Bragg 04 - Dunkles Verlangen
Engel, Nicholas«, sagte sie leise. »Dein Angebot ist großartig. Und du selbst bist ebenso großartig.«
Er konnte die Freude, die dieses Kompliment in ihm auslöste, nicht verbergen. »Na ja.« Er sah sie achselzuckend an, doch auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.
»Nur dass ich zufällig sehr gerne nach Dragmore reisen würde«, verkündete Jane und zeichnete mit dem Zeigefinger die Konturen seiner Kinnlade nach. »Ich stelle es mir nämlich wunderbar vor, eine Zeit lang mit dir und den Kindern allein zu sein. Hast du etwas dagegen?«
»Dagegen?«, schrie er beinahe. Er lachte, zog sie an sich. »Jane«, sagte er leise. »Noch nie hat mich bisher jemand als Engel bezeichnet.«
Kapitel 46
Jane stand in ihrem Schlafzimmer vor der Frisierkommode und machte ein verträumtes Gesicht, während Molly ihr das Kleid am Rücken zuknöpfte. Sie hatte lange geschlafen. Aber sie war auch erst in der Morgendämmerung zu Bett gegangen. Als sie dann an die vergangene Nacht zurückdachte, wurde ihr Lächeln immer breiter.
Der Earl hatte sie zu einem intimen, vornehmen Diner in eines der elegantesten Londoner Restaurants geführt. Anschließend waren sie im Regency tanzen gewesen, danach noch eine Weile Hand in Hand an der Themse entlanggebummelt, und hinterher …
Jane schloss einen Moment die Augen. Allein der Gedanke daran, wie er sie glücklich gemacht hatte, genügte schon, um in ihrem Körper alle Begierden neu zu entflammen.
»Fertig, Mylady«, sagte Molly. »Oje. Ihr seid heute Morgen aber wirklich bildschön. Einfach hinreißend, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
Jane lächelte und betrachtete sich wohlgefällig im Spiegel. Ihre strahlend blauen Augen funkelten, ihre Wangen waren leicht gerötet, und sie sah in der Tat großartig aus an diesem Tag. »Darfst du«, sagte sie leise, während ihre Seele jubilierte. Sie wollte gerade ihre mit Perlen besetzte Haarbürste in die Hand nehmen, als sie ein kleines mit einem Goldband geschmücktes Kästchen entdeckte und daneben ein Kärtchen.
Dann sah Molly das Kästchen ebenfalls. »Schon wieder ein Geschenk.« Sie war hin und weg.
Jane versuchte, ein vorwurfsvolles Gesicht aufzusetzen, was ihr aber gründlich misslang. Sie öffnete die an den Rändern vergoldete Karte. Wie schon zuvor auf den übrigen Karten hieß es dort: »Meiner Frau Jane – von Nicholas«. Sie schüttelte den Kopf. In dem Kästchen befand sich eine Diamantkette, die Tausende von Pfund gekostet haben musste. Molly war sprachlos.
In der einen Woche, die seit ihrer Versöhnung vergangen war, hatte er ihr eine atemberaubende Saphirkette, ein mit Rubinen, Smaragden und Diamanten besetztes umwerfend schönes Armband und eine exquisite Perlenkette geschenkt. Von den Ladungen weißer Rosen ganz zu schweigen. Und jetzt das hier, ein wahrhaft königliches Präsent. Der Mann hatte offenbar den Verstand verloren.
»Er muss Euch wirklich sehr lieben«, hauchte Molly ehrfürchtig. »Wollt Ihr die Kette denn gar nicht anprobieren?«
Dazu musste man Jane nicht gerade zwingen, und Molly half ihr dabei, die Kette anzulegen. Sie bestand aus drei Reihen Diamanten und einem großen tränenförmigen Stein in der Mitte. Das alles war viel zu viel. Wo sollte sie so etwas denn nur tragen?
»Wo ist Seine Lordschaft?«
»Er ist noch im Esszimmer.« Molly grinste. »Er hat heute auch etwas länger geschlafen.«
Jane errötete. Sie eilte nach unten und versuchte unterwegs ihr heftig pochendes Herz zu beruhigen.
Wie jedes Mal raubte sein Anblick ihr den Atem. Der Earl saß ein wenig vornübergebeugt da und schien etwas zu lesen. Er sah einfach fantastisch aus mit seiner Bronzehaut und dem ebenholzfarbenen Haar. Als er aufblickte, schossen Silberblitze aus seinen Augen. Dann sah er die Kette und fing an zu lächeln. »Guten Morgen«, sagte er mit einer Stimme, die so intim wie sexy klang. Jane fielen augenblicklich die zahlreichen Augenblicke zügelloser Leidenschaft wieder ein, die sie mit ihm geteilt hatte.
»Nicholas«, sagte sie in einem gespielt vorwurfsvollen Ton.
Er stand auf, kam näher und verpasste ihr einen gewagten Kuss. Jane verlor augenblicklich den Kopf und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Doch dann machte er sich vorsichtig von ihr frei. »Sollen wir nach oben gehen?«, sagte er scherzend.
Unglaublich, wäre es ihm mit dem Vorschlag ernst gewesen, hätte er sie nicht lange zu überreden brauchen. »Nicholas, du darfst mir nicht ständig so viele Geschenke
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