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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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eine von denen ging hier bei uns auf dem Breiten Weg gestern von Haus zu Haus. Weißt du , was der angestellt hat?“
    „Na?“
    „Versicherungen verkauft hat er.“ Freier lachte heiser. „Feuerversicherungen! Hier bei uns im Oberdorf, kannst dir d as vorstellen!? Versucht hat er e s jedenfalls. Und im Unterdorf hin und nach Bessarabeska wohl gleich mit, dami t es sich lohnt. Johannes soll er heißen. Ganz hell ist der und verbrannt von der Sonne, dass dem ständig die Haut in Flocken davonfliegt. Kann er nichts machen, wenn er solche Haut hat. Der lernt aber eigentlich noch, sagen sie, studiert wohl richtig, obwohl er das mit der Versicherung macht. Ir gendwas mit Maschinen lernt er. Eisenbahnen, Technik, sowas.“
    „Sag bloß.“
    „Tja, unser Lobgott hat sich was eingebrockt, als er die eingeladen hat. Musste gleich als er ster eine Feuerversicherung abschließen, unser Küsterlehrer. W eißt du , was das Lustigste daran ist?“
    Dressner hob die Augenbrauen.
    „ Sein Haus g ehört ihm nicht einmal. Jetzt hat Lobgott eine Versicherung fürs Küsterhaus, wo das doch am Ring steht und allen gehör t. War ihm wohl peinlich, das zuzugeben. Ein paar von den jungen Leuten wohnen ja bei ihm am Ring. Da hat man Verpflichtungen. Will jeder seine Gäste zuvorkommend behandeln. Und weißt – noch was anderes…?“ Er flüsterte. „Die Stelter drüben hat auch unterschrieben. Das ist immer eine Übervorsichtige gewesen, und Geld hat die wie Heu. Geizig ist die, dass… Hat meine Frau auch immer gesagt. Und jetzt hat sie eine Feuerversicherung. Bravo! Kannst also rübergehen und die Bude anzünden. Wär e nicht schad e um das vertrocknete Weib. Brennt bestimmt wie Zunder. “
    Dressner grinste.
    „Die arme Hill i“, sagte Freier. „Die muss bei Lobgott sicher von morgens bis abends in der Küche stehen und kochen und backen, wegen der Gäste. Wenigstens muss sie die Musik nicht hören.“
    Dressner lachte laut. „Hast du die Truppe mal spielen hören, Freier?“
    „Näh. So weit kommt das noch.“
    „Weißt – das klingt wie unter euerm alten Kaiser. Rums-ta-ta-ta, rums-ta-ta-ta – ein Marsch nach dem anderen. Bin ich froh, dass meine Elwira das nicht hört. “
    „Und meine Marga auch nicht.“
    „So schlimm ist es für Hilli aber ni cht. Bei Lobgott sind nur zwei gel andet, der mit sein en Versicherungen und noch ein anderer. Die beiden Mädchen – diese hübsche Blonde und eine Bohnenstange – sind bei Emil und Walburga Giese in der Kammer, zwei noch beim Ziegelmacher, und der letzte weiß ich nicht.“
    „ Wo sind die überhaupt her, die jungen Leute ?“
    „Studieren tun welche am Rhein, haben sie erzählt. In Mannheim oder Karlsruhe, mein e ich gehört zu haben. Aber ursprünglich sind s ie von woanders, wie’s ist bei den St udierenden. M eist aus dem Süden, aus Stuttgart und Freiburg und aus dem Schwarzwald. Einer soll auch von den Sudeten sein, sagen sie. Aber nicht dieser Versicherungsmann.“
    „Und was machen die den ganzen Tag, wenn sie sich nicht aushalten lassen?“
    „… und Feu erversicherungen verkaufen? Nein , im Ernst, also das ist so: Die sind… wie hat er das genannt, euer L obgott…? Von einem Jugendverein .“
    „ Judenverein! – Die sehen gar nicht so aus …“
    „ Jugend . Jugend verein, Freier. Hörst du noch?“
    „Was soll das sein?“
    „Na – ein Verein für die Jugend, möcht e ich meinen. Da haben sie’s mit der Natur, sagt Elwira. Raus aufs Land, Wandern, die Berge rauf und wieder runter – die haben alle ihre Rucksäcke mitgebracht und feste Schuhe von Salamander und marschieren durchs Land. Bis Anschakrak runter sollen sie gestern gelaufen sein, aber da hat Sommerfeld sie den halben Weg gefahren, das weiß ich si cher. Ja – das machen sie. D abei singen sie und machen Musik. Und Theater führen sie auf.“
    „Ein fröhliches Leben ist das .“ 
    „Das will ich mei nen. Bei uns in Leipzig wollen s ie es nun auch so mache n und einen Verein gründen. Pleskows Jungen sind groß dabei. Ziegelmacher auch. Der organisiert alles. “
    „Ist denen Popschaklak nicht mehr gut genug?“
    „Scheint so. Wie junge Leute heute sind. Die brauchen immer etwas Neues. War bei uns nicht anders. “
    „Sag mal, Dressner – wir haben doch Krieg in Deutschland, nich t ?“
    „So sagt man. In Polen sind die Truppen. “
    „Warum sind die jungen Männer eigentlich hier und nicht bei denen… – in so einem Krieg gibt e s doch sicher alle Hände voll zu tun, an der

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