Braeutigame
auskommen kann man mit dene n schon, wenn man weiß, wie man e s macht.“
Johannes kaute stumm weiter; er aß ein Stück Kirschtorte. „Jetzt ist e s hier aber auch anders geworden – und besser. Die Nationalisten werden auch das hier in Ordnung bringen. Den ganzen Balkan.“
„Meinst du ?“
„Und wie. Kann man doch jetzt schon sehen. Bukarest wird wieder ernst genommen. Das größte Land in der Region.“
„Stimmt das, dass alle Deutschländer sich nun mit dem Hitlergruß anreden? “, fragte Walburga. „ Dieses Arm-hoch und Heil-Hitler-Gerede?“
„Was ist daran Gerede?“
„Es klingt so ... merkwürdig. Lächerlich irgendwie. ‚Heil, mein Führer!’ – und alles im Stechschritt und mit Fackeln. Geh mir ab. Wie die Kinder. “
Johannes sah sie an. Die Kuchengabel schwebte auf halber Höhe vor seinem Hemd. „Ihre Gesinnung lässt schon zu wünschen übrig, Frau Giese.“
„Mein e Gesinnung ?“
„Schämen sollten Sie sich.“
Walburga Giese sah unsicher zu ihrem Mann.
„Wisst ihr etwa nicht , wie der deutsc he Gruß ordnungsgemäß zu erweisen ist!?“, rief Emil Giese plötzlich .
„Na?“
„Durch aufgehobene Rechte! “ Giese brüllte los , ein Spucketropfen traf Johannes’ Tortenstück. Walburga und die anderen prusteten los. Johannes und sein deutschländischer Freund blieben stumm.
„Was gibt’s für neue Witze?“, rief Georg, der hinter den Gi eses stand und mit einem Teller in der Hand mitlacht e. „Sechs Monate Gefängnis! Ha, ha, ha…“
„Aber mal ernst“, sagte Giese und beugte sich, die Ellenbogen auf der Tischdecke, zu de n Deutschländern vor. „Stimmt e s, dass euer Hitler die Deutschen alle zurückholt?“
„Welche Deutschen?“
„Die bei den Russen – an der Wolga und in Siebenbürgen die.“
„Hab e ich nichts von gehört. Gibt’s da Deutsche?“
„Gibt’s da Deutsche, sagt er. – Und wie’s da Deutsche gibt, Junge! Seit Katharina schon. Was sind wir denn? “
Johannes zuckte mit den Schultern. „Ist mir ja egal. Aber dass die nun alle zurückkommen sollen – das ist Quatsch. Die Deutschen gehen in den Osten, die kommen nicht von da . Dort liegt unser angestammter Lebensraum. “
„Hmm.“ Giese zögerte. Aus den Augenwinkeln sah er Emmi und Samuel Trautmann, die g enau zuhörten. „Ist bei euch nie die Rede von Heim-ins-Reich, Johannes? Dass… na, das kommt ja nicht von mir, aber so in der Richtung, dass das deutsche Volk geeinigt werden soll oder muss oder was, so ungefähr?“
„Weiß ich nicht. Möglich. Mit den Russen und den Slawen sollten wir nichts zu tun haben. Wollen wir auch nicht. Das mischt sich nicht. “
„Die Russen wollten uns schon mal alle nach Sibirien schicken“, sagte Trautmann. „Neunzehnsiebzehn. Da stand schon der Zug hier in Bessarabeska. Kohlewaggons. M it Bolleröf en in der Mitte und Eimern drin für die Notdurft. “
„Da sehen Sie ma l“, sagte Johannes. „Sowas gibt e s unter dem Führer nicht. Wer zum Volk gehört, muss geschützt werden.“
„Mit Gott hat der Russe es auch nicht“, sagte Giese. „Für die Bolschewiken ist der Glaube Opium. Die Gläubigen werden alle abgeholt.“
„Dann können wir nicht mehr bei den Russen leben“, sagte Walburga leise. „Wir können doch nicht unseren Herrn und Schöpfer verleugnen!? Uns versündigen!?“
„Mach dir keine Gedanken, Frau.“
„Unter den Zaren war es anders. Da war es egal, in welche Kirche man ging. Jeder wie er wollte.“
Emil Giese seufzte. „Tja. In Russland sind alle Kirchen hin. Da machen sie wer weiß was draus, Spielhöllen und Filmhallen...“
„Ist doch gut – dann gehen wir eben! “, rief Reinhold Trautmann . „Stell dir vor, es geht heim ins Reich. Das ist doch was anderes als hier. Das ist doch rückständig hier – nur Felder und Pferde – Landwirtschaft… Man macht eine Reise in die große weite Welt. Was es da alles zu sehen gibt… Ich bin dabei!“
„Bist du meschugge geworden, junger Mann!?“, s chimpfte Emmi Trautmann. „Sei nicht so überheblich , und halt deinen Rand. Was rückständig ist, hast du noch nicht gesehen mit deinen paar Jahren auf dem Buckel. Reiß nicht den Mund so auf, mein Sohn! “
Georg stand neben Reinhold und überlegte, wie es in Deutschland wäre. Es war eine aufregende Vorstellung, fand er.
„Du, Johannes“, sagte er in die Runde. „Was habt ihr für Pferde im Reich?“
Johannes lachte laut. „Pferde!?“, rief er. „Du machst mir Spaß! Wir haben Maschinen .
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