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Braeutigame

Braeutigame

Titel: Braeutigame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Braun
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gebeten, mehr als üblich im Ort, aber sie konnten die anderen schlecht wegschicken, zumal sie Geschenke brachten. Auf Breitem Weg und Kälber Drift standen Pferdewagen in langer Reihe. Haus und Hof waren voller Menschen, die laut durcheinander riefen, lachten, erwartungsvoll in die Küchen sahen. Eine Horde Kinder hüpfte in Sonntagssachen durch die Erwachsenen hindurch, Arthur vorneweg, ihr Anführer, dessen weißes Hemd an den Manschetten schon Staubstreifen hatte. Rosie lief von einem zu m anderen und schnüffelte an Hosenbeinen und Kleiderröcken.
    „Wie geht es uns?“, fragte Dr. Prudöhl, als er bei seiner Begrüßungsrunde auf Isidor Giese traf.
    „Wie’s Ihnen geht, weiß ich nicht , mein lieber Herr Doktor . Mir geht es schlecht.“
    „So? Wo ziept e s denn?“
    „Ja, ziepen tut’s, das ist das richtige Wort, das Sie gewählt haben.“ Er fasste sich an den Bauch. „Hier drinnen z iept’s, im Allerheiligsten. G anz gehörig.“
    Prudöhl legte seinen Kopf etwas schief, als dachte er nach. „Geht das schon lange so?“
    „Ach, i wo. Vier, fünf Monate erst .“
    „Sie sehen auch dünner aus als sonst, Herr Giese. Geht es noch mit dem Essen?“
    „Mir ist der Hunger vergangen. Mir schmeckt nichts mehr, all die schönen Sach en nicht – und das, wo Hochzeit ist! Ja, ja, das Leben ist voller Bitternis, selbst an Tagen wie diesen, nein? Am Abend zerreißt e s mir den Leib, Prudöhl, hier unten, wo die Warmwasserleitungen verlegt wurden. Wenn e s ganz schlimm wird, leg e ich mich auf dem Rücken auf den Boden, bei meinem Sohn im Keller. Das h ilft ein wenig. Und dann arbeite ich we iter – oder was man so macht.“ Giese lachte heiser. „Das schafft ein wenig Linderung. Arbeit ist gut. Schweiß heilt alle Krankheiten. Nur ob er auch das Alter heilt, muss man sehen. “
    Prudö hl sah ihn prüfend an.
    „Alles hat seine Zeit, Herr Doktor. Der Schmerz. Der Leib… Walburga – was meine Schwiege rtochter ist, die – die schneide t mir nu n die Harbusen auf und schmiert mir Brote. So hat alles sein G utes. Muss ich mir auf meine alten Tage nicht mehr die Finger schmutzig machen.“
    „Ich weiß nicht, Opa Giese. Das sollten wir untersuchen.“
    „Red nicht, Prudöhl. Es ist Festtag hier. Nu n lass mich mal Platz nehmen, dass wir den Betrieb nicht aufhalten. Mir tun die Füß e weh. Geht ja wohl die Mahlzeit los, mit all den Schüsseln und Sächelchen hier. Kann ich hier sitzen… – hier – Leopoldine, wär e s recht, wenn ich zu Dir komm e ?“
    „Recht ist e s“, rief die Witwe Stelter, die neben Irma Schilling an einem Tisch saß. „Nur zu, Vater Giese. Gibt Platz genug für alle . Komm man zu uns. “
    Isidor Giese setzte sich dazu, während Prudöhl stehen blieb und sich weiter unterhielt.
    „Weißt , was ich immer sag, Leopoldine?“, sagte Giese schelmisch .
    „Na?“
    „Schönheit vergeht, Hektar besteht.“ Er la chte und klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Irma Schilling seufz te.
    „Ist es nicht so, altes Mädchen?“
    „Schönheit papperlapapp! Welche Schönheit?“, fragte Frau Stelter mit spitzen Lippen.
    „Ja, das ist recht, das s du so reden tust“, sagte der alte Giese. „Was weißt du auch von Schönheit, Poldinchen ?“
    „Was ich …!? Du bist doch nicht schon betrunken, Isidor! ? “
    „Geh mir ab!“
    „Bist du. Ich kenne dich.“
    „…redst von Schönheit ...“
    „Du hast damit angefangen.“
    „... a ltes, bitteres Weib .. .“
    „Da hast du früher anders geredet.“
    „ Opa Giese ... “, sagte Irma Schilling leise. „Nun verde rb t ihr zwei Streithähne nicht allen die Freude.“
    „Jajaja“, grummelte er. „Nur reden tut die wie…“
    „Wir wissen es jetzt“, beschwichtigte Frau Schilling. „Es soll nicht einer des anderen Richter sein.“
    „Wie ein Pharisäer predigt sie! So. Jetzt habe ich e s gesagt.“
    „Bitte, Opa Giese…“
    „Ist ja schon gut, Irma. Wie der Pastor predigst du . Wo ist überhaupt dein Jung e ?“
    S ie zuckte mit den Achseln. „Hintendu rch“, sagte sie.
    „Wo ist eigentlich deine Sippe , Isidor ?“, fragte Frau Stelter trocken. „ Emil und Walburga und deine Enkeltöchter ? Haben sie dich heute alleine losziehen lassen? “
    „Das musste ja kommen.“
    „Ich bitt e dich, Poldine“, sagte Frau Schilling. „In Frieden wollen wir feiern. Wie redliche Christenleut e. Horch, da geht die Musik los! Da sitzt der Trautmann-Jung e auf dem Fass und spielt seinen Blasbalken. Einen Hopser.“
    „Heute

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