutes Land hat sie auch“, fügte Freier hinzu . Er kaute langsam a m Mundstück seiner Pfeife.
    „Ich wei ß ja, was Sie… Ihr… denkt, Vater Freier.“
    „Und das wäre?“
    „Dass es nur wegen dem Land ist.“
    „So? “
    „Aber das ist es nicht . Das ist überhaupt nicht so. Wir mögen uns, Alma und ich. Und ich bin tüchtig und gesund und Alma auch. Wir werden hart anpacken, und dann wird es gehen.“
    Freier wusste längst, dass Heinrich geschickt und zuverlässig war. Er hatte ihn selbst gesehen, auf dem Feld, beim Schlachten, auf dem Pferderücken bei der Wolfshatz im zurückliegenden Winter, und er hatte Oma Mathilde und Mischka ausgeschickt, um diskret Erkundigungen einzuholen. Reich waren die Krafts nicht, nicht einmal eine halbe Wirtschaft hatten sie, wenn man alles zusammenzählte. Aber sie waren anständige Leute mit gutem Ruf . „Ein gutes Herz haben sie dort“, hatte Mischka gesagt, und Freier hatte diesen Ausdruck seines Knechts im Gedächtnis behalten. Ein gutes Herz.
    Aber so mir nichts, dir nichts wollte – konnte – e r sein ältestes Mädchen nicht zie hen lassen. Er durfte es den Burschen nicht zu einfach machen. Schließlich hatte er an Minna zu denken (auch wenn er sich mit ihrem Loch im Kopf keine große Hoffnung machen durfte , es wollte niemand einen Walfisch heiraten, jedenfalls nicht ohne anständige Mitgift) und in eini gen Jahren an Lilli.
    „Nu n geh mal raus an die frische Luft“, sagte er sch ließlich. „In den Hof oder hintendu rch.“ Freier zeigte mit dem Kinn auf die Tür, die in die Diele führte.
    Heinrich nickte kurz. Er setzte sein e Kappe auf.
    „Und schick m ir das Mädchen rein, hörst du? “
    „Jawohl, Herr Freier. Wird gemacht. “
    Freier musste lächeln, als sie schüchtern vor ihm auf der Bank am Fenster saß, hinter dem er die Kälber Drift und den Gleisdamm sehen konnte . Sie hatte eine weiße Bluse mit einem breite n Kragen angezogen und ihr Haar hochgesteckt. Almas Hände lagen auf ihrem himmelblauen Rock, auf dessen Saum weiße Tulpen gestickt waren.
    Ein hübsches Mädchen ist sie geworden, dachte Freier.
    Nun gut: Frau, vielleicht.
    „Ich mag ihn sehr“, sagte Alma und suchte mit ihren Augen die blankpolierte Tischplatte ab, um ihren Vater nicht ansehen zu müssen. „Heinrich. Ich mag ihn sehr. Ja. Glaube ich.“
    „ Glaubst du?“, rief Freier. „Das glaubst du nur? Oder weißt du’s?“
    Alma zuckte mit den Sch ultern. „Wissen tu ich es nicht “, sagte sie leise. „Aber d a rüber nachgedacht hab e ich viel. Wie sollt e ich es wissen – ich bin doch jung un d habe nie… nie jemanden gekannt? Gehabt.“
    Freier nickte. Er ahn te dunkel , wie schwer es für sie sein musste, wie viel leichter all dies wäre, wenn Marga noch wäre und für sie beide ei ne

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